Sensationelle Funde der Archäologie auf der Insel Kreta: Vor 130.000 Jahren gab es offenbar bereits Seefahrt im Mittelmeer! +++Artikel+++

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Vor 130.000 Jahren gelangten unsere Ahnen auf die Insel Kreta - per Boot (Bild: Google Earth / The Plakias Project / WikiCommons / Montage: Fischinger-Online)
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Vor 130.000 Jahren gelangten unsere Ahnen auf die Insel Kreta – per Boot (Bild: Google Earth / The Plakias Project / L. A. Fischinger / Montage: Fischinger-Online)

Wann begannen Seefahrt, Handel und Besiedlung der Welt wirklich? Das fragen sich nicht nur verschiedene Autoren, die beispielsweise meinen, dass vor vielen Jahrtausenden schon die Ozeane befahren wurden, sondern immer wieder auch Archäologen. Funde aus der Archäologie auf den Mittelleerinseln Kreta und Zypern scheinen nun die Welt der Geschichtsbücher auf den Kopf zu stellen. Archäologen entdeckten dort Spuren einer Besiedlung, die vor rund 130.000 Jahren stattgefunden haben muss. Und diese frühen Siedler konnten nur auf einem Weg gekommen sein: Per Boote über das Mittelmeer. Alle Details über diese spannenden Entdeckungen erfahrt Ihr in diesem Beitrag.


Jedes Schuldkind kennt Christoph Kolumbus, der 1492 Amerika wieder entdeckte. Diese Leistung des frühen Entdeckers ist gerade erst wenige hundert Jahre her und damit im Vergleich zu anderen mutmaßlichen Seefahrten gerade erst gestern gewesen.

130.000 vor Christus: Die ersten Seefahrer?

Hypothesen, dass Jahrtausende vor Kolumbus schon die Menschen die Ozeane der Erde befuhren und sogar Handel trieben, sind längst nicht neu. In der grauen Vergangenheit, als der Mensch noch einfach und primitiv die Erde bewohnte, sollen schon Menschen beispielsweise bis Amerika gefahren sein. Aber auch spätere Kulturen wie etwa den Phöniziern, Europäische Kelten oder sogar Ägyptern soll dies gelungen sein. Anerkannt ist davon nur die Entdeckung Nordamerikas durch die Wikinger rund 500 Jahre vor Kolumbus.

Was aber Archäologen seit einigen Jahren auf der Mittelleerinsel Kreta ausgraben, katapultiert den Beginn der Seefahrt in eine Vorzeit, die kulturgeschichtlich überhaupt nicht greifbar ist. Steinwerkzeuge von Menschen, die aufgrund ihres Alters so eigentlich nicht auf Kreta gehören, da sie zum Teil über 130.000 Jahre alt sein sollen. Damit wären unsere sehr sehr frühen Vorfahren in Booten von Nordafrika (dem heutigen Libyen) aus in dieser phantastisch lange zurück liegenden Zeit über das Mittelmeer bis auf die Insel Kreta gekommen.

Davon sind Wissenschaftler um Dr. Curtis Runnels, Professor für Archäologie von der Boston University und Teamleiter Dr. Thomas Strasser, Assistenz-Professor für Kunstgeschichte am Providence College überzeugt.

Nicht erst vor rund 8.000 Jahren betraten Menschen die Insel Kreta, wie es allgemein bisher angenommen wird, sondern weit über 100.000 Jahre früher. In einer Zeit also, als unsere Vorfahren gerade einmal Afrika als die Wiege der Menschheit (über den Landweg!) verließen und den Planeten eroberten. Und, da sind sich die Forscher sicher, eine Landverbindung zu der Insel Kreta gab es in jener Epoche der Menschheit nicht, so dass nur der Weg über das Meer blieb.

Diese Verbindung mit dem Festland existierte nur vor über drei Millionen Jahren, als von “Menschen” noch keine Rede sein konnte.

Handel und Kolonisierung der Erde vor der Zivilisation

Die an der Südküste Kretas gefundenen Steinwerkzeuge stammen aus der Altsteinzeit und Mittelsteinzeit und beweisen nach Runnels und Strasser eindeutig, dass unsere Geschichtsbücher umgeschrieben werden müssen.

Der Homo erectus, unser Vorfahre, war einer jener Ahnen, die Afrika verließen und bis nach Europa gekommen sind. Er verließ jedoch in Gruppen und Wellen den Kontinent und kam so vor rund 1,5 Millionen Jahren erstmals auch nach Europa. Obwohl dem Homo erectus abgesprochen wird jemals zur See gefahren zu sein, glauben Strasser und sein Team, dass die gefunden Steinwerkzeuge wie Faustkeile und Äxte dieses Bild ändern könnten.

Bis dato haben die Wissenschaftler rund 2.100 Steinartefakte in Plakias am Südufer der Insel seit 2008 ausgegraben. Diese müssen auf dem Seeweg entweder von Süden (Afrika) oder Norden (Europa) vor über 130.000 Jahren nach Kreta gelangt sein.

Doch auch am Nordufer der Insel machten die Forscher in entsprechenden geologischen Erdschichten vergleichbare Funde. So erscheint Kreta geradezu als eine Art “Brücke” zwischen Europa und Nordafrika. Vielleicht gab es sogar Handel, wobei verschiedene Besiedlungen zu unterschiedlichen Zeiten dieser Frühzeit wohl wahrscheinlicher sind.

“Riesiges Handelsnetzwerk in der Ägäis”

Immerhin kann man als Vorzeit-Europäer seine Faustkeile und Steinäxte auch selber auf dem Kontinent anfertigen. Man muss diese nicht extra über das Mittelmeer importieren.

Handel über das Meer hat es aber wesentlich später auf Kreta gegeben, so Strasser. Ab etwa 9.000 vor Christus müssen die Bewohner Kretas Obsidian importiert haben, wie es Funde des vulkanischen Glassteins belegen. Dieses kommt nicht auf der Insel vor und könnte von der 100 Kilometer entfernten Insel Milos stammen. Diese 2011 gefundenen Obsidian-Werkzeuge zeigen einen Seehandel vor “nur” 11.000 Jahren im Mittelmeer. Diese belegen nach Strasser, “dass die Menschen auf Kreta Teil eines riesigen Handelsnetzwerkes in der Ägäis waren”.

Ob es solchen Handel schon 120.000 Jahre früher gab oder die Insel besiedelt war, sollen auch Pollenanalysen in Zukunft zeigen. Knochen wurden bisher nicht gefunden, was an dem Säuregehalt des Bodens an den Ausgrabungsstätten liegt, in dem sich diese nicht erhalten bleiben. Auch möchten die Forscher wissen, ob der Mensch oder sogar ein Vorfahr wie der Homo erectus mitverantwortlich für das Aussterben lokaler Tierraten sein könnte. Auf Kreta lebten so exotische Tiere wie Zwergelefanten oder auch Riesenhirsche.

Doch man muss klar bedenken, dass die erste Auswanderung des Homo erectus aus Afrika und die Steinwerkzeuge von Kreta bei Weitem zeitlich nicht zusammen passen.

Wirklich gleich ein Handelsnetz?

Auch wenn die Funde von importierten Obsidian auf Kreta deutlich auf einen Import des Glasgesteins hindeuten, gehen Dr. Strasser und sein Team noch weiter. Die 130.000 Jahre alten Kreta-Steinwerkzeuge, die das angesehene Fachmagazin “Archaeology” (Vol. 64, Nr. 1/2011) zu den “Top 10 Entdeckungen 2010” zählte, könnten nicht allein dastehen. Auch ähnliche Funde auf der Insel Zypern, die bereits 1992 gemacht wurden, wollen die Wissenschaftler in diesem Sinne einer Seefahrt in der Altsteinzeit neu bewerten.

In einer Veröffentlichung in dem Magazin “Antiquity” (Issue 350, April 2016) schreiben Strasser, Runnels und Claudio Vita-Finzi (Naturhistorisches Museum, London), dass eine 14 Zentimeter lange Kholetria-Ortos Steinaxt, die auf Zypern gefunden wurde, durchaus mit den Fundstücken auf Kreta im Kontext gesehen werden könnte. Doch ob es tatsächlich gleich ein “Handelsnetz” gab, ist weiter fraglich. Immerhin ist die kürzeste Strecke zwischen Kreta und dem östlich gelegenen Zypern über das Mittelmeer (heute) rund 550 Kilometer Luftlinie weit.

Aber auch ohne ein ganzes Netz von Urzeit-Händlern im östlichen Mittelmeer sind Besiedelungen vor 130.000 Jahren mit einem primitiven Boot eine Sensation. Eine Sensation, die uns erneut zeigt, dass die Neugier des Menschen tiefe Wurzeln hat …

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Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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