Archäologen und Genetiker auf der Suche nach dem Ursprung unserer Ahnen und ihrer Sprache – mit erstaunlichen Ergebnissen

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Archäologen und Genetiker auf der Suche nach dem Ursprung unserer Sprache - mit erstaunlichen Ergebnissen (Bild: Google Earth / Bearbeitung: Fischinger-Online)
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Archäologen und Genetiker auf der Suche nach dem Ursprung unserer Sprache – mit erstaunlichen Ergebnissen (Bild: Google Earth / Bearbeitung: Fischinger-Online)

Woher stammen und Vorfahren aus der Steinzeit bzw. Eiszeit, die vor bis zu 12.000 Jahren lebten? Wo liegt der Ursprung der indoeuropäischen Sprachen, die heute von Indien bis Großbritannien gesprochen werden? Und wie verliefen die Besiedelungswege der ersten ersten Ackerbauern und frühen  Jäger und Sammler. Solche Fragen kann heute unter anderem die Gen-Forschung weiter aufhellen. Ein internationales Forscherteam aus Genetikern, Anthropologen und Archäologen ist deshalb in der bisher umfangreichsten DNA-Untersuchung dieser Art genau diesen Fragen nachgegangen. Und kam zu erstaunlichen Ergebnisse, die sie jetzt “Science” veröffentlicht haben.


Liebe Freundinnen & Freunde des Phantastischen!

Wissenschaftler auf der Suche nach unseren Ahnen

Mehr als 100 Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachgebieten, von Genetik bis Archäologie, veröffentlichten in dem Fachmagazin “Science” am 6. September die Ergebnisse ihrer Studie der menschliche DNA. Dabei bedienten sich die Experten um David Reich von der Harvard Medical School alter und uralter DNA von insgesamt 523 vorzeitlichen Personen, die vor allem in Süd- und Zentralasien lebten.

Der von diesen Vormenschen gewonnene Gencode wurde woraufhin mit der DNA bereits bekannter Untersuchungen anderer Individuen der Steinzeit verglichen. Diese Menschen stellen nach Aussage der beteiligten Forscher “Schlüsselphasen in der Bevölkerungsgeschichte Eurasiens fest, einschließlich der Ausbreitung von Bauernvölkern aus dem Nahen Osten mit Bewegungen sowohl nach Westen als auch nach Osten”.

Ergänzt wurde diese Studie durch archäologische Funde und Forschungen aus der Sprachwissenschaft, die daraufhin alle in einen Kontext gebracht wurden.

Nach Ansicht der Forscher widerlegt ihre Untersuchung bisherige Thesen über die Ausbreitung unserer direkten Vorfahren und vor alle auch der indoeuropäischen Sprachen. “Die Vorfahren aus der Steppe in Südasien haben dasselbe Profil wie in der Bronzezeit in Osteuropa”, schreiben sie in ihrer Veröffentlichung. Diese steinzeitlichen Siedler vermischten sich mit anderen frühen landwirtschaftlichen Kulturen in ganz Europa und Zentral- und Südasien und brachten auch ihre Sprache mit:

Eine massive Bevölkerungsbewegung aus der eurasischen Steppe nach Europa, die wahrscheinlich die indoeuropäischen Sprachen verbreitete. Wir zeigen eine parallele Reihe von Ereignissen, die zur Ausbreitung der Vorfahren aus der Steppe nach Südasien führten, und dokumentieren dabei Bewegungen von Menschen, die wahrscheinlich die Ausbreitung der indoeuropäischen Sprachen begünstigten.

Nach ihren Forschungen sind sich die Autoren der Studie sicher, dass nicht Bauern aus Anatolien ihre Sprache nach Europa und Richtung Asien verbreiteten. Bis heute ist das die übliche Hypothese über den Ursprung der indogermanistischen Sprachfamilie. Die Experten sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die sprachlichen Wurzeln bei Viehzüchtern aus den Steppen Asiens liegen. Vor etwa 5.000 Jahren.

Spuren bei den weisen Brahmanen Indiens

Weiter zeigte die Untersuchung (sowie eine ergänzende Studie, die in “Cell” vom 5. September), dass die Landwirtschaft im Süden Asiens nicht von Siedlern aus dem Westen stammen kann. Auch im heutigen Iran und Zentralasien verlief die Entwicklung der Sprachen anders, als bisher angenommen. Erst rund 1.500 Jahre später machten sich die Nachfahren dieser europäischen Siedler wieder auf den Osten und asiatische Gebiete neu zu besiedeln. David Reich ist deshalb sicher:

Wir können eine Ausbreitung von Bauern mit anatolischen Wurzeln nach Südasien ausschließen.

Besonders bei einer Bevölkerungsgruppe in Südasien bzw. Indien lasse sich noch heute eine eindeutige genetische Spur zu den Steppenvölkern finden, so Reich. Es sind die Brahmanen aus dem Hinduismus. Weise und heilige Männer einer ganz besonderen Kaste, die Lehrer und Priester der alten indischen Schriften “Veden” sind. Verfasst sind diese heiligen Texte Sanskrit, einer uralten indoeuropäischen Sprache.

Eine Kasten-Elite, die über Generationen ihr Wissen weitergibt und sich nach den Untersuchungen der Forscher offensichtlich untereinander ihr genetische Erbe erhalten konnte:

Die Feststellung, dass Brahmanen mehr Steppen-Abstammung haben als andere Gruppen in Südasien, liefert ein faszinierendes neues Argument für einen Steppenursprung für indoeuropäische Sprachen in Südasien.

Dass eine elitäre Elite wie in diesem Fall die Brahmanen über unzählige Generationen lieber unter sich bleibt, ist nicht verwunderlich. Für die Genforscher dieser Untersuchung ein Glücksfall. Die moderne Wissenschaft hat offensichtlich mit der DNA ein einstmals undenkbares Werkzeug zur Erforschung unserer Vorgeschichte in der Hand, von der auch in Zukunft neue Erkenntnisse zu erwarten sind.

Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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