Diskussion um den Marsmeteoriten ALH 84001: Kein Beweis für Leben auf dem Mars, so eine neue Studie (+ Videos)

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Diskussion um den Marsmeteoriten ALH 84001: Kein Beweis für Leben auf dem Mars, so eine neue Studie (Bilder: NASA / Montage: Fischinger-Online)
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Diskussion um den Marsmeteoriten ALH 84001: Kein Beweis für Leben auf dem Mars, so eine neue Studie (Bilder: NASA / Montage: Fischinger-Online)

1996 wurde offiziell bekannt gegeben, unter anderem vom damaligen US-Präsidenten Clinton, dass man Leben auf dem Mars gefunden habe. Enthalten in einem Marsmeteoriten, der vor rund 13.000 Jahre in der Antarktis einschlug. Seit dem sorgt der als ALH 84001 bekannte Brocken vom Mars für Diskussionen. Nun wurde ein neue Studie dazu vorlegt. Darin erklären die Forscher, dass die damals gefundenen Spuren von Leben auch nicht-biologisch erklärt werden können.


ALH 84001 und Leben auf dem Mars

Einen Tag nach Weihnachten 1984 fanden Forscher in den Allan Hills in der Antarktis einen ungewöhnlich aussehenden Gesteinsbrocken. Einen Meteoriten, wie sich schnell herausstellte, und der heute als ALH 84001 bekannt ist.

Erst 1993 identifizierte genauere Untersuchungen den Stein aus dem All als ein Stück vom Mars. Ein sensationeller Fund, da solche Meteoritenfunde zwar sehr häufig sind, aber nicht solche, die von unserem Nachbarplaneten stammen. Das Alter des nicht ganz 2 Kilogramm wiegenden ALH 84001 wurde auf knapp 4 Millionen Jahre beziffert. Vor 15 Millionen Jahren wurde er durch einen Impakt aus der Marsoberfläche herausgeschleudert und begann seine Millionen Jahre dauernde Reise durch das All. Sie endete erst vor etwa 13.000 Jahren, als der Marsbrocken in den Allan Hills der Antarktis einschlug, wo ihn tausende Jahre später neugierige Forscher fanden.

Eine wahrliche Odyssee, die den Seltenheitswert solcher Objekte vom Mars deutlich macht. Es dauert nochmal bis zum Jahr 1996 bis dieser Stein auch außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinde Berühmtheit erlangte. Denn Wissenschaftler um David S. McKay gaben im Sommer dieses Jahres bekannt, dass sie Spuren von Leben auf dem Mars in dem Meteoriten gefunden hätten. Selbst fossile Bakterien glaubten sie in dem Gestein zu erkennen. Im Titelbild ist ein solches „Exemplar“ künstliche eingefärbt zu sehen.

Stein des Anstoßes

Die Sensation war perfekt, als der damaligen US-Präsident Bill Clinton öffentlich vor Pressevertretern bekannt gab, dass man hiermit außerirdisches Leben gefunden habe. Ein Neuigkeit und Entdeckung, die wie kaum eine Zweite die Nerv der damaligen Zeit traf. Die Entdeckung von Exoplaneten durch Astronomen, der Alien-Kinohit „Independence Day“, das UFO-Phänomen, die NASA-Mission „Pathfinder“ mit ihrem kleinen Rover auf dem Mars die TV-Serie „Akte  X“ waren damals in aller Munde. Vor allem auch durch das explosionsartig boomende Internet. Und nun kam ein Brocken vom Mars, der Spuren von Leben in sich barg.

Ein unvergleichlicher Medienhype folgte. Auch in den deutschen „Leitmedien“ und Zeitungen, die Titelstorys brachten. Nicht nur die Frage nach (intelligenten) Außerirdischen rücken noch weiter in den Fokus, sondern auch, ob das irdische Leben vielleicht sogar ursprünglich vom Mars gekommen sein (s. 1. Video unten). An Bord solcher Steine vom Mars.

Obwohl es im Laufe der Jahre sehr ruhig in der Öffentlichkeit um ALH 84001 wurde, blieben der Brocken für die Forschung spannend. Zumal auch andere Marsmeteoriten wie etwa ALH 77005 mutmaßliche Spuren von Leben auf dem Roten Planeten zeigten. Schnell wurden aber auch die ersten Ergebnisse angezweifelt. Weitere Untersuchungen folgten, die bis heute andauern. Hier herrscht die Grundkritik vor, dass die in ALH 84001 entdeckten Spuren und sogenannten Lebensmarker auch durch anorganische Prozesse hätten entstehen können. Sie wären damit zwar vorhanden, aber kein Beweis für einstiges oder sogar noch existierendes Leben auf unserer Nachbarwelt.

Nicht-biologische Aktivitäten

Neue Nahrung bekommt diese schier endlose Kontroverse nun durch eine erneute Untersuchung des Meteoriten, die jüngst in „Science“ erschien. Darin erklären der Astrobiologe Andrew Steele, leitender Wissenschaftler an der „Carnegie Institution for Science“ in Washington, und sein Kollegenteam, dass die organischen Verbindungen und Hinweise auf Leben in dem Stein eben nicht von solchem herrühren. Beispielsweise sei der entdeckte Kohlenstoff die Folge von über das Gestein fließendes Wasser (Salzwasser) und damit anorganisch (abiotisch genannt) .

Neu sind diese Aussagen nicht. Schon nach Bekanntgaben von „Leben auf dem Mars“ wurden die Ergebnisse angezweifelt. Sie seien ganz einfach vollkommen übereilt gewesen und zogen anderen Erklärungen nicht in Betracht, hieß es schon in den 1990er Jahren. Es waren damals aber keine Fake-News gewesen, wie auch Steele und seine Kollegen schreiben. Die Deutungen seien 1996 durchaus sachlich und logisch gewesen, so die Forscher. Heute ist man weiter als vor 25 Jahren, so dass chemischen Verbindungen in dem Gestein anorganisch interpretiert werden können.

Die entdeckten organischen Chemikalien haben demnach ihren Ursprung in nicht-biologische Aktivitäten. Wechselwirkungen von Vulkangestein und salzigem Wasser, was auch auf unserem Planeten beobachtet werden kann, so die Studie.

Leben auf dem Mars?

Natürlich ist diese Studie keinesfalls das Aus für Leben auf dem Mars. Ob aktuell oder vor Millionen von Jahren. So schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie unter anderem:

Mars-Rover haben komplexe organische Moleküle in den alten Gesteinen auf der Planetenoberfläche und Methan in der modernen Atmosphäre gefunden. Es ist unklar, durch welche Prozesse diese organischen Stoffe entstanden sind, wobei sowohl biotische als auch abiotische Quellen in Frage kommen. (…)

Die Wechselwirkungen zwischen Wasser und Gestein sind für die Bewohnbarkeit von Planeten von Bedeutung und beeinflussen die mineralogische Vielfalt und die Produktion organischer Moleküle.“

Demnach sind viele Prozesse noch unklar, die zur Entstehung von Leben führen. Was vor allem auch für unseren Heimatplaneten gilt. Grundsätzlich für das Leben an sich. Denn auch weiterhin bleibt offen, ob biologische Prozesse für gewisse Entdeckungen auf dem Mars verantwortlich sind. Hier würde ein gesicherter Nachweis wohl dann erst erfolgen können, wenn Gestein- und Erdproben vom Mars zur Erde gebracht werden, um diese hier zu untersuchen.

Oder wenn Menschen vor Ort nach den „Marsianern“ suchen.

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Lars A. Fischinger

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