Vatikan und Außerirdische: Kirche und Religion zur Frage nach „Leben im Universum“ und intelligenten Aliens (Artikel)

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Vatikan: Leben im All und außerirdische Intelligenzen (Bilder: gemeinfrei / Montage: Fischinger)
Vatikan: Leben im All und außerirdische Intelligenzen (Bilder: gemeinfrei / Montage: Fischinger)

In einem bereits 2008 erschienenen Interview mit dem vielsagenden Titel „Der Außerirdische ist mein Bruder“ sprach der damalige Vatikan-Chefastronom Jose Gabriel Fundes auch über (intelligentes) Leben im All. Vor allem in Beziehung zum katholischen Glauben zu diesem. Er stellte darin eindeutig klar, dass der weit verbreitete Glaube an außerirdische Zivilisationen in keinerlei Widerspruch zum vatikanischen Gottes-Glauben stünde. Denn die Haltung des Vatikan bzw. der katholischen Kirche zu „Aliens & Co.“ ist unlängst nicht mehr ablehnend. Zumindest gilt das für die Führer der päpstlichen Kirche. Was hat sich seitdem getan? Und ist es wirklich so einfach für die Papst-Kirche zu sagen: Ja, es kann andere Intelligenzen im Kosmos geben – und das ist kein Problem für die Gläubigen der katholischen Kirche und deren Lehren?!


Ist die Menschheit allein im Universum?

Das fragt sich der Mensch seit dem Anbeginn der ersten Kulturen und Zivilisationen. Bis heute.

Während die ersten Menschen und ihre ersten Glaubenssysteme den Himmel über uns mit vermeintlichen Göttern, Ahnen, Dämonen und allerlei übernatürlichen Wesen bevölkerten, wandelte sich diese Art des Glaubens im Laufe der Jahrtausende.

So war etwa im Mittelalter. In jener Zeit war der Homo Sapiens alles andere als alleine auf dieser Welt. Sagen, Legenden und Märchen sprechen bis heute von Feen, Trollen, Kobolden und Zwergen, die wie ganz selbstverständlich neben unserer Spezies auf der Erde existierten. Jedoch meistens in einer sogenannten „Anderswelt“. Quasi eine Art „Paralleluniversum“ neben der normalen Menschen-Welt, von dem aus diese und weitere nicht-menschliche Wesen offenbar überaus einfach auch hierher gelangen konnten.

Heute lassen sich solche Erzählungen sehr gut auch im Sinne der Prä-Astronautik und UFO-Forschung interpretieren.

Und dann natürlich „die“ Kirche: Der katholische Glaube und jüdische Mythologien in ihrer Eigenschaft als Kern des Christentums bevölkerten den Himmel mit Gott und seinen Engelscharen – die sich natürlich auch vorzüglich „im modernen Sinne“ deuten lassen. (s. auch meine Bücher dazu HIER, HIER und HIER)

Damit war der Mensch niemals allein im Kosmos und sogar auf diesem Planeten. Zumindest von seinem religiösen Denken her. Doch die Moderne löste den Glauben an „übernatürliche Wesenheiten“ oder „spirituelle Geistwesen“ im Himmel und anderswo unlängst vielfach durch Außerirdische ab.

Vordenker, wie der italienische Philosoph Giordano Bruno (1548 bis 1600), sprachen schon im 16. Jahrhundert davon, dass es zahlreiche Planeten mit Lebewesen im All gibt. Dafür und vor allem für andere ketzerische Thesen wurde er 1600 in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Erst im Jahr 2000 erklärte der Vatikan diese Hinrichtung für Unrecht.

Außerirdische und der Vatikan

Wandelten sich also langsam, sehr langsam, die religiöse Dogmen und Einstellungen des „Heiligen Stuhls“ im Vatikan?

In der Tat sieht der Vatikan die Fragen nach Außerirdischen inzwischen vollkommen anderes. So ist es auch interessant, dass der heilige Staat inmitten von Rom sich die Astronomie mit eigenen Astronomen und Teleskopen als einzige irdische Wissenschaft leistet. Fast so, als warte man darauf, dass eines Tages Gott persönlich winkend durch ein Teleskop entdeckt wird. Überspitzt gesagt, natürlich.

Als 1996 angebliche Beweise für außerirdisches Leben in einem Gesteinsbrocken vom Mars von der NASA veröffentlicht wurden, meldete sich in dem Medienhype auch die Kirche zu Wort. Damals wurde der Mars-Meteorit ALH 84001, gefunden 1984 in der Antarktis, zur Sensation. Forscher waren vor rund 30 Jahren überzeugt, dass sie im Inneren dieses knapp 2 Kilogramm schweren Stein versteinerte Mikroorganismen vom Mars entdeckt hatten.

Bill Clinton, damals Präsident der USA, ließ es sich nicht nehmen, diese (mutmaßliche) Weltsensation persönlich auf einer Pressekonferenz am 7. August 1996 mitzuteilen. Ein Fund, der „so weitreichend und so beeindruckend sei, wie man es sich nur vorstellen könne“, so Clinton.

ALH 84001

Rudolf Hammerschmidt wiederum, NASA-Sprecher der „Deutschen Bischofskonferenz“, hob im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Nr. 34/1996) hervor, dass „die Erde (…) nicht der Mittelpunkt des Weltalls“ sei.

Und „Der Spiegel“ zog in dem Artikel „Apfel vom Mars“ über ALH 84001 sogar überaus rätselhafte Verse aus der Bibel heran. So war vor fast 30 Jahren darin zu lesen:

Im 6. Kapitel des Buches Genesis, der Schöpfungsgeschichte, ist von ,Gottessöhnen’ die Rede, ,die mit den Menschentöchtern verkehrten’ – nach Ansicht der Bibeldeuter sind mit den Gottessöhnen Abgesandte aus einer anderen Welt gemeint.“

„Abgesandte aus einer anderen Welt“ sind im wahrsten Sinne des Wortes ganz einfach Außerirdische. Keine Menschen. Ob sie nun von einem anderen Planeten in Lichtjahren Entfernung, einer „Anderswelt“ oder aus einem Paralleluniversum stammen, spielt dabei keine Rolle. Auch wenn sie – was meiner Meinung nach mehr als fraglich ist! – aus christlicher Sicht als (gefallene) „Engel“ uminterpretiert wurden und werden …

Es dauerte bis Mai 2008, da machte der Vatikan und seine Ansicht zum Thema „Aliens im All“ erneut Schlagzeilen. Denn der Chef-Astronom des Heiligen Vaters gab ein erstaunliches Interview.

Der Astronom des Papstes

Auf der News-Webseite des Vatikan veröffentlichte damals Francesco M. Valiante ein Interview mit Pater Jose Gabriel Fundes. Er war seit dem 19. August 2006 Chefastronom des Vatikan und damit des Papstes, weshalb diesem Interview medial weite Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Anlass für dieses Interview war das Jahr der Astronomie für 2009. Kein anderer als Papst Benedikt XVI. persönlich eröffnete dieses am 21. Dezember 2008 im Vatikan als „Internationales Jahr der Astronomie“. „Nicht alle wissen“, so der Papst am Tag der Wintersonnenwende um 12 Uhr im Petersdom, „dass quer über die Piazza San Pietro ein Meridian verläuft“. Und mit diesen Worten eröffnete er astronomisch passend das Astronomiejahr (s.: „Study Week on Astrobiology“, „The Pontifical Academy of Science“. Vatican City 2009).

Das Interview mit Pater Fundes stammt aus der angesehenen Vatikan-Zeitung „L Osservatore romano“ vom 14. Mai 2008 und enthält erstaunliche Aussagen. Fundes war damals auch nicht irgendwer im Dienst des Vatikans. Er war Chef des vatikanischen Observatoriums „Specola Valicana“ im Castel Gandolfo in Italien. Eine der ersten astronomischen Forschungseinrichtungen der Welt überhaupt, die bis auf das Jahr 1578 zurückblicken kann. 1981 wurden die Forschungen der vatikanischen Einreichung an die Universität von Arizona und 1993 auch an das eigene „Vatican Advanced Technology Telescope“ (VATT) auf dem Mount Graham in Arizona verlagert.

„Der Außerirdische ist mein Bruder“

In dem Interview „Der Außerirdische ist mein Bruder“ („L’extraterrestre è mio fratello“) sprach der Vatikan-Astronom Fundes auch über die Frage nach (intelligenten) Leben im All und die Beziehung des katholischen Glaubens dazu. Er stellte darin unmissverständlich klar, dass der weit verbreitete Glaube an außerirdische Zivilisationen in keinerlei Widerspruch zum Glauben an Gott stehe.

Also zumindest jenem Gottesglauben oder Gottesbild, das die katholische Kirche des Vatikan vertritt.

Menschen, die der Überzeugung sind, dass es im Universum Lebewesen gibt, die sogar weit fortgeschrittener sind als wir Erdenmenschen seien, stellen nicht den katholischen Glauben, die Schöpfung und die Lehre von der Erlösung durch Jesus infrage. Der Glaube an Gott als Schöpfer steht in keinem Widerspruch zur Astronomie und der möglichen Existenz von Aliens, so Pater Fundes.

Aussagen, die einstmals undenkbar in der katholischen Kirche waren! Grundsätzlich ist das ein „Freibrief“ für alle Katholiken, die an außerirdische Zivilisationen und Leben im All glauben oder glauben wollen.

Christ ist nicht gleich Christ

Man muss hier allerdings sehr differenzieren. Längst nicht alle Christen oder Katholiken sind in ihrem Glauben treu auf Linie des Vatikans und Papstes. Die jeweiligen christlichen Gemeinschaften und Kirchen in aller Welt unterscheiden sich zum Teil enorm in ihren Ansichten.

Doch was ist, wenn die Menschheit eines Tages tatsächlich den Nachweis für die Existenz von außerirdischen Zivilisationen findet? Einen Beweis, der vor allem auch der Weltöffentlichkeit unzensiert und „schonungslos“ bekannt gegeben wird? Also weit abseits von sogenannten Verschwörungstheorien über Aliens, UFOs oder angeblichen Geheimhaltungen einer längst vorhandenen, kosmischen Realität.

+++ Buchauswahl zum Thema +++

Lars A. Fischinger: "Dunkle Chroniken"  Guy Consolmagno &, Paul Mueller: "Wo war Gott, als das Universum geschaffen wurde?" Robert Fleischer: "Sie sind hier! Was jetzt?" Lars A. Fischinger: "Verbotene Geschichte" Jacques Vallée & Chris Aubeck: "Wunder am Himmel" Lars A. Fischinger: "Rebellion der Astronautenwächter"

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Auch das ist für den Jesuiten Fundes kein Problem: „Ich sähe da keine Schwierigkeiten“, so Fundes 2008 weiter, „auch dieses Leben wäre Geschöpfe Gottes“. Auf die Frage, ob denn auch diese Aliens von Gott „erlöst“ wurden, spekuliert der Astronom sogar, dass diese Intelligenzen vielleicht gar nicht von Gott „abgefallen“ seien. Folglich, so Fundes weiter, mussten sie gar nicht von einem außerirdischen Jesus „erlöst“ werden, wie es angeblich vor 2000 Jahren bei den Menschen geschah.

Eine überaus leichtfertig dahingesagte Spekulation des Vatikan-Astronomen, wie ich finde. Denn es würden sich daraus enorme und tiefgreifende Fragen ergeben, die nicht nur die Grundfesten der Kirche bis aufs Mark erschüttern würden. In diesem Blog-Artikel HIER wurde das bereits detailliert dargelegt und diskutiert.

Trotzt der modernen Idee des Urknalls als Anbeginn von Allem ist sich Fundes weiterhin sicher, dass wir nicht das Produkt eines Zufalls sind. (Der biblische) Gott war, ist und bleibe der Schöpfer des Universums, so seine Ansicht …

Vatikan debattierte über Außerirdische & Co.

Der Vatikan befasst sich zum ‚Internationalen Jahr der Astronomie‘ auch mit der Suche nach außerirdischen Lebewesen. Die Päpstliche Wissenschaftsakademie veranstaltet im November eine Studienwoche über Astrobiologie. Diese Disziplin, die Lebensbedingungen im Universum untersucht, war bereits 2005 Thema einer internationalen Sommerakademie der Päpstlichen Sternwarte in Castelgandolfo.“

So vermeldete es beispielsweise die Onlineausgabe der „Welt“ schon am 9. Januar 2009 anlässlich des „Internationalen Jahres der Astronomie“. Und so waren bereits im Januar 2009 Vertreter des vatikanischen Observatoriums zu Gast bei der UNO. Grund war zugleich das Gedenkjahr zu den Forschungen des berühmten Astronomen Galileo Galileis vor 400 Jahren.

Damals wurden seine Forschungen von der Kirche bekanntlich abgelehnt. Doch die „neue Kirche“ von heute beweist ihr Interesse an der Wissenschaft und Astronomie und auch an den Fragen nach Leben im Kosmos.

Im Frühjahr 2009 gab das Observatorium des Heiligen Stuhls auch ein Buch über den Vatikan, den Glauben und die Astronomie heraus. Darin wird auch über die Arbeit des Observatoriums und das Verhältnis zwischen Glauben und der irdischen Wissenschaft der Astronomie berichtet.

Ketzerei!

Ab Oktober 2009 wurde in den Museen des Vatikans auch eine Sonderausstellung zur Geschichte der Astronomie eröffnet. Der Besucher konnte dort wissenschaftliche Instrumente und historische Dokumente bewundern, die unter anderem von Galilei vor 400 Jahren gesammelt wurden. Inzwischen hat der Vatikan auch den Prozess um Galilei neu in die Medien gebracht und ihn, wie andere frühe Denker auch, von Ketzereivorwürfen frei gesprochen. Wurde aber auch Zeit!

Der frühe Astronom Galilei hatte es noch schwer mit der katholischen Kirche. Die mir als Faksimile vorliegenden Prozessakten zum Fall Galilei von 1633 aus dem „Archivio Segreto Vaticano“ besagen beispielsweise, dass Galilei wegen seiner schlechten Gesundheit einen „Wohnsitz“ (Palast des Botschafters des Großherzogs der Toskana) zugeteilt bekam.

Doch es gab für ihn am 30. April 1633 die kirchliche Anweisung „den besagten Palast als Gefängnisplatz zu betrachten und mit keinem anderen als den Familienangehörigen und Dienern dieses Palastes verkehren zu dürfen und sich beim Heiligen Offiz zu melden hat, sooft wie es von der heiligen Kongregation verlangt wird“. So ist es den Akten zu entnehmen.

Hört sich das nach einem gesundheitsbedingten Rückzugsort des Astronomen an? Wohl eher nicht. „Schwamm drüber“, sagte die Kirche heute …

Die Kirche lädt zur „Studienwoche der Astrobiologie“

So fand vom 6. bis 10. November 2009 auch die internationale „Study Week of Astronbiology“ des Vatikan statt. (s.: „Study Week on Astrobiology“, „The Pontifical Academy of Science“. Vatican City 2009). 31 hochkarätige Wissenschaftler aus aller Welt diskutierten dabei in Vorträgen und Debatten über die Frage, ob wir allein im All sind. Vor allem natürlich auch über die Suche nach außerirdischen Leben in jeglicher Form – Mikroorganismen wie Zivilisationen – und nach einer zweiten Erde im Universum.

Nicht nur, dass die rasant steigende Anzahl an nachgewiesenen Exoplaneten erörtert wurde und wie man erdähnliche Planeten finden kann, sondern auch die Suche nach primitiven Leben in unserem Sonnensystem war ein wichtiges Thema.

Am 7. November, zum Beispiel, sprach Dr. Athena Coustenis (Observatorium Paris-Meudon) über Lebensbedingungen auf dem Saturn-Mond Titan (auch „Saturn VI“ genannt). Titan ist mit 5150 Kilometer Durchmesser der zweitgrößte Mond in unserem Sonnensystem und nach Meinung der Forschung ein „heißer“ Kandidat für Leben. Er könnte eines Tages sogar den „Code“ liefern, wie das Leben auf unserer Erde einstmals wirklich entstand, da der Mond und seine Atmosphäre der Urerde entsprechen könnte.

Professor Rafael Vicuña (Universität Chile) sprach im Vatikan auch über Parallelen des Lebens in der trostlosen Atacama-Wüste im Norden Chiles mit eventuellen Marsleben. Die Atacama-Wüste gilt heute als die trockenste Wüste der Erde. Nicht nur die Europäische Südsternwarte oder das Paranal Observatorium stehen dort, sondern auch Wetterstationen. Diese verzeichnen in der Wüste fast keinen Niederschlag. Durchschnittlich nur ein Fünfzigstel der Menge, die im berühmten, heißen Death Valley in den USA gemessen wird.

Deshalb werden gerne Parallelen zwischen den Bedingungen auf dem Mars und der Atacama-Wüste gezogen.

Leben im und aus dem All

Dr. Julie C Castillo Rogez (California Institute of Technology und Jet Propulsion Laboratory, USA) referierte über das hoch-spannende Thema „Leben in wasserreichen Asteroiden?“. Denn schon lange weiß die Astronomie, dass Asteroiden auch Wasser besitzen. Es wurde und wird sogar spekuliert, ob das Wasser der Erde und vielleicht sogar das irdische Leben an sich durch Kometen und Asteroiden auf die Erde gekommen sind.

Bisher kennen wir von den Millionen Asteroiden in unserem Sonnensystem etwa 460.000. Zumindest die sogenannten „Bausteine des Lebens“ und „biologische Spuren“ sind längst mehrfach in entsprechenden Himmelskörpern nachgewiesen worden.

Auch das Thema SETI und die Suche nach fremden Zivilisationen im All kamen zur Sprache. Durch Professor Jill C. Tarter vom SETI-Institute Mountain View in den USA. „Search for Extraterrestrial Intelligence“ (= SETI) sucht seit mehr als einem halben Jahrhundert nach Radiosignalen intelligenter Außerirdischer. Gefunden wurde bisher nichts, so Tarter. Daran hat sich bis heute im Prinzip nichts geändert.

Aber die Chance auf diesem Wege außerirdische Zivilisationen nachzuweisen, besteht fraglos. Der Fortschritt der Computer- und SETI-Technologie erleichtert die Arbeit der Astronomen bei der Suche nach solchen Signalen immer mehr. Hinzu kommt in den vergangenen Jahren auch verstärkt die „Künstliche Intelligenz“ (KI) als Hilfsmittel bei der Jagd nach den Außerirdischen.

Erde 2.0

Der sicher vielen bekannte Autor Professor Paul Davies (Arizona State University und College of Liberal Arts ans Sciences, USA) sprach auch komplexes Leben im Universum. Davies scheute sich trotz seines wissenschaftlichen Rufes auch nicht, in einem Buch nicht nur über Leben im All und SETI zu spekulieren, sondern auch die Prä-Astronautik und UFOs.

Der Astronom und Harvard-Professor David Charbonneau (Department of Astronomy) sprach auf dem Kongress über die Erforschung der Atmosphären weit entfernter Exoplaneten und die damit verbundene Suche nach bewohnten oder zumindest bewohnbaren Erden 2.0 in der Unendlichkeit des Kosmos. In den letzten Jahren wurden tausende solcher Planeten nachgewiesen.

Der Fund einer „zweiten Erde“ ist nur eine Frage der Zeit und der astronomischen Technologie. Denn bereits einige der bisher entdeckten (meist recht großen) Exoplaneten würden vielleicht schon die Entstehung von organischen Molekülen und einfachen Leben zulassen.

Die welt(en)offene Kirche im 21. Jahrhundert

Das Ergebnis des Kongresses aus Biologen, Astronomen, Physikern, Geologen, SETI-Forschern und Chemikern im Vatikan war eindeutig: Schon in den kommenden Jahren rechnen die Teilnehmer mit einem Beweis für Leben außerhalb unseres Planeten.

Der erwähnte Astronom Jose Gabriel Funes in seiner Funktion als Leiter der vatikanischen Sternwarte unterstrich in diesem Kontext erneut, dass die Botschaft der Kirche und der Nachweis von intelligenten Außerirdischen in keiner Weise ein Widerspruch sei.

Zum Ende der weltoffenen Astrobiologie-Konferenz betonte noch mal Professor Jonathan I. Lunine von der Universität von Rom, dass schon allein unser eigenes Sonnensystem vier Himmelskörper beinhalte, die als Anwärter für (primitives) Leben gelten können. Einen bewohnten Exoplaneten werde sich schon noch finden, so Lunine.

Obwohl diese damals fraglos spannende Tagung im Angesicht der päpstlichen Kirche nun schon Jahre her ist – gefunden wurde noch immer nichts. Die Suche geht noch immer weiter.

Wann finden wir „sie“?

Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass immer wieder diverse Wissenschaftler, vor allem aus dem Bereich Physik und Astronomie, die Entdeckung von außerirdischen Leben „in wenigen Jahren“ prophezeiten.

Wie gesehen: Zumindest ein Wandel in der katholischen Kirche hat unlängst stattgefunden. Die Zeiten, dass vermeintliche Ketzer verfolgt wurden, sind vorbei. Das ist eine Tatsache, die man erst mal so hinnehmen muss. Verblüffend ist hierbei auch, dass die Kirche in dieser Hinsicht wesentlich offener ist, als beispielsweise der Deutsche Bundestag. Wie ich bereits 2008 in meinem Buch „Historia Mystica“ belegt habe, hat die politische Landschaft in Berlin mit der Suche nach Aliens, UFOs & Co. absolut nichts „am Hut“.

Auch nicht nach offiziellen politischen Anfragen diverser Parteien und Abgeordneter.

Fast schon als „niedlich“ zu bezeichnen ist dabei eine „Forderung“ der Kirche von 1963 im Zuge des Hypes um die ersten Raumfahrterfolge. Denn damals wurde ernsthaft gefragt, ob wir „Weltraummissionare“ brauchen. Fraglich, ob eine fremde Spezies das Christentum überhaupt versteht. Oder mit der Idee einer Religion an sich überhaupt was anfangen kann.

Außerirdische „brüderlich begrüßen und willkommen heißen“

Pater Fundes gab bereits Ende 2008 auch dem Autoren Paul Badde ein aufschlussreiches Interview zur Astronomie. Fundes wies darin darauf hin, dass bereits vor über 1000 Jahre Papst Silvester II. (ca. 950 bis 1003) persönlich Astronomie lehrte und die Kirche eine Brücke zur Sternenkunde schlagen wollte. Auch die Idee eines Urknalls als Beginn von Allem sei nicht gegen einen Schöpfer-Gott gerichtet, sondern „bisher das beste Denkmodell“ zur Entstehung des unfassbaren Universums.

Offen sprach er als Pater und Astronom auch davon, dass der „Stern von Bethlehem“ von dem das Matthäus-Evangelium berichtet, historisch und astronomisch nicht nachweisbar sei. Fundes machte auch deutlich, dass „derzeit die spannendste offene Frage der Astronomie“ die Suche nach einer „Erde II“ ist. Was sich auch mehr als eineinhalb Jahrzehnte nach dieser Aussage nicht geändert hat.

Ebenso sei er offen für die Möglichkeit, dass es Außerirdische gibt, betonte er auch Nachfrage von Badde erneut. Und dabei unterstrich er, dass er Außerirdische „brüderlich begrüßen und willkommen heißen“ würde. Und die Schritte der Menschheit, dauerhaft im All Fuß zu fassen (etwa Mond- und Mars-Stationen), befürwortete er nicht nur, sondern er zeigte sich überzeugt, dass es auch so kommen wird.

Es vergingen einige Jahre und ein neuer Papst übernahm die geistige Führung der vatikanischen Kirche: Papst Franziskus.

Er sprach in der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus „Santa Marta“ am 12. Mai 2014 über eine Kirche, die ihre Türen immer offen halte. „Wer sind wir, dass wir uns anmaßen dürften, Türen zu schließen, die der Heilige Geist öffnen will“, fragte Papst Franziskus in der Messe. „In der alten Kirche gab es das Amt des Türöffners – der ließ die Leute eintreten. Aber ein Amt des Türschließers hat es in der Kirche nie gegeben!“

Papst Franziskus und die „Marsmännchen“

Der Geist wehe überall und wo er wolle, so der Papst weiter, und führte dabei als Beispiel Außerirdische an. Auch diesen Fremden aus dem Universum dürfe man ebenso nicht die Türen verschließen, wie „Radio Vatikan“ am 5. Dezember 2014 berichtete.

Papst Franziskus bezog sich hierbei auf die Apostelgeschichte im Neuen Testament. Darin heißt es (ab 11,1) dass dem Apostel Petrus Vorwürfe gemacht wurden, dass er zum Beispiel „zu unbeschnittenen Männern hineingegangen und (…) mit ihnen gegessen“ habe. Ein Problem des aus dem Judentum beginnenden Christentums im 1. Jahrhundert: Dürfen auch unbeschnittene Männer und damit Nicht-Juden, als „Heiden“ getauft werden?

Hier zog Franziskus einen Vergleich zu heute und dem Thema „Aliens aus dem All“. Darf oder sollte man Außerirdischen die Taufe verwehen und für sie damit die „Tür schließen“? Papst Franziskus:

Das ist etwas, was unausdenkbar war. Wenn morgen eine Expedition von Marsmännchen käme, zum Beispiel – grün, mit langer Nase und großen Ohren, so wie Kinder sie malen – und eines von ihnen bittet um die Taufe, was würde dann passieren?

Das wäre dann wie vor 2000 Jahren ein Durcheinander bei den frühen Christen, so der Papst weiter. Gott sei eben ein „Gott der Überraschungen“, so eine seiner Kernaussagen:

Wenn der Herr uns den Weg zeigt, wer sind wir dann, dass wir sagen könnten: Nein, Herr, nicht da entlang, das ist nicht vernünftig? Nein, wir machen das so! Und Petrus trifft in seinem ersten Bistum, Antiochien, diese Entscheidung: Wer bin ich denn, dass ich Hindernisse aufbauen dürfte?

Kritiker der katholischen Kirche, von denen es bekanntlich nicht gerade wenige gibt, könnten hier auch spotten, dass sich der Vatikan/Papst mit solchen Aussagen eine Hintertür offen lässt. Nur für den Fall, dass dann doch plötzlich Außerirdische gefunden werden oder diese gleich hier vor der Tür stehen.

Aliens und UFOs als verführerisches Teufelszeug

Diverse Strömungen im Christentum lehnen nicht nur die Autorität von Vatikan und Papst ab. Sie lehnen grundsätzlich außerirdische Intelligenzen ab. Nicht selten sogar in weiten Teilen naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die heute als „allgemeingültig“ angesehen werden.

Bibelfundamentalisten und Kreationisten sind sogar überzeugt, dass die Schöpfung von Allem inklusive Erde, Saurier und Menschheit erst vor wenigen tausend Jahren geschah. Nicht vor Milliarden von Jahren, wie es die Astronomie und Physik heute erklärt. Natürlich geschah es nach deren Ansichten durch Gott ganz allein. Und zwar genau so, wie es in der Bibel im Buch Genesis steht. Ein göttlicher Akt der Schöpfung in sieben Tagen.

Historische Funde und Datierungen der Archäologie und Naturwissenschaft, die zehntausende, hunderttausende oder sogar Millionen Jahre in die Vergangenheit reichen, sind in deren Augen Unsinn. Im schlimmsten Fall sogar Betrug und Fälschung um vom „wahren Gott“ und der „wahren Schöpfung“ abzulenken. Eher sind beispielsweise Funde von Dinosaurierknochen für diese Fundamentalisten Beweise, dass diese Kreaturen in der von Gott gesandten Sintflut umkamen. Und das erst vor wenigen tausend Jahren.

Da verwundert es wenig, dass Außerirdische und das UFO-Phänomen für diese Christen nichts weiter als Teufelszeug sind. Manifestationen von Dämonen und dem Satan und damit schlicht Instrumente des Bösen. Werkzeuge der Verführung, die nur dazu dienen, Menschen vom „rechten Weg“ und Gott abzubringen. Einschließlich und vor allem unsere „Seelen“.

Und all jene, die sich mit diesen Themen öffentlich befassen oder darüber berichten, sind sogar „teuflische Verführer“. Manipulierte Desinformanten auf einem falschen, fatalen Weg – die ihre „Anhänger“ gleich mit ins Unglück stürzen. Ausdrücklich gehöre ich selber dazu, wie mir vor allem seit dem Start meines Mystery Files-Kanal bei YouTube 2012 immer mal wieder vorgeworfen wurde und wird.

Nichts als Unfug!

Der Dalai Lama und „die Anderen“

Andere Religionen wiederum sehen solche Fragen und Themen wesentlich entspannter. Beispielsweise asiatische Gemeinschaften wie der Hinduismus oder Buddhismus. So verwundert es wenig, dass auch der Dalai Lama sich bereits vor Jahren zu Außerirdischen äußerte.

Der aktuell 14. Dalai Lama, der am 6. Juli 1935 als Lhamo Döndrup in Tibet geboren wurde, hielt am 9. Mai 2013 an der Universität von Portland, Oregon, in den USA einen umfangreichen Vortrag. Darin appellierte er auch an die menschliche Vernunft und die universelle Verantwortung der ganzen Menschheit. Zum Beispiel gegen Ausbeutung und Aggressionen in aller Welt. Als Metapher für seine Ansichten bediente er sich dabei den Aliens von den Sternen.

Diese „Außerirdische-Metapher“ nutze er als Vergleich, wie wir als Menschen und Menschheit fremde Wesen, die uns Erdlingen „fremdartig“ erscheinen, gegenüber begegnen und auch fürchten würden. Er selber, so der Dalai Lama in seinem Vortrag weiter, habe nichts gegen solche Fremde aus dem All. Sofern diese Aliens auch Hände hätten, würde er sie persönlich mit einem Handschlag begrüßen, wie alle Menschen der Welt auch.

Außerirdische sind unsere Geschwister

Für den Dalai Lama sind Außerirdische Schwestern und Brüder. Zumindest sollte man diese fremden Wesen ebenso behandeln. Ähnlich wie der „moderne Vatikan“ sieht auch er in möglichen Außerirdischen Wesen der Schöpfung. Auch sie haben den „göttlichen Funken“, der alle Wesen im Kosmos miteinander verbindet. Hierbei spielt es seiner Meinung nach keine Rolle, wo sie sich im Universum auch immer befinden mögen.

Leben im All, außerirdische Zivilisationen und das UFO-Phänomen sind natürlich ganz klar verschiedene Paar Schuhe. Auch wenn das in der Öffentlichkeit und leider nicht selten auch in der grenzwissenschaftlichen Community in einen Topf geworfen wird. Immerhin werden UFOs bzw. neudeutsch UAPs seit Jahrzehnten als Fluggeräte von Aliens interpretiert. Zumindest als nicht-menschlich oder einfach nicht-irdisch.

So hat beispielsweise auch die päpstliche Kirchengemeinschaft mit dem Thema UFOs grundsätzlich „nichts am Hut“. Als im Frühjahr 2024 auf Initiative des Papstes das „Dikasterium für die Glaubenslehre“ des Vatikans neue Regeln für den Umgang der Kirche mit Wundern, Erscheinungen, Visionen und „übernatürlichen Phänomenen“ entwarf, kam auch die UFO-Frage dabei auf.

In diesem Zusammenhang wurde vom „Dikasterium“ dementiert, dass das UFO-Phänomen zu diesen „Erscheinungen“ gehöre. Sie sind keine christlichen Phänomene und gehen nicht auf die Natur oder sogar Gott selber zurück. Also sei die katholische Kirche nicht zuständig, hieß es dazu. So habe es Papst Franziskus als oberster Hüter des „wahren“ Glaubens festgelegt.

Man kann es glauben, muss man aber nicht.

Aliens gehören nur uns allein!

Schon genau zwei Jahre zuvor kritisierte der Theologe Professor Dr. Mario Arroyo die Meinungen des Vatikans zu UFOs. Oder eben Nicht-Meinungen. Der Pater der Universität Panamericana in Mexiko-City betonte im Mai 2022 in seinem Artikel „UFOs und die Kirche“, dass der Vatikan überhaupt keine offizielle Meinung zu UFOs habe. Das Phänomen werden nicht anerkannt – aber auch nicht in irgendeiner Form verurteilt oder wenigstens offiziell kommentiert.

Man warte erst mal ab, meint Arroyo weiter.

Doch genau dieses Schweigen könnte ein falscher Weg für die Gläubigen sein. Eine verbindliche Stellungnahme und offizielle „Modifizierung“ und vor allem Debatte um Außerirdische und UFOs seien dringend notwendig. Vor allem aufgrund einer klaren Lehre und Position des Christentum hierzu. Der Pater aus Mexiko unterstrich beim Thema UFOs und UAPs und außerirdischen Leben sogar ganz „bescheiden“: Gott habe Außerirdische „nur für uns gemacht“. Allerhand.

Nach derartigen religiösen Weltanschauungen bleiben wir Menschen folglich weiterhin Mittelpunkt des gesamten Universums. Zumindest in den Augen Arroyo.

Kosmische Taufe

Im August 2017 interviewte „Deutschlandfunk“ den Astronomen Guy Joseph Consolmagno. Er wurde im September 2015 von Papst Franziskus zum Direktor der Vatikanischen Sternwarte ernannt und trat damit die Nachfolge von Jose Fundes an. Wenig verwunderlich, dass auch er „intensiv“ nach außerirdischem Leben forsche. „Ich wäre sehr überrascht“, so Consolmagno, „wenn es kein außerirdisches Leben gäbe, zumindest bakteriologisches Leben“.

Im Interview wurde Consolmagno selbstverständlich auch nach dem christlichen Gott im Zusammenhang mit Außerirdischen gefragt. Ebenso danach, ob er als Katholik Aliens taufen würde. Dazu sagte der vatikanische Astronom:

Nur wenn Sie mich danach fragen würden. Aber diese Frage, danach, ob ich einen Außerirdischen taufen würde, die werde ich immer wieder gefragt und meine schnell dahingesagte Antwort lautete:

Nur wenn sie mich danach fragen würden. Aber in der Tat, das ist eine sehr wichtige Antwort. Denn wenn Sie jemanden taufen wollen, dann müssen sie ihn vor sich haben, sie müssen mit ihm kommunizieren können, sie müssen herausfinden, ob sie ihn verstehen können und ob er Sie verstehen kann. Das alles ist eine Kette von Voraussetzungen. Und wenn dieser Kette irgendwo unterbrochen ist, dann stellt sich diese Frage – ob ich ihn taufen würde.“

Dass Consolmagno als „Astronom des Papstes“ diese Frage immer wieder gestellt wurde, liegt nicht zuletzt auch an einem Buch von ihm selber. Denn diese immer wieder gestellte Frage wurde auch der Titel des Buches von ihm und Paul Mueller: „Would You Baptize an Extraterrestrial?„, das unter dem deutschen Titel „Wo war Gott, als das Universum geschaffen wurde?“ 2016 erschien.

Aliens als „Grundbedürfnis der menschlichen Psyche“?

Weiter oben haben wir bereits das einstige Problem des Apostel Petrus kennengelernt, der vor der Frage stand, ob Nicht-Juden getauft werden können und dürfen. Ein Problem des frühen Christentums, dass Papst Franziskus als Beispiel für eine theoretische „Alien-Taufe“ nutzte. Fremde Wesen aus dem All sind selbstverständlich auch keine Juden. Ebenso wenig wie sie irgendeiner anderen Religion der Erde angehören, die wir heute so zur Auswahl haben.

So erschien am 28. Juli 2016 in der „Jüdischen Allgemeinen“ der Artikel „Wenn ein UFO kommt …“ von dem Rabbiner David Geballe. In diesem betont Geballe, dass der Boom des Themas Außerirdische und UFOs in den letzten Jahrzehnten gewaltig gewachsen sei. Anders als der der Glaube an Gott, der zu seinem Bedauern immer weiter abnehme.

Umfragen in Deutschland oder auch den USA, so der Rabbiner, bezeugen den Rückgang an Gottes-Glauben und den Anstieg des Glaubens an Außerirdische. Das ist bis heute so. Rabbiner Geballe fragt sich angesichts dieser Tatsachen dabei folgendes:

Sicherlich haben in früheren Zeiten Sagen und Märchen, die von übernatürlichen Kreaturen handeln, das Interesse für das ,Andere‘ abgedeckt. (…) Doch welches Grundbedürfnis der menschlichen Psyche bedient der Glaube an extraterrestrisches Leben?

„Ersatzreligion UFOlogie“ und Außerirdische

Und weiter schrieb er kritisch:

In den vergangenen 200 Jahren hat in der westlichen Welt eine immer stärkere Säkularisierung stattgefunden. Das heißt, dass alle Funktionen, die Religionen vorher innehatten, anders aufgefangen werden müssen. Das Verlangen in uns, das durch die ,Ersatzreligion‘ Ufologie befriedigt wird, ist der Wunsch, nicht allein im Universum zu sein. Dadurch wird der Glaube an extraterrestrisches Leben sinnstiftend.“

Diese Vorbehalten in Sachen „UFO-Alien-Ersatzreligion“ fielen übrigens rund 1,5 Jahre vor dem neuen, gewaltigen Boom des Themas. Dies begann begann bekanntlich Ende 2017 mit diversen Enthüllungen über UFO-Forschungen des Pentagon, militärischen UFO-Zeugen und offiziellen Stellungnahmen und Forschungen zu UAPs etc. Bis heute hält das an. Was jetzt Rabbiner Geballe zu alldem sagen würde?!

Doch bereits bei diesen Aussagen des Rabbiners würden mit Sicherheit Mystery-Forscher, Prä-Astronautiker, UFO-Forscher usw. mehr als nur eine Anmerkung oder Ergänzung haben. Beispielsweise den Umstand, dass die „übernatürlichen Kreaturen“ aus der Sagen- und Märchen-Welt von einer Reihe „Alien-Forscher“ in direkter Verbindung zu den „Aliens von heute“ gesehen werden.

„Das überwältigende Universum“

Das heißt, es gibt nicht wenige Menschen aus dem Bereich der Prä-Astronautik (wie mich) oder auch UFO-Forschung, die in den Berichten und Schilderungen der Folklore über Begegnungen mit Wesen aus der sogenannten „Anderswelt“ deutliche Parallelen zu den Erzählungen über mutmaßliche Aliens sehen. Erst die moderne und wissenschaftlich weiter entwickele Menschheit ersetzte diese „Kreaturen“ durch „Außerirdische“.

Die Vermutung von Rabbiner David Geballe ist im Grunde genommen richtig. Aber auch nur deshalb, weil der Mensch von heute wesentlich mehr Wissen über das Universum und Leben um fremde Sterne hat. Die Menschen haben quasi die Wesen der Folklore als das erkannt, was sie sein könnten: Außerirdische.

David Geballe führt in seiner Betrachtung von Außerirdischen weiter aus, wie man dem Thema als gläubiger Jude begegnen muss. So schreibt er, dass laut Talmud das gesamte Universum und alles, was sich darin befindet, „für den Menschen gemacht wurde“.

Warum aber ein gleich derartig gigantisches All mit der Erde und Menschheit im (eher geistig zu verstehenden) Zentrum darin von Gott erschaffen wurde, erklärt der Rabbiner ebenfalls. Es soll der Menschheit Ehrfurcht lehren:

Eine mögliche Antwort auf diese Frage wäre, dass Größe und Anzahl Gott nichts bedeuten. Für Gott ist es eine ebenso große Anstrengung, ein Sonnensystem zu erschaffen, wie eine Zentilliarde (eine Eins gefolgt von 603 Nullen). Trotzdem müssen wir uns fragen, zu welchem Zweck unser unermessliches Weltall entstanden ist. Maimonides sagt dazu, dass das überwältigende Universum den Menschen dazu bringen soll, mehr Ehrfurcht vor Gott zu haben, der alles erschaffen hat.“

Ein Kosmos für die Menschheit

Diesen theologischen Deutungen und Interpretationen des Rabbiners kann man mit Sicherheit noch gut folgen. Nicht aber den weiteren Ausführungen. Denn, da das All ausschließlich für die Menschheit geschaffen wurde, kann es auch keine Außerirdischen mit einem „freien Willen“ geben. Daraus folgert der Rabbiner messerscharf diese Annahme:

Da es also auf anderen Planeten kein Wesen gibt, das einen freien Willen besitzt, kann es dort auch keine anderen Formen von Leben geben – auch keine Geschöpfe ohne freien Willen, denn deren Zweck besteht darin, für Geschöpfe mit freiem Willen zu existieren.“

Auch wenn Rabbiner Geballe in seiner Veröffentlichung verschiedene Rabbiner der Vergangenheit und ihren Auslegungen rezitiert, bleibt es im Grund bei dieser Aussage: Aliens haben keinen freien Willen, könnten aber existieren. Wenn dem so ist, dass nur zu dem Zweck, dass sie „für Geschöpfe mit freiem Willen zu existieren“. Womit wir Menschen auf diesem Planeten gemeint sind.

Das klingt eindeutig danach, dass sie unser Eigentum sind. Sie sind unser Besitz – unsere Sklaven und Untertanten, wenn man so will. Bescheidenheit klingt anders.

Die Thora und der Talmud widersprechen eindeutig nicht der Möglichkeit von außerirdischem Leben, sind sich die jüdischen Gelehrten sicher. Auch nicht, dass diese Außerirdischen vielleicht sogar weit intelligenter sind, als wir Menschen, steht dem nicht im Widerspruch. Doch diese Wesen in den Weiten des Kosmos sind nach solchen Deutungen willenlose Kreaturen. Und Lebewesen ohne einen freien Willen können auch nicht zum Judentum konvertieren.

Außerirdische sind willenlose Kreaturen

Resümierend heißt es dazu unmissverständlich:

Doch der freie Wille ist etwas intrinsisch menschliches, da nur uns Menschen die Thora gegeben worden ist.

Falls also eines Tages ein UFO landen sollte und die Insassen alsbald beim Rabbinat anklopfen, um zum Judentum überzutreten, wird unsere Antwort leider negativ ausfallen müssen – weil wir nicht davon ausgehen können, dass die Aliens über einen freien Willen verfügen.“

Was dieser viel zitierte „freie Wille“ eigentlich genau ist, das erklärt der Artikel nicht. Wohl aber, dass dieser uns Menschen der Erde von Gott durch die Thora „gegeben worden ist“.

Demnach haben Außerirdische diese Texte nicht von Gott bekommen und sind so quasi willenlose Lebewesen geblieben. Aliens, denen irgendwie die „spirituelle Erleuchtung“ fehlt und die ohne den Glauben an die Thora sind, können auch keine Juden werden. Das ist natürlich durchaus logisch. Es kann auch niemand wirklicher Katholik oder Christ allgemein werden, der nicht an das Neue Testament und Jesus Christus glaubt.

Jene Astronomen, die sich mit der Suche nach Aliens befassen, würden über die religiösen Auslegungen der Rabbiner mehr als nur den Kopf schütteln. Man könnte es schon vermessen nennen, da natürlich niemand weiß, ob die Thora auch Außerirdischen gebracht wurde. Aber die Rabbiner bezweifeln das energisch.

Hierbei muss man sich klar machen, was denn überhaupt der Inhalt der Thora – also der fünf Bücher Moses – ist. Auch wenn man die Thora nicht gelesen hat, so kennt man zumindest die Geschichten des „Sündenfall“ von Adam und Eva, den Garten Eden, der irgendwo gelegen haben soll, Moses und der Exodus der Hebräer aus Ägypten und all die Geschichten von Ländern, Menschen, Abenteuern usw. Und diese Berichte der Thora spielen unumstritten auf unserer Erde.

Was soll ein außerirdisches Volk auf einem fremden Planeten mit diesen irdischen Geschichten anfangen? Nichts.

18.000 außerirdische Welten!

Trotz der augenscheinlichen Problematik von Außerirdischen im Judentum, soll es diese dennoch geben. Zumindest nach dem berühmten Babylonischen Talmud, in dem diverse Rabbiner die Grundlagen ihres Glaubens detailliert diskutieren und ausführen. Und so erfahren wir in dem Traktat Aboda Zara (I,i, Fol. 3b), was Gott angeblich so in der Nacht treiben würde. Dies sei die Zeit, in der er fast 20.000 andere Welten besucht:

„(…) er reitet auf einem leichten Kerub und schwebt umher in den achtzehntausend Welten, denn es heißt: ‚der Wagen Gottes sind zwei Myriaden, abertausende (…)‘“

18.000 Welten zu besuchen ist schon eine Leistung dieses Gottes. Immerhin sei dieser auch der „Gebieter aller Welten“, wie es der Babylonische Talmud unterstreicht (Traktat Berakhoth IX,i-v, Fol. 6ob). Bekamen also diese Außerirdischen doch Besuch von dem jüdischen-christlichen Herrn? Wenn es auf diesen 18.000 anderen Welten kein Leben gibt, weshalb sollte Gott diesen überhaupt seine Aufmerksamkeit schenken?

Genau das fragte sich vor über 600 Jahren bereits der Rabbiner Chasdaj Crescas (Hasdai ben Abraham Crescas) in seinem um 1400 verfassten Hauptwerk „Or Adonai“ (etwa: „Das Licht Gottes“).  In diesem postum 1555 veröffentlichten Buch diskutierte er schon damals umfangreich die Frage nach anderem Leben im Kosmos. Dabei kommt der Rabbiner zu dem klaren Ergebnis, dass in den heiligen Texten inklusive Thora nichts zu finden ist, dass der Existenz von Außerirdischen widerspricht. Auch auf die oben zitierten 18.000 Welten verweist er dabei.

Fraglos ein Pionier in diesem Zusammenhang, nach dessen Überzeugung es „viele Welten in diesem aristotelischen Sinne geben kann“. Aus diesem Grunde müsse auch Gott „eine unendliche, schrankenlose Macht“ besitzen, „so dass sie für alle Fülle der Welten ausreicht“. So bereits 1866 Dr. M. Joël in seiner Analyse „Don Chasdai Creskas‘ religionsphilosophische Lehren in ihrem geschichtlichen Einflusse“ der Lehren des Crescas.

Wurde Jesus auch Alien – nicht nur Mensch?

Eines zumindest sollte deutlich geworden sein: Auch der Vatikan hat (endlich) eingesehen, dass unser blauer Planet nicht die einzige Heimstätte von intelligenten Wesen in den unendlichen Weiten des Universums sein muss. Astronomie, der Glaube als ETs und der Glaube der Kirche widersprechen sich nicht unbedingt. Allerdings nur rein oberflächlich betrachtet. Denn das Kernproblem der „Offenbarung“ und „Erlösung“ durch Jesus aus christlicher Sicht bleibt.

Ein sehr großes Problem, das theologisch längst nicht geklärt ist.

Hat Jesus am Ende seiner Erdenmission also Außerirdische gleich mit-erlöst? Oder galt diese „Erlösung“ von der angeblichen „Erbsünde“ nur den Bewohnern der Erde? Erschien Jesus als „Sohn Gottes“ und „Erlöser“ etwa auch auf anderen Planeten und wurde da nicht Mensch sondern Alien?

Hierzu stelle man sich irgendeine x-beliebige Art und Form einer intelligenten außerirdischen Spezies vor, wie sie zum Beispiel in TV-Dokumentationen zu sehen sind. Und so sähe dann Jesus Christus als mutmaßlicher „Alien-Erlöser“ auf einem fernen Exoplaneten aus?! Für viele Menschen ist das das wohl undenkbar. Doch bei dieser spekulativen oder theologischen Annahme ist davon auszugehen, dass der „Sohn Gottes“ sich wohl nicht in Menschengestalt bei einer außerirdischen Zivilisation zeigen würde.

Außerirdische vs. Jesus 2.0

Fundes wiederum erklärte nach der Entdeckung des Exoplaneten „Kepler-452b“ als „Cousin der Erde“ laut einer „AFP“-Nachrichtenagenturmeldung vom 31. Juli 2015 folgendes:

Die Entdeckung außerirdischen Lebens heißt nicht, dass es auch einen außerirdischen Jesus gibt. Die Inkarnation von Gottes Sohn ist ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Menschheit, des Universums.“

Also doch keine „Erlösung“ der Aliens durch einen kosmischen Jesus 2.0? Mussten vielleicht Außerirdische gar nicht „erlöst“ werden, so dass eine Alien-Werdung des „Sohn Gottes“ auf diesen Welten gar nicht nötig war?

Wäre das der Fall, sähe es für uns Menschen nach der christlichen Theologie eigentlich ziemlich übel aus. Denn dies würde schlicht und einfach bedeuten, dass unsere Spezies im Universum die einzige ist, die derart „falsch“ oder „in Sünde“ lebt(e), dass Gott nur sie extra „erlösen“ musste. Bei anderen Zivilisationen und Intelligenzen im Kosmos war dies folglich ganz einfach nicht notwendig. Sie „fielen“ nie von Gott ab oder versündigten sich gegen ihn und die Schöpfung. Sie waren und sind die „Guten“, während der „sündige Mensch“ extra und mühsam „erlöst“ werden musste.

Ich bin sicher, dass möchte der Mensch der Erde eigentlich auch nicht über sich hören.

Theologische Fragen, die allesamt nicht annähernd in der katholischen Kirche geklärt sind. Aus dem Vatikan heraus zu verkünden, dass es außerirdische Intelligenzen durchaus geben könnte und hier kein Widerspruch bestünde, ist sehr leichtfertig. Meiner Meinung nach öffnen sich hier wahrliche Abgründe bei den gläubigen Christen. Mit Blick auf die vatikanischen Glaubenslehren – mehr oder weniger frei abgeleitet aus dem Neuen Testament um Jesus – enden diese Gedanken in einem spirituell-religiösen Chaos.

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Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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