Februar 1968: Ein junger Schweizer mit dem wohlklingenden Namen Erich Anton Paul von Däniken veröffentlicht nach einer Odyssee durch dutzende von Deutschen Verlagen im Düsseldorfer ECON-Verlag sein kleines Büchlein „Erinnerungen an die Zukunft“ mit einer Startauflage von 6.000 Exemplaren. Der Herausgeber ließ bei dem Thema Vorsicht walten. Doch schon im Dezember 1968 wurden rund 120.000 Bücher in etwa zehn Neuauflagen nachgedruckt, und 1970 waren 30 Auflagen mit über 600.000 Bücher längst überschritten. Ein „Mystery-Kult“ war im Mainstream geboren, der „Kult“ der Prä-Astronautik – der Ancient Aliens. Doch wie kam es dazu? Hier erfahrt Ihr die ganze Geschichte der Idee der Götter aus dem All – und wie der mittlerweile über achtzigjährige Erich von Däniken mit dem Thema Astronautengötter einen Boom ins Leben rief.
Liebe und Freundinnen & Freunde des Phantastischen!
Das erste Buch von Erich von Däniken vor bald 50 Jahren war ohne Zweifel der „Startschuss“ für die Prä-Astronautik. Auch wenn bis heute Neider und Kritiker gerne darauf verweisen, dass es bereits vor von Däniken andere Autoren derartige Themen von „Außerirdischen in der Vergangenheit“ publizierten. Jedoch nicht annähernd so erfolgreich, wie es ab 1968 von Däniken gelang.
Bis heute folgen von „Erinnerungen an die Zukunft“ weiterhin Neuauflagen, Clubausgaben, Taschenbuchversionen etc. regelmäßig. Ein wahrlicher Bestseller war 1968 geboren, und von Däniken füllte den Markt bisher mit Dutzenden weiteren Büchern, unzähligen Neuauflagen und weit über 60 Millionen verkauften Exemplaren weltweit.
Erich von Däniken – heute vielfach schlicht mit EvD abgekürzt – ist und bleibt ein Erfolgsautor, der in der Szene der Prä-Astronautik praktisch konkurrenzlos war und ist.
Ein Mann, ein Buch, ein Kult
Im Jahre 1968 behauptete der Schweizer von Däniken in seinem doch recht mager erscheinenden Erstlingswerk, dass die Erde vor Jahrtausenden weltweit von Außerirdischen besucht wurde. Er stellte die Idee auf, die Götter und all die anderen Gestalten menschlichen Religionsgeistes seien in Wahrheit nichts anderes als technische Aliens gewesen , die in Raumschiffen zur Erde kamen. Mythen, religiöse Texte und sakrale Bauten scheinbar unerklärlicher Herkunft und Inhalte waren für von Däniken Indizien für seine Annahme.
Da EvD in seinen Bücher einen schon als „fordernd“ zu bezeichnenden, sehr einfachen Schreibstil verwendet, schlugen seine Ideen wie eine Bombe in der Öffentlichkeit ein. Nicht nur der ECON-Verlag und er selber waren über den Erfolg erstaunt, sondern auch die Medien – Erich von Däniken wurde ein gefragter Gast im Fernsehen und am Radio. Ein Star der Literatur.
Bis heute zerrt man von Däniken gerne vor die Kameras der Fernsehanstalten, und unterlegt seine dort vorgetragenen Aussagen und Argumente meist mit der Einblendung „Erich von Däniken, UFOloge“ oder ähnlich. Doch tatsächlich hat es sich bei der gesamten Idee der Prä-Astronautik/Paläo-SETI, der Suche nach außerirdischer Intelligenz in der Vorzeit, etwas anders. Denn mit der UFOlogie hat das Thema eigentlich nicht allzu viel gemein.
Die Themen seiner Bücher spielen weit in der Vergangenheit und handeln nicht von den UFOs der Jetzt-Zeit. Obwohl sich das in einigen vor allem neueren Büchern wie etwa „Was ich jahrzehntelang verschwiegen habe“ (2015) änderte.
Auch wenn EvD schon vor seinem Buch „Erinnerungen an die Zukunft“ in Zeitungen und Magazinen Artikel und Aufsätze veröffentlichte, in denen er seine Ideen und Thesen darlegte, so ist von Däniken sicher nicht der erste und zu der Zeit in den 60ger und 70ger Jahren einzige Autor des Gebietes gewesen.
Schon der „Kult-Phänomene-Autor“ Charles Fort, der bereits am 3. Mai 1932 verstarb und der vor allem durch sein Buch „The Book of the Dammed“ im Jahre 1919 Berühmtheit erlangte, vertrat die Meinung, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass die Erde von Wesen aus dem All besucht wird. Fort warf seinen Mitmenschen, vor allen jenen, die sich der Wissenschaft angehörig fühlten, in seinen Büchern vor, die seien „blind“ gegenüber den wahren Tatsachen der Welt des Unerklärlichen.
Genauso verfasst auch Erich von Däniken seine Bücher, denn auch er wirft der Wissenschaft (oftmals sehr zurecht) vor, die Idee der Prä-Astronautik mehr oder minder zu ignorieren.
Als die Ancient Aliens noch von der Venus kamen
In den 1960ger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es eine Reihe von Autoren, die die Idee verfolgten, die Menschen seien einstmals von Außerirdischen – den „Götter“ – besucht worden. Vor allem der Franzose Robert Charroux ist hier zu nennen, der eine ganze Reihe, ebenfalls bis heute erhältlicher, Bücher verfasste.
Auch Charroux vertrat in seinem 1965 erscheinenden Buch „Le Livre des Secrets Trahis“ (Paris), das heute unter dem Titel „Verratene Geheimnisse“ (1967) bekannt ist, und dem zahlreiche Bücher folgten, die Idee des Besuches von Außerirdischen auf der Erde. Sehr oft schrieb Charroux in seinen Veröffentlichungen auch, dass diese Alien-Götter von der Venus zur Erde kamen. Heute eher eine Idee über die man schmunzeln mag. Die Charroux-Bücher „Verratene Geheimnisse“ und „Phantastische Vergangenheit“ von 1966, das in Paris bereits 1963 erschien, finden sich auch im Quellennachweis von von Dänikens erstem Buch wieder.
Während Charroux in seinen Büchern oftmals zusammenhanglos kuriose Storys und UFO-Geschichten präsentierte, versuchte von Däniken bis heute eine klare Linie einzuhalten. Doch (fast) alles, was bis heute der Paläo-SETI-Literatur als „groß“ gefeiert wird, entstammt dieser Geburtsstunde der Astronautengötter. So finden wir in den ersten Büchern von Charroux bereits jene Themen, die als Themen von Erich von Däniken gelten: Henoch und seine Reisen ins All, Pyramiden, die Bundeslade als technisches Gerät, vorzeitlicher Atomkrieg, die Karte des Piri Reis und natürlich Ezechiel und sein Raumfahrzeug. Sogar ein ganzes Buch über „Das Rätsel der Anden“ folgte später von Charroux, in dem es sehr umfangreich um die Steine von Ica und die Hochebene von Naca geht.
Doch noch vor und auch während der Zeit Charroux gab es Autoren, die die Idee der Vorzeitraumfahrer formulierten.
So etwa das Autorenduo Jacques Bergier und Louis Pauwels, vor allem bekannt durch ihr Buch „Aufbruch ins dritte Jahrtausend“ von 1962, die in ihrem Buch „Gurdjew, der Magier“ (1954) prä-astronautische Aspekte schildern. Und die übliche Art, Felsbilder als Astronautendarstellungen zu deuten, wurde von dem sowjetischen Forscher Modest Agrest bereist 1961 in einigen Artikeln benutzt, in denen er sich der Bilder der Sahara annahm, die als „Marsgott“ bekannt sind. Agrest spekulierte auch, die aus Steinen von rund 1.000 Tonnen Gewicht errichtete Tempelplattfom von Baalbeck, Libanon, sei eine Startrampe für Raumschiffe gewesen und Sodom und Gomorrha seien durch eine Atombombe vernichtet worden.
Der Franzose Charroux behauptet in seinen Veröffentlichungen energisch, dass die Götter, also die Ancient Aliens, vom Planeten Venus kamen. Überall auf der Welt sah er in Bildnissen und Mythen Venusianer, die einst die Götter auf Erden waren. Und hier liegt durchaus eine Verbindung zum frühen UFO-Phänomen vor.
UFOs, Aliens, Götter und die Astronautengötter
Die 50ger Jahre des letzten Jahrhunderts – vor allem das Jahr 1947 – sind die „Flegeljahre“ der UFOs. Auch wenn, und dies soll an dieser Stelle nicht näher vertieft werden, auch vor und währen des II. Weltkrieges „unerklärliche Lichter“ und „Phantomraketen“ am Himmel gesehen wurden, so sind doch die klassischen fliegenden Untertassen eine Erfindung der 50ger. UFOlogen der Neuzeit haben unlängst eine richtige „Evolution“ des Phänomens der UFOs nachgewiesen. So waren es erst die Scheiben am Himmel, dazu gesellten sich Landungen, Begegnungen mit Piloten, Kontakte mit Aliens, Abstürze, Entführungen, Kornkreise und in einem gewissen Grade auch die Prä-Astronautik.
Nur einige Zeit nach dem Bekanntwerden der ersten UFO-Meldungen (vor allem in den USA), betraten die ersten „Kontaktler“ die Bühne des Unerklärlichen. Ihnen war eine ordinäre Sichtung eines UFOs zu wenig, sie gaben an, die Piloten der Scheiben haben sie persönlich angesprochen. Ja, sie seien gar mit den UFOs in das All geflogen und stünden in „medialen“ sprich geistigen Kontakt mit den Wesen der Sterne. Eine Analyse dieser ersten Berichte zeigt, dass schon die ersten Kontaktler die Idee vertraten, die Aliens seien schon „ewig“ auf Erden. Viele sprachen auch davon, so etwa und vor allem der „UFO-Prophet“ George Adamski aus den USA, dass die Kosmischen von der „Schwester der Erde“, der Venus, kommen. Eine heute irrwitzig anmutende Idee.
Adamski, eindeutig der Welt der UFOs zuzuordnen und der sich später gar Professor nennen ließ, schrieb bereits 1953 in seinem mit Desmond Leslie geschriebenen noch heute erhältlichen Klassiker „Flying Soucers have landed“ von den Vimaanas der indischen Veden und vom Bericht des Ezechiel, die er für UFOs hält. Diese Vimaanas und der Prophet Ezechiel wiederum finden sich auch in den ersten Büchern der Paläo-SETI wieder. Auch hat der UFO-Kontaktler Hunt Williamson bei einer Tournee 1958 durch Europa von den Linien auf der Ebene von Nazca, Peru, gesprochen, die er mit Aliens in Verbindung bringt.
Und der UFO-Forscher Dr. Jacques Vallee berichtete 1965 in seinem Buch „Anatomy of a Penomenon“, dass der UFO-Forscher Brinsley Le Poer Trench 1959/60 in seinem Buch „The Sky People“ davon schreibt, dass Trench der Ansicht ist, die Engel der Bibel waren in Wahrheit Außerirdische. Vor allem der Wiener Schriftsteller Peter Krassa hat diese Idee in seinem bis heute erhältlichen (erweiterten) Buch „Gott kam von den Sternen“ 1974 formuliert und diskutiert.
Die Idee von Trenchs „biblischen Aliens“ wurde 1962 von Paul Misraki übernommen, der sie dahingehend erweiterte, dass auch die Erscheinung der Mutter Gottes in Fatimá im Jahre 1917 in Wahrheit auf Außerirdische zurückzuführen sei. Tatsächlich gilt bis heute der verstorbene UFO-Forscher Dr. Johannes Fiebag als erster, der diese These über Fatimá in einem Buch schon 1986 vertrat. Jedoch hat auch der berühmte UFOloge John A. Keel, der bereits 1965 Ezechiel als UFO-Zeugen nennt, in seinem Buch „Operation Trojan Horse“ die Ereignisse von Fatimá in der UFO-Welt 1968 bekannt gemacht.
Der Schriftsteller Peter Kolosimo ist ebenfalls als einer der ersten zu nennen, die über die Paläo-SETI schrieben. „Schatten auf den Sternen“ (1966) „Sie kamen von einem anderen Stern“ (1968), „Viel Dinge zwischen Himmel und Erde“ (1969) oder „Woher wir kommen“ (1964) waren Titel aus seiner Feder. Auch Karl F. Kohlenberg widmete sich ab 1970 umfangreich diesen Ideen.
Einer der fleißigsten Autoren der frühen Prä-Astronautik war der in Deutschland wenig bekannte Walter Raymond Drake, der bereits 1961 sein Buch „Spaceman in antiquity (Sunderland)“ vorlegte. Dieser Arbeit folgten noch rund zehn weitere Bücher mit aussagekräftigen Titeln wie „Gods or Spaceman?“ (1964), „Gods and spacemen in the ancient east“ (1968) oder auch „Ancient secrets of mysterious America“ (1972). Bis 1980 legte Drake insgesamt fünf Titel aus seiner Reihe „Gods an spacemen“ vor, die sich von Israel über Griechenland und Rom bis zum alten Amerika und Indien erstreckten. Raymond Drake ist trotz seiner zahlreichen Bücher ein eher unbekannter Paläo-SETI-Schriftsteller der „ersten Stunde“.
Die goldenen Jahren der Prä-Astronautik
Die Zeit von den 70ger bis 80ger Jahren war die Sternstunde der Idee der Prä-Astronautik; auch Drake veröffentlichte damals jährlich ein Buch. Erich von Däniken schrieb seine erfolgreichsten Titel wie beispielsweise „Beweise“ (1977), „Aussaat und Kosmos“ (1972) oder auch „Prophet der Vergangenheit“ (1979) und in den USA sprach man von einer ausgebrochenen „Dänikitis“.
Diese Zeit war auch die Geburtsstunde der „Ancient Astronaut Society“ (AAS), die 1973 durch G. M. Phillips gegründet wurde und heute „Forschungsgesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI“ (A.A.S.) heißt und Tagungen und Reisen zu den Stätten der Götter in aller Welt organisiert. Seit 1988 erscheinen von der A.A.S. auch Sammelbände im Goldmann Verlag bzw. heute im KOPP Verlag.
Auch Autoren wie der bekannte Schriftsteller Charles Berlitz, der vor allem 1974 durch seine Bücher „The Bermuda Triangle“ und „The Mysterie of Atlantis“ berühmt wurde und weltweit mit seinen zahlreichen Büchern Millionenauflagen erreichte, schwammen auf der Welle des öffentlichen Interesses an Themen des Unerklärlichen mit. Berlitz, ein Autor, der in einer Reihe seiner Bücher zusammenhanglos auch über die Ancient Aliens-Idee schreibt, kann jedoch nicht als Autor dieses Gebietes bezeichnet werden. Er schrieb über alles, was auch nur annähernd rätselhaft erscheint.
Im Jahre 1972 betrat auch der umstrittene Schriftsteller Johannes von Buttlar die Bühne der „Populärwissenschaft“, der bis heute Millionen Bücher weltweit verkaufte. Berühmt wurde damals auch Ernst von Kuhon, der 1970 den ersten Sammelband zur These Erich von Dänikens herausgab, in dem Wissenschaftler über die Ancient Aliens diskutierten.
Erich von Däniken hatte in dieser Zeit kaum mehr ein Privatleben. Er schrieb, reiste und hielt einen Vortrag nach den anderen in aller Welt. Im Jahre 1975 bekam EvD in Bolivien den Ehrendoktortitel (Dr. h.c.) verliehen sowie die Ehrenbürgerschaft der peruanischen Stadt Ica (s. a., HIER). Ica wiederum ist fester Bestandteil der Paläo-SETI-Welt.
Robert Charroux berichtete 1974 in seinem Buch „L’énigme des Andes – Le Pistes de Nazca, La bibliothèque des Atlantes“ voller Begeisterung von den Funden kleiner und großer Steine die angeblich in ihren Gravuren von einer Welt zeugen, in der Menschen und Saurier gemeinsam lebten. Auch von Däniken greift in seinem Buch Beweise dieses Thema auf, beweist aber eine wesentlich vorsichtigere Betrachtung der „Steine von Ica“, wie man sie heute nennt.
In der heutigen Welt der Prä-Astronautik spielen diese Objekte kaum mehr eine Rolle. Währen die meisten sich mit der Bezeichnung „etabliert“ bürstenden Forscher die Gravuren der Steine immer schon als Fälschung ansahen, gewichten heute die Beweise für einen Schwindel mehr denn je. Auch wenn niemand echte Objekte abstreiten will, distanziert man sich doch von diesen Stücken. Jedoch hat bereits Erich von Däniken in „Beweise“ vor 40 Jahren geschrieben, dass es indianische Fälscher gibt.
Das Raumschiff des Ezechiel
1973 erschien nach „Erinnerungen an die Zukunft“ der erste unbestreitbare Klassiker der Paläo-SETI-Literatur.
Der Ex-NASA-Ingenieur Josef F. Blumrich bestätigte 1973 seiner Meinung nach in dem Buch „Da tat sich der Himmel auf“ die Idee, dass der biblische Prophet Ezechiel ein Raumschiff gesehen hat. Blumrich, der immer wieder angab, er habe mit seiner Arbeit eigentlich versucht, von Däniken zu widerlegen, da er unzweifelhaft Kenner von Raumfahrzeugen sei, rekonstruierte in seinem Buch das, was Ezechiel vor Jahrtausenden mutmaßlich gesehen habe. Schnell wurde diese Veröffentlichung, die ja die Spekulationen der anderen Autoren in wissenschaftlichem Licht erscheinen ließen, von anderen Schriftstellern übernommen.
Die Arbeit von Josef F. Blumrich ist bis heute fester Teil der Prä-Astronautik. Ebenso ist die über zehn Jahre nach Blumrichs Buch erscheinende Arbeit des Deutschen Ingenieurs Hans Herbert Beier „Kronzeuge Ezechiel“, in der Beier den „Tempel“ des Propheten rekonstruiert und zu dem Ergebnis kommt, dieses Gebäude sein eine Wartungsbasis gewesen, ein Klassiker.
Obwohl nach meinem Gefühl das doch sehr trockene Buch von 1985 nicht wirklich viele gelesen haben oder auch nur kennen. Wenn man von „Geheimtopp“ innerhalb der Paläo-SETI sprechen kann , dann von dem Buch von Hans Herbert Beier (und Lutz Gentes, weiter unten mehr). Bekannt ist aber fraglos das Ergebnis des Buches: Der Tempel des Propheten als Landebasis für das „Raumschiff des Ezechiel“.
Doch zu Blumrichs Arbeit sei weiter gesagt, dass auch die fragwürdige UFO-Szene sein Buch sehr gerne aufnahm. Besonders am Beispiel der UFO-Sekte RAEL-Bewegung ist dies leider zu erkennen. So veröffentlichte der Guru RAEL (= Claude Vorilhon) im Jahre 1974 in Frankreich seine angeblich von Aliens diktierte Neuinterpretation der Bibel, die von prä-astronautischen Thesen nur so wimmelt. In „Le livre qui dit la verite“ (deutsch: „Das Buch, das die Wahrheit sagt“, 1985) beschreibt sich RAEL als eine Art von den Astronautengötter persönlich berufender Sprecher für diese. Auch Ezechiel wird natürlich umfangreich rezitiert.
Die gesamte wirre Welt dieser UFO-Sekte, die bis heute aktiv existiert, baut auf der Prä-Astronautik auf.
Die Götter vom Sirius und Nahrungsmittel von Außerirdischen
Ein weiterer Klassiker erschien 1976 in Großbritannien: „Das Sirius-Rätsel“ von Robert K. G. Temple. Temple schildert in seinem umfassenden Buch die religiöse Welt eines afrikanischen Stammes, der Dogon in Mali, die vom Sirius-System berichten und dabei offenbar ein Wissen haben, das modernen Kenntnissen der Astronomie entspricht. Die Dogon selber, so weiter, geben an, dieses Wissen sei von fremden Wesen übermittelt worden. Sprich: von Außerirdischen.
Das bis heute viel beachtete Buch, dem 1998 ein zweiter Band folgte, ist meiner Meinung nach der Prä-Astronautik-Klassiker schlechthin. Tatsächlich ist bis heute ungeklärt, woher die Dogon ihr Wissen haben, oder aber, ob sie überhaupt ein solches Wissen hatten! All dies wurde ausgelöst durch den Bericht von zwei Völkerkundlern, die über Jahre hinweg bei dem Stamm in Mali lebten. In zahllosen Artikeln der letzten Jahre wurde ein Für und Wider gegeneinander abgewogen, wobei immer letzte Fragen blieben.
Drei Jahre später, 1979, erschien ein erneutes „Kult-Buch“ der Prä-Astronautik im Deutschen Moewig Verlag: Die Naturwissenschaftler George Sassoon und Rodney Dale beschreiben in ihrem umfangreichen Buch „Die Manna Maschine“, dass das Nahrungsmittel Manna, das die Hebräer beim Exodus 40 Jahre lang aßen, in Wahrheit eine künstliche Algennahrung war, die von einer atomgetriebenen Maschine hergestellt wurde. Herkunft: Außerirdisch. Schnell wurde diese Arbeit von anderen Autoren aufgegriffen und zitiert.
„Es eröffnet sich eine ungeheuerliche Welt“, schrieb Erich von Däniken im Vorwort zur deutschen Ausgabe des Buches. Auch „Die Manna Maschine“ gilt als ein Klassiker der Ancient Aliens-Literatur und ist noch heute zu bekommen. Verschiedentlich wurde diese mutmaßliche Maschine auch mit der Bundeslade in Zusammenhang gebracht. Etwa, dass in der Bundeslade Teile der Maschine beim Exodus transportiert wurden etc.
Anunnaki, Nibiru und ein Mythos
Im gleichen Jahr wie „Die Manna Maschine“ erschien in Deutschland auch das bereist 1976 in den USA erscheinende Buch „Der zwölfte Planet“ von Zecharia Sitchin. Diesem Buch folgten eine ganze Reihe umfangreicher weiterer Bücher. In dem Klassiker „Der zwölfte Planet“ stellte Sitchin damals mit umfangreichen „Zitaten“ (oder solche, die es sein sollten) und angeblich eigenen Übersetzungen von Texten aus dem Nahen Osten die Spekulation an, dass es in unserem Sonnensystem einen zusätzlichen Planeten gibt. Mehr noch, denn dessen Bewohner mit Namen Anunnaki haben nach seinen Ideen den Menschen erschaffen und die Welt immer wieder besucht. Auch hab der Heimatplanet Nibiru dieser Aliens zum Beispiel die Sintflut ausgelöst, als er sich wieder einmal der Erde bei seinem Umlauf um die Sonne nährte.
Bis zum heutigen Tag ist dieses heftig umstrittene Buch und seine zahlreichen Nachfolger fester Bestandteil der Prä-Astronautik. In meinem Buch „Die Akte 2012“ habe ich 2010 detailliert ausgeführt, dass diese Aussagen von Sitchin durch das Internet heute sogar vollkommen von seinen Büchern losgelöst ein regelrechtes Eigenleben führen. Immer wieder vermischt und fantasievoll angereichert.
Ebenso wie seine Bücher gilt Zecharia Sitchin auch im Kreise der Paläo-SETI als heftig umstritten. So wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die von ihm zitierten Texte gar nicht auffindbar bzw. seine Übersetzungen fern jeder Realität sind. Besonders der Kern seiner Idee, dass ein Planet von außerhalb des Sonnensystems in unser System eindrang, planetare Katastrophen und Zerstörungen auslöste, die Erde schuf und noch heute in einem 3.600 Jahre dauernden, elliptischen Orbit um die Sonne kreist, gilt dabei als wissenschaftlicher Nonsens.
Diese Thesen und Ideen, die Sitchin verbreitet, erinnern in starkem Maße an die Spekulationen des Autors Immanuel Velikovsky in seinem Bestseller „Welten im Zusammenstoß“ aus den 50ger und 60ger Jahren. Auch haben neue Forschungen der Astronomie ergeben, dass die These, unser Sonnensystem könnte einen 10ten Planeten besitzen, nicht ausgeschlossen werden kann. Doch daraus kann man nicht auf Sitchins Nibiru-Spekulationen schließen. Vielmehr wäre dieser eher ein Zwergplanet wie der Pluto.
Auch behauptet Sitchin natürlich auch, dass dieser Planet „Nibiru“ von intelligenten Aliens bewohnt sei. Dies ist in keinem Fall mit den Forschungsergebnissen der Astronomen zu vereinbaren. Zecharia Sitchin brüstet sich in seinen Büchern auch mit einem hoch spannenden Lebenslauf, und damit, dass er allerlei alte Sprache beherrsche. Auch Johannes von Buttlar, der selbst in der „Szene“ oft als „Märchenbaron“ verschrien wird, hat um seine Person einen spannenden Lebenslauf gesponnen, der darin gipfelte, dass er sich einen Doktortitel kaufte. Von Buttlar konnte auch nachgewiesen werden, dass seine in seinen Büchern erwähnten Studien etc. nicht ganz der Wahrheit entsprechen.
Wie dem auch sei, an der Prä-Astronautik und den Göttern des Sitchin an sich ändert das im Kern nichts, wie ich es 2015 in dem Buch „Rebellion der Astronautenwächter“ belegen konnte.
Die Geburt der „Ancient Aliens-Szene“, wie wir sie kennen
Die Jahre um 1980 entwickelten sich zur Geburtsstunde der bekanntesten bzw. frühesten klassischen Autoren der Prä-Astronautik. Dr. Johannes Fiebag (damals noch ohne Dr.) veröffentlichte 1982 „Rätsel der Menschheit“, in dem er zugleich sehr umfangreich auch über Kryptozoologie und UFOs schrieb, Walter-Jörg Langbein legte 1980 „Astronautengötter“ vor, und gab der Prä-Astronautik ein bis heute benutztes Synonym (der Begriff Paläo-SETI wurde von Dr. Fiebag etabliert) Peter Krassa, schon seit einigen Jahren als Autor aktiv, verfasst 1982 zusammen mit Reinhard Habeck den Klassiker „Licht für den Pharao“ und Johannes und Peter Fiebag gaben 1985 den Sammelband „Aus den Tiefen des Alls“ heraus. Ulrich Dopatka veröffentlichte 1979 sogar ein „Lexikon der Prä-Astronautik“ und Ernst Meckelburg begann 1980 mit „Besucher aus der Zukunft“ seine Karriere als Schriftsteller aus dem PSI- und UFO-Bereich, der aber auch prä-astronautische Themen anschnitt.
Im damals im Bereich Prä-Astronautik sehr aktiven Moewig Verlag erschien 1979 der ersten Band der „Ancient Astronaut Society“ mit einer Sammlung der Vorträge beim 6. Weltkonferenz der AAS in München und im selben Jahr kam das oben genannten Buch „Der zwölfte Planet“ von Zecharia Sitchin mit seinen Anunnaki auf den Markt
Bis zum heutigen Tag folgten nach Erich von Dänikens erstem Buch hunderte Bücher und Tausende Artikel, Aufsätze und Berichte über die Paläo-SETI. Auch eine Fernsehserie („Auf den Spuren der Allmächtigen“, Sat1) und zwei frühe Dokumentationen zu seinen ersten Büchern (Constantin Film und RTL) von und mit Erich von Däniken folgten. Ebenso ungezählte andere Fernsehreihen bzw. TV-Sendungen zum Thema. Heute gibt es natürlich dazu auch aktuell die sehr erfolgreiche US-Serie „Ancient Aliens“ des History Channel, die auch im deutschen Pay-TV läuft
Ab ca. 1990 trat dann eine „neue Generation“ von Autoren in Erscheinung. Hartwig Hausdorf, Andreas von Rétyi und Luc Bürgin sind einige von ihnen, die bis heute aktiv sind. Dazu gehöre auch ich, da mein erster Artikel zu den Weltraumgöttern 1994 und mein erstes Buch 1996 erschien. Und aktiv bin ja auch ich offensichtlich noch immer …
Somit ist Erich von Däniken fraglos der Vater der heutigen Prä-Astronautik!
Die Götter aus dem All – heute nur Zombies?
Was aber hat sich seit den Anfängen in den 60ger und 70ger Jahren getan?
Da im Laufe der Jahrzehnte eine umfangreiche Palette an neuen Autoren und somit neuen Büchern kam, ist die Welt der Astronautengötter und vor allem ihren großen und kleinen Funde, Indizien, Interpretationen und Meinungen nicht mehr zu übersehen. Auch ich als „alter Hase“ vermag nicht jede Publikation detailliert zu kennen und jedes Indiz oder jede Spekulation zu kommentieren – sie ist mir unbekannt. Unbekannt deshalb, da heute jeder mit wenigen Klicks eine Spekulation online ins Internet stellen kann. Vor allem in Sachen Anunnaki und Nibiru hat sich da unlängst eine wilde Gemeinschaft gebildet, die nicht mehr viel mit Zecharia Sitchin als Urheber der Idee zu tun hat.
Doch die Veröffentlichungen der Paläo-SETI lassen klar erkennen, dass auch heute noch Themen wie Henoch, Ezechiel, Nazca, Sirius-Rätsel/Dogon, Manna-Maschine, indische Texte, Pyramiden etc. hoch im Kurs stehen. Tatsächlich ist es aber auch so, dass in jeder Veröffentlichung, in dem sich Bekanntes findet, auch Unbekanntes einreiht. So haben wir es in der Astronautengötter-Forschung eigentlich weit gebracht. Alte und falsche Thesen und Ideen werden fallen gelassen und neue Arbeiten werden gerne zitiert. Zumindest sollte es so sein – denn das ist ein Problem.
Fraglos finden sich in ausnahmslos allen aktuellen Büchern der Prä-Astonautik Themen, die „alte Hasen“ schon teilweise seit Jahrzehnten kennen. „Zombies“, wie Skeptiker gerne spotten, denn sie sind nicht tot zu bekommen. Es gibt keine neuen „großen Sensationen“ mehr, die die Öffentlichkeit mitreißen, wie ich es auch in diesem Artikel vom August 2014 darlegte. Dazu kommt die „Generation Internet“, die fast keine teuren Bücher mehr liest und den Stoff rund um Mystery und Ancient Aliens kostenlos online haben möchte. Diesen Menschen sind sehr oft die alten Ideen zu den Astronautengöttern vollkommen unbekannt und wurden nur (meist stark verzerrt) im Internet aufgeschnappt.
Für sie ist es neu – für die älteren User kalter Kaffee für Zombies. Langjährige Skeptiker sind hier sogar regelrecht gelangweilt, wenn solche für sie bekannte Mysterien wieder online erscheinen. Gelangweilt aber auch und vor allem deshalb, da viele Mysterien der Ancient Aliens einfach nur erneut publiziert werden. Auch in Büchern – selbst wenn sie überholt und sogar widerlegt sein sollten. Übrigens einer der Gründe warum ich „Rebellion der Astronautenwächter“ 2015 veröffentlichte. Eben um zu zeigen, dass man in der Prä-Astronautik auch ohne bereits erschienene Bücher dieses Mystery-Bereiches arbeiten kann, aus denen man Zitate und/oder Quellen kopiert …
Beweise, Beweise, Beweise …?
Der ultimative Beweis für die Vorzeitastronauten ist bei Jahrzehnten des Forschens und Veröffentlichen immer noch nicht erbracht. Es gibt keinen Beweis, dass von Däniken & Co. recht haben. Leider.
In dem AAS-Buch „Neue Beweise der Prä-Astronautik“ von 1979 sprach EvD davon, dass er hofft, bis zum nächsten Treffen der AAS den unwiderlegbaren Beweis (eine Alien-Leiche sogar, sagte er) vorlegen zu können. Doch auch um diese angeblichen Leichen und andere angeblich außerirdische Mumien bzw. Körper ist es ruhig geworden. Auch wenn online solche „Beweise“ praktisch jede Woche auftauchen.
Das interessante und für die Idee Prä-Astronautik sprechende Thema der Flugwagen in indischen Texten, die beispielsweise der Autor Lutz Gentes 1996 in seinem Buch „Die Wirklichkeit der Götter“ umfassend diskutierte, beweist gar nichts. Obwohl, und das muss dick unterstrichen werden, sein Buch einer der Klassiker überhaupt ist. Oder sein sollte, da kaum jemand das Buch kennt oder las.
Wohl aber hat sich, nachdem der indische Sanskritgelehrte Professor Dr. Dileep Kumar Kanjilal in seiner umstrittenen Veröffentlichung „Vimana in ancient India“ 1985 erstmals umfassender die religiösen Texte modern deutete, in den Jahren einiges an neuen und erstaunlichen Erkenntnissen ergeben. So sind einige Aussagen in den Schriften unwiderlegbar mit modernen oder zukünftigen Waffen und deren Anwendung und Auswirkung vergleichbar. Doch ob dies nun wirklich so war, dass tatsächlich in den uralten Texten „göttliche UFOs“ etc. beschrieben werden, weiß man eben nicht.
Auch die Hochebene von Nazca in Peru hat sich sei „Erinnerungen an die Zukunft“ nicht verändert. Auch sie liegt heute noch genauso fragend in Südamerika, wie sie es seit Jahrhunderten wenn nicht seit Jahrtausenden tut. Die Interpretation, dass hier einstmals Außerirdische landeten, ist bis heute nicht bewiesen und gleichfalls nicht widerlegt. Aber ebenso wenig sind zahllose anderen Ideen der Prä-Astronautik widerlegt.
Niemand kann beweisen, dass Abraham, Henoch oder Elija nicht von Aliens ins All „entrückt“ wurden, dass die Hebräer nicht Manna aus einer außerirdischen Maschine speisten, dass Ezechiel Raumschiffe sah, dass die ungezählten Reliefs von „Göttern“ in Wahrheit Aliens zeigen oder auch, dass bestimmte Schilderungen von „fliegenden Wagen und Schilden am Himmel“, Feen, Zwergen und anderen Fabelwesen aus mittelalterlicher Zeit nicht auf das Einwirken außerirdischer Wesen hinweisen. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren verstärkt die Paläo-SETI auch dem Mittelalter und der Welt der Sagen, Märchen und folkloristischen Mythen gewidmet. Hier finden sich Berichte, die Parallelen zum UFO-Phänomen belegen. Doch ob es sich folgerichtig auch um Außerirdische handelt, kann niemand beweisen.
Prä-Astronautik ist Spekulation und auch ihr Gründervater Erich von Däniken nennt und nannte sich immer wieder „Sonntagsforscher“ und erhob nie Anspruch ein Wissenschaftler zu sein. Er stellte Fragen, die er der Wissenschaft „an den Kopf warf“ – und wirft, wie die anderen Autoren nach ihm. Auch müssen eigentlich nicht die Kritiker die Idee der Götter der Sterne widerlegen, sondern die Befürworter müssen diese beweisen!
Die Zukunft der Prä-Astronautik liegt also darin, worin sie schon vor vielen Jahren lag: in dem kontinuierlichen veröffentlichen neuer, kleiner Indizien und Funde sowie der wiederkehrenden Neudiskussion scheinbar verstaubter Themen. Und auch darin, dass die Aussagen der „Gegenseite“ – die Kritiker, Skeptiker und „Mainstream-Forscher“ – mehr beachtet werden!
Ich danke Euch, Euer Jäger des Phantastischen
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