Im Internet findet sich (zum Glück?) alles. So stieß ich jüngst auf ein Netzfundstück mit einer Umfrage und Diskussion zum Thema Ancient Aliens und außerirdische Götter aus dem All. Sprich: „Was haltet ihr von den Theorien der Prä-Astronautik Paläo-SETI)?“ Eine sicher nicht repräsentative Umfrage unter Laien, deren bisherige Umfrage-Ergebnisse etc. ich Euch hier einmal vorstellen möchte. Zumal es praktisch direkt nach Erstellung der Frage umgehend zu Streitereien und Vorwürfen kam, so dass der Ersteller der Umfrage nur zwei Tage später „kapitulieren“ musste. Für alle Prä-Astronautik-Interessierte ein Paradebeispiel bei dem Thema im Netz.
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Liebe Freundinnen & Freunde des Phantastischen!
Prä-Astronautik: Ja, Nein, Vielleicht
Schon seit Jahrzehnten scheiden sich die Geister an der Frage, ob die Idee, dass die Götter der Vergangenheit reale Aliens von den Sternen waren, zutrifft oder nicht. Viele Menschen sind bis heute von diesen Überlegungen begeistert und halten es möglich oder denkbar. Viele andere wiederum sehen in der gesamten Prä-Astronautik nichts weiter als Unsinn.
Das zeigt sich auch in einer Online-Umfrage, die vor wenigen Tagen gestellt wurde. „Was haltet ihr von den Theorien der Prä-Astronautik?“ möchte der Ersteller dieses Netzfundstückes wissen, und führte dazu weiter aus:
„Habe in letzter Zeit viel über die Thematik gelesen und gesehen. Glaubt ihr das uns extraterrestisches Leben in der Vergangenheit besucht haben und uns geholfen haben den Technischen Fortschritt so zu erweitern wie er heute ist?
Kann man einige Zitate der Bibel tatsächlich mit Besuch von außerirdischen Besuchern vergleichen? (z. B. Ezechiel oder Henoch) oder verschiedenster Bauwerke, die angeblich nicht von Menschen stamme kann? Machu Pichu oder Nasca-Linen oder Inka-Mauer in Cusco? Würde gerne eure Meinung dazu hören.„
Diese Umfrage auf „GuteFrage.net“ ist natürlich alles andere als irgendwie repräsentativ. Der Ersteller der Frage wird vermutlich die TV-Serie „Ancient Aliens“ kennen, die ihn zu seiner Umfrage animiert hat. Und doch ist das bisherige Ergebnis für alle Fans der Prä-Astronautik oder auch der US-Doku-Reihe wenig erfreulich:
- 64 Prozent sagen: „Schwachsinn“
- 35 Prozent sagen: „Könnte möglich sein“
- 0 Prozent antworteten mit „Ja, sie haben uns besucht“
Wo das fehlende 1 Prozent ist, kann ich nicht sagen.
„Ausreden um Unwissenheit und Unverständnis zu kaschieren“
Natürlich folgte eine Diskussion zu dieser kleinen Umfrage. So kommentierte zum Beispiel ein User sofort , dass die Prä-Astronautik „nichts weiter als Ausreden, um Unwissenheit und Unverständnis zu kaschieren“, seien. Immerhin „beschäftige und informiere (ich) mich gerne vielseitig“, so der Kritiker.
Ein anderer User glaubt, dass es „durchaus möglich“ sein könnte, während ein weiteres Mitglied der dortigen Community daraufhin sogleich nach Beweisen fragt. „Den ‚Beleg‘ findest du in alten Schriften rund um den Erdball“, ergänzt ein anderer Teilnehmer. Beweise gäbe es nirgendwo, „außer bei den Blütenträumern von Däniken & Co.„, wieder ein anderer User. Was „Blütenträumer“ sind, kann ich allerdings nicht sagen.
Der Umfrage-Erstelle glaubt, dass all die Bauten der Vergangenheit wohl „irgendwie“ mit den Göttern aus dem All zusammenhängen könnten. Alle diese Monumente wie von den Inka in Peru können seiner Meinung nicht einfach so erschaffen worden sein. Aussagen, die man zweifellos als Jahrzehnte alte Klassiker der Prä-Astronautik bezeichnen kann.
Fake-News in Buchform?
Ein Nutzer mit Namen „warehouse14“ sieht das alles etwas distanzierter. Er (oder sie) spekuliert, dass vielleicht eine „andere (irdische) Spezies“ die Schöpfer sind. Eine intelligente Rasse, die vielleicht die Erde verlassen hat. „Es ist alles eine Frage der Interpretation“, ist er sich sicher, womit er dort viel Gegenwind bekam.
Richtig Mühe gab sich die Userin „uteausmünchen“ in ihrem Kommentar. Sie stimmte nicht nur mit „Schwachsinn“ ab, sondern sieht hinter dem Thema Prä-Astronautik eine Manipulation von Erich von Däniken und anderen Autoren:
„Däniken und andere Verkünder der Prä-Astronautik leben davon, dass Otto-Normalverbraucher ein sehr – seeeeehr – oberflächliches Wissen alter Kulturen hat. Der durchschnittliche Leser dieser Bücher ist fasziniert von der Vorstellung, merkt aber eben nicht, wo Däniken & Co. die Sachverhalte völlig falsch darstellen.„
Bücher der Prä-Astronautik sind nach dieser Aussage also so etwas wie Fake-News in Buchform. Populärwissenschaftliche Sachbücher ohne den Ansprich auf Wirtschaftlichkeit sind es natürlich alle, aber „uteausmünchen“ machte sich auch die Mühe Beispiele zu benennen.
„Winzige Details“ von „viel größeren bildhaften Darstellungen“ würden gezielt herausgegriffen und dabei dem Leser unterschlagen, „dass er nur ein Detail zu sehen bekommt“. Das Gesamtbild, das dem Leser eben vorenthalten wird, würde in Wahrheit aber “ die Deutung der Prä-Astronauten halt gar nicht mehr unterstützt“. Leider erfahren wir nicht, an welche Abbildungen und Bilder die Kritikerin hier denkt.
„Echte archäologische Erklärung der Darstellungen“ würden Erich von Däniken & Co. absichtlich „unterschlagen“. Die Unkenntnis der Leserschaft nutze man so aus, der Gesamtkontext der „suggestiv gewählten Bilder“ würde nicht genannt und ebenso „anders aussehende Vorstufen“ von diesen. Auch hier wird kein Beispiel genannt, aber auf einen Artikel des Däniken-Kritikers Dr. Florian Freistetter verlinkt, der Teil einer kleinen Serie anlässlich des EvD-Buches „Was ich jahrzehntelang verschweigen habe“ ist.
In „Erich von Däniken packt aus: ‚Ägyptische Verbindungen‘ und die geheimen Kammern der Pyramiden“ vom 5. Januar 2016 schreibt Freistetter von „Argumentum ad ignorantiam”, dem “Argument durch Nichtwissen”, dass er von Däniken vorwirft. Nachzulesen HIER.
Immer wieder Ägypten!
Als dritten Kritikpunkt führt „uteausmünchen“ an, dass „schlicht falsche Angaben gemacht“ werden. „Etwa über die angebliche Exaktheit bearbeiteter Blöcke, über Zahlenangaben…“. Was sie meint, kann ich nicht sagen. Ich vermute, dass „Ute“ hier an die angeblich so perfekten und exakten Pyramiden und ihre Bausteine in Ägypten dachte. Tatsächlich wird in der Welt der Grenzwissenschaft und Mystery Files gerne über die so „exakten“ Bausteine und die so perfekte Bauweise der Cheops-Pyramide geschwärmt. Allerdings ist das zu 99 Prozent falsch.
Vor Ort in Ägypten oder auch durch eine einfache Bildersuche im Netz sieht man sehr schnell, dass die allermeisten Pyramiden-Bausteine eher Schutt und grobe Brocken sind. Von einer Perfektion (des Kernmauerwerk!) kann hier überhaupt keine Rede sein – man kann in die Fugen sogar bequem den Kopf hinein stecken. Und selbst die bekannten Granit-Blöcke in der Königskammer der Cheops-Pyramide sind zum Teil alles andere als perfekt bzw. „fugenlos“ verlegt. Auch das sieht man allein auf Fotos, ohne selber vor Ort gewesen zu sein.
Für andere Pyramiden in Ägypten, etwa die Rote Pyramide von Daschur, gilt das ebenso. Anders sieht es allerdings bei den Granit-Steinen in dem Tempeln am Fuß der Gizeh-Pyramiden nahe der Sphinx aus. Hier steht der Besucher tatsächlich staunend vor der perfekten Bearbeitung und Verarbeitung der Monolithen!
Als viertes und letztes Beispiel nennt die Prä-Astronautik-Kritikerin „Ute“ Dinge, die „als für Experten erklärbar verkauft“ werden, doch in Wahrheit doch erklärbar sind. Hier verlinkt sie auf einen Artikel des Däniken-Kritikers Andreas Bühler, in dem es um die „technischen“ Abbildungen auf einem Deckenbalken im Totentempel Sethos I. von Abydos in Ägypten geht (Helikopter, U-Boot etc.). Mehr dazu erfahrt Ihr in diesem Artikel HIER auf diesem Blog.
Geldquelle Astronautengötter?
„Prä-Astronautik ist eine Geldquelle“, resümiert „uteausmünchen“. Man würde mit Büchern und DVD den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen, „weil sie die Idee faszinierend finden“. Damit sei das Thema Prä-Astronautik keine Frage einer Meinung, sondern ganz einfach Lug und Trug. Ein „josef050153“ sieht das ähnlich, da auch er meint: „es ist eine gute Möglichkeit, um Geld zu verdienen“.
Natürlich ist der Geld-Machen-Vorwurf genauso Unsinn, wie viele angebliche Mysterien der Grenzwissenschaft und Prä-Astronautik an sich. Autoren, Verlage, DVD-Produzenten oder Mystery-Forscher an sich wissen ganz genau, dass man mit solchen Themen kein Geld verdienen kann! Kosten und Einnahmen stehen hier in keinerlei Relation zueinander. „Eine gute Möglichkeit, um Geld zu verdienen“ … ist damit nichts weiter als reine Fantasie der Kritiker. Eine Art Totschlagargument, das aber – wenn überhaupt – nur den Szene-Laien beeindrucken kann.
Erich von Däniken ist jedoch tatsächlich eine Ausnahme. Er selber sagte und sagt immer wieder von sich, dass er gut davon leben kann. Er sei einer der ganz wenigen, wie er es oft unterstreicht. Wo heute niemand mehr für Informationen (Bücher, Videos, Magazine etc.) bezahlen will, geht Geld verdienen anders. Auch mit anderen Themen für populärwissenschaftliche Bücher. Eine endlose Geschichte, über die viel gesagt werden könnte …
Zu dem dem Vorwurf, dass sich Mystery-Forscher mit Online-Arbeiten eine goldene Nase verdienen, könnt Ihr übrigens HIER die wahren Fakten erfahren. Auch wenn dieser nicht explizit bei „GuteFrage.net“ genannt wurde.
Mehr zum Thema auch hier:
Ein User mit Namen „feldsalat01“ kommentiert dies mit folgenden Worten:
„Was Däniken angeht, respektiere ich Ihn und alle andersdenkende Forscher/innen. (…)
Was diese lächerlichen finanziellen Anspielungen fortlaufend angeht, kann mir hier bitte Jemand plausibel erklären, welche menschen-gemachte Unternehmung auch immer, keine finanziellen Vorteile einbringen soll? Parteien? Religionen? Universitäten? Gesundheitssystem? Länder? usw.„
Und was sagt Kritikern „Ute“ dazu? Der Kommentar „strotzt von Unkenntnis über wissenschaftliches Arbeiten“, kommentiert sie. Allerdings erhebt kein Prä-Astronautiker den Anspruch, dass er wissenschaftlich arbeitet. Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Spekulationen, auf Alien komm raus
„Reviloone95“, jener User, der die Umfrage eingangs erstellte, musste schon zwei Tage nach seinem Posting quasi kapitulieren. Er schreibt:
„Mhmm… Klingt wirklich so, als würde der gute alte Däniken uns wirklich auf dem Arm nehmen wollen. Eigentlich schade muss ich sagen. Ich empfand es als ein sehr spannendes Thema und vor allem mal zum umdenken. Die Medien haben es herausgefunden und uns Zuschauer suggeriert das jedes Bauwerk, jede Hieroglyphe, einige Höhlenmalerei auf Außerirdische zurückzuführen ist.
Jedoch ist es mal wieder so, dass die Einschaltquoten steigen sollen wie zum Beispiel die Serie Ancient Aliens. Es wird uns jeden Mist erzählt was wir hören wollen. Das ist mal wieder typisch. Danke für die Aufklärung.„
Und da haben wir wieder das Problem: Der User wurde von der TV-Serie „Ancient Aliens“ auf diese Themen gebracht, in der ohne Frage überall Astronautengötter vermutet werden. Es wimmelt bekanntlich in der erfolgreichen TV-Reihe an Hinweise auf die Astronauten aus dem All, worauf auf diesem Blog sehr oft hingewiesen wurde.
Der Fragesteller „Reviloone95“ resignierte aber nach meinem Geschmack viel zu schnell. Nur weil in „Ancient Aliens“, die er augenscheinlich kostenlos am TV gesehen hat, „auf Alien komm raus“ spekuliert wird – ist das Thema Prä-Astronautik damit nicht nur Unsinn. Offenbar hat sich „Reviloone95“ auch nicht die Mühe gemacht, irgendwelche Thesen und Aussagen rund um die Aliens der Antike selber zu überprüfen. Vielleicht sogar durch den Kauf von Büchern, die eben Geld kosten.
Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass es dadurch nicht einfach getan ist. Man müsste schon tief hinter die Thematik einsteigen, um Fakten und Fiktionen zu trennen. Das kostet nicht nur viel Zeit und Geld, sondern ist viel zu oft ernüchternd.
Euer Jäger des Phantastischen
Lars A. Fischinger
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