“Ist jemand ein Lügner, wenn er Außerirdische gesehen haben will?”: Seltsamer Lernstoff für Schulkinder

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"Ist jemand ein Lügner, wenn er Außerirdische gesehen haben will?" (Bilder: PixaBay/gemeinfrei / unterricht.schule / Montage: Fischinger-Online)
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“Ist jemand ein Lügner, wenn er Außerirdische gesehen haben will?” (Bilder: PixaBay/gemeinfrei / unterricht.schule / Montage: Fischinger-Online)

Ist es sinnvoll, dass Schulkinder auch Themen wie UFOs, Leben im All, Außerirdische oder sogar Prä-Astronautik in der Schule “durchnehmen” sollen? Wenn ja, in welcher Form und wie detailliert? Eine immer wieder diskutierte Frage mit sehr unterschiedlichen Ansichten. Dass Kinder im Lernstoff durchaus mit solchen Themen in Berührung kommen, zeigen entsprechende Lerntexte. In diesen sogenannten “Lückentexten” geht es um UFOs und Außerirdische, und die inhaltlichen Aussagen dieser Arbeitstexte werden bei den ein oder anderen UFO-Forscher und -Interessierten sicherlich ein mulmiges Gefühl hinterlassen. Was in diesen Texten für die Kleinen in der Schule steht und woher die Aussagen darin stammen, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.


“Ist jemand ein Lügner, wenn er Außerirdische gesehen haben will?”

Seit Jahrzehnten gehöre sogenannte “Lückentexte” oder “Lückentexttests” zum festen Lernplan für Kinder in der Schule. Damit soll das Sprachverständnis und der vorhandene Wortschatz vor allem der kleinen und ganz kleinen Schüler in den Schulen auf entsprechenden Arbeitsblättern überprüft werden. Eine einfach zu erstellende Übung, die heute unlängst mit “Lückentext-Generatoren” mittels Computer generiert werden können.

Wikipedia beschreibt diese Übung bzw diese Test so:

Ein Lückentext ist ein Text, in dem Buchstaben, Silben, Wörter oder Satzteile ausgelassen wurden. Die Testteilnehmer oder Schüler sind aufgefordert, die fehlenden Textteile (Textlücken) zu ergänzen. Die einzusetzenden Textteile können auch in ungeordneter Reihenfolge der Testperson vorgegeben werden.

Lückentext-Tests erfordern die Fähigkeit, Texte zu verstehen (Sprachverständnis) und den Wortschatz zu beherrschen, um zu erkennen, welche Wörter in die Textlücken einzutragen sind.

Sicher werden viele diesen Unterrichtsstoff noch aus ihrer eignen Schulzeit kennen. Und auch wenn es “retro” klingen mag, finden diese bewährte Methode weiter Verwendung in den Schulen. Eigentlich kein Thema für Grenzwissenschaft, Mystery Files oder die Rätsel der Welt.

Sofern man nicht alte Texte auf Tontafeln oder Schriftrollen, die durch Beschädigungen Lücken im Text aufweisen, als “Lückentexte” ansehen möchte …

Interessant aber wird es, wenn entsprechende Arbeitsblätter für die Kinder das Thema UFOs und Außerirdische beinhalten. Denn auch wenn ein solcher Lückentest nur den Wortschatz und den Sprachzusammenhang schulen und überprüfen soll, hat ein Lückentext natürlich im Ganzen eine Aussage. So auch ein einfacher Lückentext für den Schulunterricht, dessen Arbeitsblatt den Titel “Ist jemand ein Lügner, wenn er Außerirdische gesehen haben will?”.

UFOs und Außerirdische in der Grundschule

Das Arbeitsblatt für den Schulunterricht ist online bei verschieden Anbietern für Lernmaterialien zu finden. Ein kurzer Text, in dem die Kinder zehn vorgegeben Wörter einfügen müssen. Korrekt ausgefüllt ließt er sich dann wie folgt, wobei die zuvor eingesetzten Wörter hier fett geschrieben sind:

Vor allem nach 1945 haben viele Leute behauptet, sie hätten Außerirdische oder ihr Raumschiff gesehen. Solche Raumschiffe nennt man oft ‘UFOs‘. Das ist eine Abkürzung für ‘Unidentifiziertes Flug-Objekt‘. Genau genommen bedeutet das nur: Man hat etwas gesehen, das man sich nicht richtig erklären konnte. Meistens stellt sich das UFO als ein Flugzeug oder etwas anders heraus, dass von Menschen gemacht wurde.

Wohl die meisten der Leute, die von Außerirdischen und UFOs reden, lügen. Sie wollen sich wichtig und interessant machen. Machen verdienen mit ihren Vorträgen viel Geld. denn viele Zuhörer möchten gern an Außerirdische glauben, die die Probleme auf der Erde lösen.

Einige Menschen berichten, sie seien von Außerirdischen entführt worden. Vielleicht sind auch sie ein fach nur Lügner. Bei einigen vermutet man aber etwas anders: Sie haben etwas Schlimmes in ihrem richtigen Leben erlebt, zum Beispiel haben böse Menschen ihnen Gewalt angetan. Ihr Gehirn möchte das aber vergessen und glaubt lieber, dass das schlimme Außerirdische gemacht haben.

In einer leicht abweichenden Version dieses Lückentext für Kinder heißt es noch:

Leute auf der Erde oder in einem Flugzeug sehen manchmal etwas, das sie schlecht erkennen. Es kann ein grelles Licht sein oder ein Ding, das rund ist oder eine seltsame Form hat. Meistens stellt sich heraus, dass das UFO einfach ein Flugzeug oder ein Ballon ist. Einige UFOs sind bestimmte Arten von Wolken oder Blitzen.

Manche Leute glauben, dass einige UFOs in Wirklichkeit Raumschiffe sind. Damit besuchen angeblich Außerirdische die Erde. Es gibt auch Menschen, die Fotos von UFOs fälschen, weil sie gerne Leute veralbern. Dazu werfen sie eine Scheibe aus Blech in die Luft, damit es aussieht, als wäre sie weit weg und würde fliegen.

“Heikle” Themen in der Schule?

Kinder werden den Inhalt, die Aussage, dieser Texte kaum genauer hinterfragen. Sie werden eher froh sein, die Übung geschafft und vielleicht sogar 10 von 10 Punkten erreicht zu haben. Dennoch werden mit Sicherheit viele UFO-Forscher und Mystery-Jäger diese mit einem lachenden und einem weinen Augen lesen.

Fraglos wird hier den Schulkindern ein Zerrbild der Thematik UFOs und Außerirdische vermittelt. Auch wenn diese Lückentexte selbstverständlich von vornherein nicht den Sinn haben, die Kleinen in diesem Bereich sachgerecht zu informieren. Das sollte jedem klar sein. Doch ein “mulmiges Gefühl” bleibt bei dem (erwachsenden) Interessieren bei nicht wenige Aussagen in den Übungstexten dennoch hängen. Und sicher bleiben auch bei den Schülern entsprechende Aussagen zu UFOs & Co. im Gedächtnis.

Interessanterweise haben die Arbeitsblätter auch eine Quellenangabe. Diese ist das “klexikon” unter entsprechenden Stichworten dort. Es ist “eine Wikipedia für Kinder und Schüler”, auf dessen Webseite “das Wichtigste einfach erklärt” und “Grundwissen kindgerecht” dargestellt wird. “Alles leicht verständlich und gut für Referate in der Schule”, wie es in der Eigenbeschreibung heißt. Unter anderem würde auch das ZDF, das  Bundesfamilienministerium und der Kindersender KIKA das Lexikon empfehlen.

“Nicht so wissenschaftlich” wie das eigentliche Wikipedia sei “klexikon”, so KIKA im November 2016. “Ein herausragendes Internetangebot für Kinder!”, lobte auch “Pädi, der Pädagogische Interaktiv-Preis”, den Preisträger 2015.

Es ist mehr als wünschenswert, dass es in den Weiten des Internet kindgerechte Inhalte gibt. Davon kann es nicht genug geben. Niemand wird dies bestreiten wollen. Für am UFO-Phänomen Interessierte wird es aber immer dann fragwürdig, wenn “ihre” Thematik in den Schulstoff Einzug findet. Auf welche Art auch immer. Denn es ist schon seit Jahrzehnten eine Streitthema, wie und ob überhaupt Themen wie UFOs, Prä-Astronautik und Außerirdische oder auch nur Astronomie in den Schulunterricht gehören (s. d. Video HIER und Artikel HIER).

Wirklich jeden zufriedenstellen wir man nicht können. Gleichgültig auf welche Art und Weise was und wie pädagogisch vermittelt würde. Sicher ist nur, dass die Lückentexte kaum der Sache dienlich sind. Auch wenn sie auf dem Kinderlexikon “klexikon” eins zu ein übernommen wurden …

Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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