Die Nikolaus-Verschwörung! Wie ich als Knabe eine Intrige um Santa Claus aufdeckte und ihn Jahrzehnte später besuchte: Ein “Nikolaus-Spezial”

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Die Nikolaus-Verschwörung und wie ich sie als Bub aufdeckte (Bilder: gemeinfrei / Montage: Fischinger-Online)
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Die Nikolaus-Verschwörung und wie ich sie als Bub aufdeckte (Bilder: gemeinfrei / Montage: Fischinger-Online)

Am 6. Dezember kommt der Nikolaus. Ein schönes Brauchtum, das vor allem die Jüngsten unter uns jedes Jahr begeistert: Die Kinder.  Alljährlich besucht der Nikolaus mit seinem langem Rauschbart und seinem unheimlichen Begleiter “Knecht Ruprecht” die Kinder der Familien. Zwei sonderbare Gestalten, die irgendwie nicht von dieser Welt zu stammen scheinen. Zumindest in einigen Region und Familien wird dieser Brauch bis heute gepflegt. So auch in meiner Heimat. Doch eines Nikolaus-Tages entdeckte ich als noch sehr junger Bub ein großes Mysterium um den Nikolaus und seinem Knecht und deckte so eine Verschwörung auf. Wie mir das als Kind gelungen war und wie ich Jahrzehnte später tatsächlich den “echten Nikolaus traf”, erfahrt Ihr in diesem Posting. Eine “Off-Topic- Anekdote” aus dem Leben als Nikolaus-Spezial …


Auch Lars A. Fischinger war mal Kind

Auch ich war vor unendlichen Zeiten einmal tatsächlich jung und ein Kind. Und wie eigentlich alle anderen Kinder freute auch ich mich jedes Jahr immer sehr auf den 6. Dezember: Den Tag des Nikolaus.

Ein sehr sonderbarerer Mann mit einem klassischen langen grauen Bart, der im Besitz eines geradezu unglaublichen “Buch des Bösen” war. Einem magischen Buch, in dem scheinbar alle meine Schandtaten niedergeschrieben standen. Drohend begleite diesen “Weihnachtsmann” an diesem Tag sein dunkler Gefährte mit einer Rute. Gelobe man keine Besserung, so der Nikolaus warnend mit seinem magischen Buch in den Händen, wird sein Begleiter schon zu strafen wissen …

Auch wenn schon mal (Angst-)Tränen bei den kleinen Kindern der Familien vergossen wurden, ging es dennoch jedes Jahr gut aus. Süßigkeiten und kleine Geschenke gab es letzten Endes dann doch. Selbstverständlich nur für die “artigen Kinder” oder wenn man fortan artig sein wolle, wie es so gerne hieß.

In meiner Heimat im Münsterland in NRW nennt man den Begleiter des Nikolaus “Knecht Ruprecht”. Ein für kleine Kinder ohne Frage angst-einflößende Gestalt, die regional und von Land zu Land verschiedene Namen hat. In Ungarn zum Beispiel nennt man ihn “Krampussen”. Die Kreatur entstammt der (christlichen) Mythologie und ist eine Art symbolischer Teufel, Satan, “Gevatter Tod” oder einfach “das Böse”.

Natürlich ist dieser Brauch nicht überall gleich. Der “Knecht Ruprecht” ist im Brauchtum um den Nikolaus in der regionalen Form meiner Kindheit heute allerdings wohl eher “unkorrekt“. Nicht nur, dass das Gesicht oft schwarz bemalt wurde und die Figur ähnlich wie ein Sensenmann aussah, sondern er machte eben vielen Kindern Angst.#

“Pädagogisch korrekt” ist das heute in den Augen vieler sicher nicht.

Die Nikolaus-Verschwörung!

Ich fand schon als junges Kind ein Detail beim Besuch des Nikolaus überaus sonderbar. Oder besser gesagt traurig.

Wenn der Nikolaus und sein böser Knecht am 6. Dezember von Haus zu Haus meiner Dorf-Nachbarschaft “Im Sanden” gingen, war mein Großvater nicht da. Jedes Jahr war der geliebte Opa an genau diesem Tag beim Kegeln mit seinen Freunden. Nie im Kreise der Familie wenn es “hart auf hart” kam. Das heißt: wenn der Nikolaus und vor allem sein unheimlicher Geselle live bei der Familie waren.

Lars A. Fischinger Weihnachten 1985
Lars A. Fischinger, Weihnachten 1985

Trotzdem stand ich als Bube den Nikolaus-Abend durch. Nachdem meine Sünden aus dem dicken, roten Buch des Nikolaus vorgelesen wurden (bzw. eine Auswahl meiner Verfehlungen – ohne Quellenangaben!), gelobte ich selbstverständlich hoch und heilig Besserung. Es bliebt mir auch nichts anderes übrig.

Immerhin drohte der gruselige “Knecht Ruprecht” während der Verlesung meiner Schandtaten des vergangenen Jahres im Hintergrund immer mit der Rute und seinen Ketten.

Fake-News im “Buch des Schreckens” des Nikolaus?

Ob damals auch Fake-News in diesem Buch standen, oder all die Missetaten zutrafen, kann ich im Nachhinein allerdings nicht mehr sagen.

Letztlich gab es dann doch Geschenke und Süßigkeiten aus dem große Sack des Nikolaus. Er und sein stummer Knecht zogen von dannen. Glücklicherweise ohne körperlich gemaßregelt worden zu sein – wieder also Glück gehabt. Für dieses Jahr, wie ich als Knabe sowie die anderen Kinder dachten.

Glück war auch, dass einige Zeit später der Großvater “nach dem Kegeln” wieder auftauchte. Als Kind kam es mir schon etwas seltsam vor, dass sich das alljährlich wiederholte. Wirkliche Gedanken macht sich ein kleiner Junge darüber natürlich nicht.

Seltsam und überaus unheimlich war auch, dass der Nikolaus meine (selbstverständlich kaum nennenswerten …) Schandtaten offensichtlich alle kannte. Sie standen wie von Zauberhand in seinem dicken Buch, aus dem er diese vorlas.

Woher wusste er das alles? Was waren seine Informanten und Quellen? Gab es in meinem Umfeld das, was man heute Whistleblower nennt, und die mich an den Nikolaus verrieten? Und wie bewertete er die jeweilige Schwere meiner einzelnen Untaten? Warum sagte der Nikolaus auch, er würden alles sehen und so stünden denn auch alle meine Sünden in seinem Buch des Schreckens?

Da stimmt was nicht!

Warum erzählten meine Spielfreunde damals, dessen Väter/Großväter zum Teil im selben Kegelverein wie mein Opa waren, dass diese am 6. Dezember immer zuhaue sind? Ich wohne in einem Dorf, da erfährt man auch als Kind solche sonderbaren Tatsachen. Kegelt der Opa etwa allein? Warum aber kam der Großvater immer erst heim, nachdem der Nikolaus mit seinem Buch der Sünde und “Knecht Ruprecht” weg waren?

Die Lösung kam eines Nikolaus-Tages und lag im Sehschlitz des Kostüms des teuflischen Knechtes: Bei einem scharfen und analytischen Blick erkannte ich an den Augen, dass sich hinter der drohenden Fassade mein eigener Opa verbarg! Die “Nikolaus-Verschwörung” der Erwachsenden war damit entlarvt.

Es dauerte allerdings ein paar Jahre, bis ich als Junge den Mut hatte, den gruseligen Knecht überhaupt auch nur flüchtig anzusehen. Dann dauerte es wiederum seine Zeit dieser Gestalt genauer in die Augen zu blicken … aber dieses Kindheits-Mysterium fand so seine Lösung. Und damit auch die kleinen “Ungereimtheiten” und “Spuren”, die eben auf ein Geheimnis hinzudeuten schienen.

Der Großvater spielte also als sehr aktives Mitglied der damaligen Nachbarschaft dieses Wohngebietes Jahr für Jahr den dunklen Knecht mit der Rute und den rasselnden Ketten. Klar, dass der Nikolaus dann auch alle diese Frevel des vergangenen Jahres wusste, da meine Eltern bzw. die Familie als Quelle herangezogen wurde. Ich wurde ganz einfach von ihnen “verpetzt”.

Nikolaus von Myra

Eine reine Anekdote aus der Kindheit eines Mystery-Jägers, mehr natürlich nicht.

Aber es gab den weltberühmten Nikolaus oder “Santa Claus” einst tatsächlich. Sein Name war Nikolaus von Myra und er war im 4. Jahrhundert Bischof von Myra in der heutigen Südtürkei. Auf einer meiner Reisen auf den Spuren des Phantastischen habe ich 2009 auch sein Grab besucht. Dieses Bild zeigt das Grab des einst realen Nikolaus, das ich in der Basilika von Myra in der Südtürkei aufgenommen habe:

Grab des echten Nikolaus - des Bischof von Myra in der Türkei (Bild: Fischinger-Online)
Grab des echten Nikolaus – des Bischof von Myra in der Türkei (Bild: Fischinger-Online)

Auf diesem Foto ist der “Altarraum”, den Kern, der Basilika des St. Nikolaus zu sehehen. Trotz vieler Schäden sind im Inneren der Basilika noch einige sehr schöne Malereien zu bestaunen:

Altarraum in der Basilika des Bischof von Myra – des echten Nikolaus (Bild: Fischinger-Online)

In der gesamten Region um die Basilika von Myra bzw. im Süden der Türkei finden sich sehr alte archäologische Spuren der ersten Christen. Und der Bischof von Myra, der heilige Nikolaus von Myra, gehört zu einem der bekanntesten Heiligen des Christentums. Zahlreiche Wundertaten werden diesem Mann zugesprochen und sein Gendanktag ist eben der 6. Dezember. Unser Nikolaus-Tag mit unseren ganz individuellen Bräuchen.

Rekonstruktion der Basilika des Bischof von Myra (Bild: Fischinger-Online)
Rekonstruktion der Basilika des Bischof von Myra (Bild: gemeinfrei/Fischinger-Online)

“Nikolaus” ist auch kein Namen aus dem Christentum. Natürlich auch kein türkischer Name, da es zu Lebzeiten des Nikolaus von Myra noch keine Türkei gab. Unser Nikolaus ist somit auch kein Türke. Im 4. Jahrhundert war diese Region Teil des östlichen Römischen Reiches und dort wurde Griechisch gesprochen.

Geboren wurde der echte Nikolaus irgendwann zwischen 270 und 286 in dem Ort Patara in dieser Region. Sein Name Nikólaos ist Griechisch und bedeutet “Sieg des Volkes”.

Patara war einst eine bedeutende Ortschaft. Bis heute finden sich in dessen Umgebung  zahlreiche Ruinen und Hinterlassenschaften der Römer, Griechen sowie der ersten Christen. Bekannt ist dort zum Beispiel das und das römisch-griechische Theater sowie ein antikes Orakel für den Gott Apollon, von dem schon der Historiker Herodot berichtete (s. a. Video HIER).

Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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