Vor 15 Jahren entdeckte Dr. Sam Osmanagich unweit des Ortes Visoko in Bosnien und Herzegowina die sogenannten „Pyramiden von Bosnien“. Seit dem streiten sich die Kritiker und Gläubige um die als „Bosnische Pyramiden“ bekannten Berge und den Spekulationen dazu. Auch die etablierte Archäologie lehnt die Thesen um dortige „Sonnen-Pyramide“ und angeblich andere Monumente ab. Schon damals, nachdem Osmanagich die vermeintliche „Sensation“ publik gemacht hat. Doch gegen alle einstigen Erwartungen um die „Pyramidenmanie“ hat sich das Thema „Bosnische Pyramiden“ gehalten. Mehr noch, denn der Tourismus boomt dank der Entdeckungen rund um Visoko. Zur Freude der gesamten Bevölkerung! Wie sich das Thema in den letzten Jahren entwickelt hat, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
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Pyramiden in Bosnien
Seit nunmehr rund 15 Jahren sind die „Pyramiden von Bosnien“ in der Diskussion und ein Thema in der Grenzwissenschaft. Erbittert streiten sich hier das Lager der Befürworter und der Gegner der Spekulationen des Dr. Sam Osmanagich. Zum Teil soweit – vor allem in den Sozialen Netzwerken -, dass jedwede Kritik an den „Pyramiden“ dort abgehend wird. Kritiker an den Thesen des Osmanagich über seine angeblichen Pyramiden sind sehr schnell „Nestbeschmutzer der Grenzwissenschaft“.
Nachdem Osmanagich mit der Behauptung an die Öffentlichkeit ging, dass nahe dem Ort Visoko uralte Pyramiden stehen, sind viele Jahre ins Land gegangen. Geändert hat sich an dem Thema seit dem nichts bis – sehr viel. Was sich vor allem nicht änderte, ist die sehr einhellige Meinung der etablierten Archäologie. Schon sehr früh, nachdem der „Pyramiden-Entdecker“ dort anfing zu graben, haben Archäologen protestiert. Etwa in einem Protestschreiben im Juni 2006 an die UNESCO.
Bereits 2006 erschien auch in dem Fachmagazin „Science“ (N. 5794) ein damals viel beachteter Artikel von John Bohannon zu diesem Thema. Darin sind sämtliche Kritiken an den Arbeiten von Osmanagich und an den „Pyramiden von Bosnien“ zu finden, die noch heute angeführt werden. Auslöser für den Artikel war ein Treffen der führenden Experten aus allen Teilen des Landes, die am 9. Juni des Jahres über die Zukunft der Archäologie und Forschung dort.
Doch, wie es Bohannon beschreibt, die anwesenden Journalisten und TV-Teams aus aller Welt interessierten sich nur für das Thema „Bosnische Pyramiden„! Für Zilka Kujundzic-Vejzagic vom Museums für Vorgeschichtliche Archäologie und Organisatorin des Meetings, war das geradezu frustrierend. „Der Glaube an die Pyramiden ist zum Synonym für Patriotismus geworden“, so Kujundzic-Vejzagic damals.
Kritiker
Schon 2006 liefen die Kritiker gegen Sam Osmanagich Sturm.
Vor allem deshalb, da er kein Wissenschaftler sei, seine Ausgrabungen und Arbeiten alle unwissenschaftlich wären und er sich hier Pyramiden herbeiphantasiere. So zum Beispiel sind seine angeblichen gepflasterten Straßen rein geologisch zu erklären, wie es damals bereits der Geologe Stjepan Coric von der Universität Wien erklärte. Hierbei handele es sich um natürliche geologische Brüche eines 7 Millionen Jahre alten Seebettes, so die Geologie. Weltweit ist dieses Phänomen als „Brekzie“ bekannt. Auch mit mehr oder weniger „rechtwinklingen“ Bruchkanten, wie man sie an den „Pyramiden von Visoko“ sieht.
Auch die von Osmanagich als „Beton“ bezeichneten Funden, seien Geologisch zu erklären. Es handelte sich dabei um Sedimentgestein, die Konglomerat genannt werden. Gesteinsformationen, die Geologen auf der ganzen Welt finden und die sogar auf dem Mars durch den NASA-Rover „Curiosity“ entdeckt wurden. In Süddeutschland kennt man dieses Gestein als Negelfluh und wird im Volksmund treffend „Hergottsbeton“ genannt.
Bedenken haben Archäologen an den Arbeiten an den „Pyramiden“ vor allem auch deshalb, da dabei echte archäologische Funde zerstört werden könnten. Aus dem Mittelalter, von den Römern und aus der Steinzeit, so die Kritiker. Johannes Müller beispielsweise, ein Archäologe der Universität Kiel, gräbt rund sieben Kilometer von den „Pyramiden“ entfernt nahe der Stadt Okoliste. Hier liegen 7.000 Jahre alte Artefakte und bis zu 300 Häuser der steinzeitlichen Butmir-Kultur, von der bereits 1893 Keramik und Figuren gefunden wurden. Für Müller befindet sich dort eine der größten neolithischen Siedlung Europas.
Visoko und die Pyramiden
Welche Spuren an der sogenannten „Sonnen-Pyramide“ von Visoko und den anderen angeblichen „Pyramiden“ in der Umgebung liegen könnten, weiß so niemand. Und Osmanagich könnte genau solche Funde durch seine Pyramiden-Ideen zerstören, da hier ohne archäologische Kenntnisse gegraben würde. Enver Imamovic von der Universität Sarajevo, einst Direktor des Nationalmuseums, brachte es in „Science“ vom 22. September 2006 auf den Punkt:
„Dies ist das Äquivalent dazu, dass ich, ein Archäologe, Operationen in Krankenhäusern durchführen darf.“
Osmanagich sehe bei seinen Arbeiten nur das, was er sehen will. Und das sind Pyramiden, so der Archäologe Müller. Kein Wunder also, dass er neben der „Sonnen-Pyramide“ in der Umgebung noch weitere entdeckt haben will. Etwa die von „Mond-Pyramide“, wie Osmanagich sie taufte.
Anthony Harding von der Exeter University in Großbritannien und Präsident der „European Association of Archaeologists“, war sich 2006 sicher, dass die „Pyramidenmanie wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein“ wird. Osmanagich habe, so schrieb John Bohannon schon damals in seinem Artikel, inzwischen „20.000 Dollar seines eigenen Geldes investiert, um Dutzende von Leuten einzustellen, darunter einen PR-Manager“.
Dies mag zutreffen, denn der „Pyramiden-Entdecker“ kam als Bauunternehmer in Texas zu Wohlstand. Erst nach dem Balkankrieg kam er zurück und entdeckte dort im April 2005 die „Pyramiden“, die „schon vor dem Ende der letzten Eiszeit errichtet“ wurde, wie er in einem Interview sagte.
Genau in jenen Tagen also, als Archäologen versuchten den wissenschaftlichen Betrieb des Landes wieder aufzunehmen. Und vor allem die historischen und archäologischen Stätten, Funde und Orte neu zu bewerten. Viele waren durch den Krieg zerstört, geplündert oder stark beschädigt worden. Bisher unentdeckte Pyramiden im eigenen Land, die bis zu 30.000 Jahre alt sein sollen (Osmanagich variiert in seinen Angaben zum Teil sehr stark) und als „Mutter aller Pyramiden“ der Welt angesehen werden, kommen da gerade recht. Vor alle für die nationale Identität nach den Kriegsjahren und dem Zerfall der Nation und der Ordnung.
Der Tourismus boomt
Der Archäologe Harding irrte aber sehr, als er damals sagte, dass das Thema „nur von kurzer Dauer sein“ würde. Denn 15 Jahre später sind die „Pyramiden von Bosnien“ aktueller denn je. Mehr als eindrücklich zeigte das auch die TV-Dokumentation „Bosnien im Pyramiden-Fieber – Ein Mythos spült Touristen ins Land“ vom 6. Januar 2020 des Senders arte (HIER). Denn die angebliche archäologische Sensation bringt der Region Aufschwung und Wachstum. Anders, als in viele Region des Landes, die unter anderem mit Abwanderung zu kämpfen haben.
Die „Pyramiden“ sind in Visoko längst zu einem „esoterischen Pilgerort“ geworden. Der Tourismus boomt wie nie zuvor. Allein im Jahr 2019 haben über 50.000 Menschen den Ort besucht – mehr als Visoko Einwohner hat. Hunderte Neugierige laufen jeden Tag durch die ausgegrabenen unterirdischen Gänge, lauschen den Ausführungen von Osmanagich und lassen sich von entsprechenden Reiseleitern seine Welt erklären. Inklusive der Messung der „Lebensenergie“ innerhalb der Stollen.
Dass diese unterirdischen Gänge zumindest zum Teil Minen waren, verschweigt Sam Osmanagich übrigens nicht, wie ihm oftmals vorgeworfen wird. Allerdings wird das angeblich so riesige Tunnelsystem von seinen Helfern quasi selber gegraben. Sie buddeln sich einfach immer weiter voran, schaffen so die Tunnel selbst, und Osmanagich behauptet dann, dass diese eben einst aufgefüllt wurden. Warum aber alle Tunnel vollständig verfüllt worden sein sollen – warum nicht einfach nur die Eingänge? – und warum Füllmaterial und umgebenes Erdreich identisch sind, das verrät niemand …
„Es geht um die wahre Geschichte unseres Planeten“, so Osmanagich in der TV-Doku. Und er ist sicher:
„Wenn wir hier alle Vegetation und die Erde abtragen würden, dann würde die Pyramide zum Vorschein kommen.“
Für ein solches gigantisches Vorhaben fehlen ihm natürlich die Mittel und die Helfer.
Obwohl im Jahre 2019 über 350 freiwillige Helfer bei seinen Grabungen geholfen haben. Zu wenig, um einen ganzen Berg anzutragen. Von staatlicher Seite würde er keine Unterstützung bekommen, heißt es in der Sendung. Auch sind keine Wissenschaftler wie Archäologen oder Geologen des Landes bei den Grabungen an den „Pyramiden“ mit dabei. Denn „Wissenschaftler aus aller Welt sind längst übereingekommen, dass die doch eher ein Mythos sind“, so die Dokumentation.
Wenn aber kein etablierter Archäologe des Landes mitarbeiten will und kann, kann man eigentlich auch nicht verlangen, dass die Arbeiten nach wissenschaftlichen Maßstäben ausgeführt werden. Eben das, was seit 15 Jahren kritisiert wird. Archäologen, die einst selber vor Ort mitwirkten, sagten auch aus, dass sie eher nur Beiwerk waren. Die eigentlichen Arbeiten wurden von Laien „koordiniert“, die mal da und dann mal dort etwas graben ließen. Nicht ein einziger archäologischer Fund wurde dabei gemacht, so zumindest die Archäologin Silvana Cobanov nach ihren Arbeiten 2006 dort.
Zweifellos fürchten entsprechende Wissenschaftler unlängst um ihren Ruf, wenn sie sich ernsthaft dort an Grabungen beteiligen wollen.
Allerdings haben sich 2012 zwei britische Wissenschaftler dennoch die Mühe gemacht. Der Geologe Dougal Jerram und der Archäologe Henry J. Chapman waren vor Ort an den „Pyramiden“ und konnten dabei keinerlei archäologische Funde , Objekte oder Sporen ausfindig machen. Alles sei vollkommen natürlich zu erklären und sie konnten selber die „methodisch schlechte Praxis“ vor Ort beobachten. Man würde dadurch „alle archäologischen Überreste, die dort sein könnten, wirksam zerstören“, wie Chapman und Jerram berichten.
„Mutter aller Pyramiden“
Laut der TV-Doku habe Osmanagich inzwischen „hunderttausende Dollar in seine Pyramiden-Theorie investiert“. Dazu zählt auch der Bau einer Art „Pyramiden-Park“ unweit des Berges. Hier feiern die Besucher nicht nur Osmanagich selber, sondern hier entstand ein Ort für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Von Konzerten über Sonnenwendfeiern bis esoterischen Treffen. Und diese Gäste kommen inzwischen aus der ganzen Welt.
Osmanagich selber plant weiter mit dieser Besucheranlage zu expandieren. In 10 Jahren bereits würde es dort schon ganz anders aussehen, prophezeit er. Für den Tourismus ist das ein Segen, da in Visko selber seine Aktivitäten „sehr willkommen“ sind. Vom Taxifahrer über die Reiseführer bis zum Hotelkoch profitieren allen von den Boom um die „Pyramiden“. Die „Zahl der Besucher steigt von Jahr zu Jahr“, so ein Einwohner in der Doku, der ein Restaurant dort betreibt. 2019 sei durch Osmanagich ein Rekordjahr gewesen.
Touristen lassen viel Geld in Visoko, was letztlich jedem Einwohner zu gut kommt. Zum Beispiel für eine Wanderung zum Gipfel der „Sonnen-Pyramide“, auf der sich die Ruinen einer mittelalterlichen Festung befinden befindet. Genau hier aber soll etwas überaus ungewöhnliches vor sich gehen, wie Ihr es auch in den Videos unten erfahrt. Eine Art „Energiestrahl“ geht von der Spitze der „Pyramide“ in den Himmel, der sich im „Bereich 28.000 Herz“ bewege. Dieser „Strahl“, eine Art elektromagnetisches Feld, wird um so stärker, je höher über dem Berg gemessen werde.
Physikalisch ist das nicht zu erklären, denn mit zunehmender Entfernung zur Quelle sollte dieser „Energiestrahl“ abnehmen (s. Video HIER, bzw. das 2. Video unten). Für Osmanagich und einige seiner Kollegen deutet das auf irgendeine Art Technologie hin, die sich unter der „Pyramide“ befinden würde. Hier werden gerne Atlantis oder Astronautengötter der Vorzeit ins Spiel gebracht, die diese „Mutter aller Pyramiden“ errichtet haben könnten.
Irreführende Aussagen
Ich selber als Jäger des Phantastischen habe schon nach der Entdeckung der „Pyramiden“ damals immer gesagt, dass es nichts weiter als Berge sind. Auch wenn ich mich seit damals in dieser Hinsicht sehr unbeliebt gemacht habe. Schon allein ein Blick bei Google Earth beweist eindeutig, dass von „Pyramidenformen“ überhaupt keine Rede sein kann. Lediglich die immer wieder gezeigte Ansicht der „Sonnen-Pyramide“ von einer Seite hat eine dreieckige Grundform, die entfernt an Pyramiden erinnert. Wie bei so vielen anderer Bergen auf der Erde auch. Selbst in Deutschland.
Es wird sicher niemand annehmen, dass alle diese „pyramidenförmigen“ Berge in Wahrheit uralte, versunkene Pyramiden sind?! Auch wenn das durchaus immer wieder vorkommt, zum Beispiel bei einem Berg in der Antarktis, wie in HIER berichtet. Oder bei einem Stein auf dem Planeten Mars, wie in diesem Beitrag HIER dargelegt.
Die TV-Doku von arte ist aber durchaus irreführend. Zwar wird immer wieder betont, dass die etablierte Forschung die Spekulation von Osmanagich ablehnt, aber es wird ein verzerrtes Bild vermittelt. So werden etwa Besucher bzw. Touristen gezeigt, die Osmanagich freudig für seine „Entdeckung“ danken und fast schon huldigen. Nicht gezeigt oder vor die Kamera gestellt werden Besucher, die nichts von seiner Pyramiden-Idee halten.
Mit Sicherheit sind nicht wenige unter den zehntausenden Touristen aus reiner Neugier dort. Verbunden mit einem Urlaub in schöner Landschaft.
Nicht alle sind esoterische Pilger, wie es arte vermittelt. Auch in den Reihen der Mystery-Interessierten gibt es reichlich Kritiker an den Spekulationen von Osmanagich um die Berge von Visoko! Dass die lokale Bevölkerung angesichts des Tourismus-Boom kein schlechtes Wort über ihn verliert, sollte wiederum nicht verwundern. Vielen ist es auch im Grunde egal, warum diese kommen, wie es in der Doku unterstrichen wird. Hauptsache sie kommen.
Der Mann mit den Bergen
Wie viel Geld Osmanagich inzwischen investiert hat, ist natürlich unklar. Er selber spricht von mehreren 100.000 Dollar. Wobei es alles andere als verwerflich ist, dass er in den USA als Bauunternehmer zu Geld gekommen ist, was im Zusammenhang mit seiner Person immer wieder unterstrichen wird. Geld bekommt er auch durch seine Bücher und DVDs, die Besucher und durch Spenden.
Und ob er mit seinen Bergen noch reicher wird, kann auch der schärfste Kritiker nicht belegen!
Es wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass er absolute Laien als ehrenamtliche Helfer vor Ort hat. Immerhin mehr als 350 im vergangenen Jahr. In der etablierten Archäologie wiederum ist das vollkommen normal. Hier graben nicht nur Experten und Archäologie-Studenten, sondern jeder kann sich bei solchen entsprechenden Projekten als Helfer bewerben. Auch aus vollkommen berufsfremden Berufen, die rein gar nichts mit Archäologie zu tun haben. Anfang der 1990ger Jahre zum Beispiel für Grabungen in der berühmten „Felsenstadt“ Petra in Jordanien.
Mit dem großen Unterschied, dass die Teilnehmer an solchen „Grabungs-Camps“ unter entsprechenden Anweisungen etablierter Archäologen arbeiten …
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Lars A. Fischinger
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