Mittelalterliche Drucke wie Flugblätter zeigen immer wieder seltsame Zeichen am Himmel, Wunder und rätselhafte Erscheinungen. Selbst von ganzen “Schlachten am Himmel” wurde berichtet. Einige solcher Ereignisse sind heute Klassiker der UFO-Forschung, wenn nach “Unbekannten Flugobjekten” in der Vergangenheit gefahndet wird. Skeptiker sehen hier nur theologische Warnungen und religiöse Propaganda. Doch eine derartige Himmelsschlacht vor gut 2.200 Jahren ist dabei besonders erschreckend! Und obwohl sie über 20.000 Tote gefordert haben soll, ist sie heute so gut wie unbekannt.
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Himmelsschlachten und UFOs der Antike
Klassische Beispiele von mutmaßlichen „UFOs in der Vergangenheit“ sind vor allem zwei Flugblätter aus dem Mittelalter. Die „Himmelschlacht von Nürnberg“ vom 14. April 1561 ist dabei fraglos das bekannteste Flugblatt dieser Art.
Doch Berichte über Schlachten am Himmel oder ähnliches sind sehr zahlreich. Schon die alten römischen Chronisten berichten von derartigen Phänomenen. Und auch im Koran findet man diese. Mit Aufkommen des Buchdruckes wurden solche Erscheinungen aber weithin in der Bevölkerung bekannt. Zumal diese Drucke nicht nur entspreche Zeichen am Himmel in Worten wiedergaben, sondern vor allem auch in Bildern. So erreichte man die Bevölkerung, da in jenen Tagen die wenigstens einfachen Menschen lesen konnten. Ein Bild sagte damals schon mehr als 1.000 Worte.
In zahlreichen Blog-Artikel und vielen Videos auf meinem Mystery-Files-Kanal bei YouTube wurden solche Himmelszeichen bereits thematisiert. Die zum Teil sehr unterschiedlich ausfallen und längst nicht immer Schlachten am Himmel waren. Solche waren meistens die Ausnahme.
Moralische Lehren
Kritiker sehen beispielsweise in der „Himmelschlacht von Nürnberg“ von 1561 keinen Hinweis auf UFOs im Mittelalter. Eher „düstere Vorhersagen“, die dabei „nicht tatsächliche Ereignisse“ wiedergaben. Sie dienten dem Urheber vielmehr „zur Verbreitung seiner moralischen Lehren“. So etwa schrieb es schon 2010 der Autor Ulrich Magin in seiner Analyse „Ein UFO im Jahr 1561?“ (in: „Journal für UFO-Forschung“ Nr. 187, 1/2010). Magin weiter:
„Die Mutterschiffe waren Kanonen, die Telemeterscheiben Kanonenkugeln, und das Geschehen wurde nicht überliefert, weil es interessant war, sondern weil es vor einem Krieg warnte.“
In derselben Tradition solcher vielfach überlieferten Himmelsschlachten stünde demnach auch ein anderes bekanntes Flugblatt. Es stammt von Samuel Apiarius und Samuel Coccius aus Basel in der Schweiz und zeige seltsame „Kugeln“, die am 7. August 1566 über der Stadt erschienen sind. Unter anderem erfährt der mittelalterliche Leser über das „Baseler Himmelsspektakel“:
„Weiter, am 7. August, bei Sonnenaufgang und ein wenig davor, sind viele große schwarze Kugeln in der Luft gesehen worden, welche vor der Sonne mit großer Schnelle und Geschwindigkeit umherflogen und gegeneinander prallten, als ob sie einen Streit führten, wobei sie rot und feurig wurden, und daraufhin zerfielen erloschen.“ (Zentralbibliothek Zürich, PAS II 6/5, wiedergegeben in moderneren Deutsch)
Auch hier sehen Kritiker lediglich Warnungen im Sinne von Vorzeichen kommenden Unheils. Ganz im Zeichen der biblischen „apokalyptischen Reiter“ als Ankündigung des Endes aller Tage nach christlichen Lehren und Symbolen. Eine Himmelsschlacht zwischen den „guten“ und „bösen“ Heeren.
C. G. Jung und die UFOs
Interessanterweise hat auch Carl Gustav Jung, der legendäre Schweitzer Psychiater, sich diesen UFO-Phänomen gewidmet. In seinem UFO-Buch „Ein moderner Mythus“ zeigte er schon vor über 60 Jahren unter anderem das Flugblatt aus Nürnberg. Jung unterlässt bei diesem Beispiel antiker UFOs eine gesonderte, genauere Interpretation der Illustration und der geschilderten Himmelsphänomene. Vielmehr schreibt er lediglich:
„Die dunkle Farbe der UFOs dürfte wohl daher rühren, dass sie gegen das Licht der aufgehenden Sonne gesehen wurden. Andere sind dagegen hell (und sogar feurig). Charakteristisch für die Ufos ist die Schnelle und willkürliche Unregelmäßigkeit der Bewegung.“
Damit spielt er der „UFO-Interpretation“ dieses Dokumentes durchaus in die Hände. Bedenken sollte man aber, dass reale Phänomene am Himmel durchaus als Grundlage für die eine oder andere Interpretationen der damaligen Menschen dienten. Hinlängliche Beispiele dafür sind aus der Geschichte bekannt. Von ganz natürlichen Phänomen bis zu Erscheinungen, die sich nicht natürlich erklären lassen …
Bei der Deutung im Sinne „apokalyptischer Warnungen“ oder einer Tradition des Glaubens an eine Endschlacht zwischen Gut und Böse, gibt es durchaus zutreffende Fälle. Etwa Beschreibungen, dass am Himmel „Ritter“ und ähnliches erschienen, die mit Waffen gegeneinander kämpften. Was der reale Auslöser solcher rätselhaften Himmelszeichen war, steht wieder auf einem anderen (Flug-) Blatt.
Himmelsschlachten und zehntausende Tote
Etwas überaus erstaunliches über eine solche Schlacht am Himmel lesen wir in der biblischen Schrift des 2. Buches der Makkabäer. Ein Buch, das heute zu den Aapokryphen Büchern des Alten Testament zählt und nicht mehr darin zu finden ist.
Dort lesen wir von einem „Vorzeichen“, als König Antiochus IV. um 169 vor Christus einen Feldzug gegen die Ägypter begann:
„Da erschienen fast vierzig Tage lang über der ganzen Stadt Reiter, die durch die Lüfte jagten, in golddurchwirkten Gewändern; Lanzenträger rückten in Abteilungen zum Kampf aus, Schwerter zuckten. Reiterscharen ordneten sich zur Schlacht, Angriffe wurden gemacht, von beiden Seiten rannte man gegeneinander an, Schilde bewegten sich, Speere gab es in Menge, Wurfgeschosse flogen, goldener Waffenschmuck blitzte auf und man sah Rüstungen aller Art. Alle beteten deshalb, die Erscheinung möge etwas Gutes bedeuten.“ (2. Makk. 5,2-4)
Und an späterer Stelle erfahren wir weiter:
„Als nun der Streit gewaltig geworden war, erschienen den Feinden vom Himmel her auf goldbezäumten Rossen fünf glänzende Reiter, von denen zwei sich an die Spitze der Juden stellten und zwei den Makkabäer in die Mitte nahmen und ihn mit ihren Waffen deckten und vor jeder Verwundung schützten, während sie Pfeile und Blitze gegen die Feinde schleuderten, wodurch diese geblendet und verwirrt wurden und in Unordnung gerieten.
So wurden von ihnen 20.500 Mann nebst 600 Reitern niedergehauen.“ (2. Makk. 10,29-31)
“Gott straft sein Volk”
Da das 2. Makkabäerbuch um 50 vor Christus entstanden sein soll, also in eine Zeit fällt, in der an ein Christentum und damit an christlich-theologischen Deutungen von „Himmelsschlachten“ nicht zu denken war, gelten diese Bibelverse als Urquelle dieser Kämpfe am Firmament. Was aber meint das 2. Makkabäerbuch mit diesem Ereignis, in dessen Verlauf angeblich vom Himmel kommende Pfeile und Blitze 20.500 Menschen töteten? Eine unglaubliche Anzahl, deren historische Korrektheit fragwürdig erscheint. Ein derart großes Heer, das nach diesem ungleichen Kampf zusammengenommen 21.100 Gefallenen zu beklagen hatte, ist sicher weit übertrieben.
Ich denke nicht, dass diese Phänomen unter König Antiochus IV. die auslösende Erzählung für all die späteren Schilderungen von Schlachten am Himmel war. Auch wenn früh- und spät-mittelalterliche Autoren und Akademiker diese biblischen Aussagen durchaus gekannt haben dürften. Als warnende Worte vor einer Abkehr vom Glauben, in dem „Gott sein Volk für seinen Abfall straft und sich ihm nach seiner Rückkehr zur Religion der Väter wieder zuwendet“. So formulierte es Klaus Bringmann von der Universität Frankfurt in seiner kritischen Untersuchung „Zur Kritik historischer Darstellung im Zweiten Makkabäerbuch“ (in: „Klio“, Bd. 96, Heft 2, Dezember 2014).
Mögliche reale Beobachtungen von Himmelserscheinungen wurden missverstanden und theologisch gedeutet und interpretiert. Natürliche, naturwissenschaftliche heute erklärbare Phänomene ebenso, wie „UFOs der Vergangenheit“. Belegen lassen sich solchen Spekulationen ebenso wenig, wie die skeptischen Deutungen.
Euer Jäger des Phantastischen
Lars A. Fischinger
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