Vor wenigen Jahren wurden innerhalb der Cheops-Pyramide mutmaßlich mehrere „verborgene Kammern“ entdeckt. Durch Messungen der Verteilung von Myonen, kosmischen Teilen, die das Mauerwerk der Pyramiden verschiedenen „stark“ durchdringen, kamen Forscher zu dem Schluss, dass es im Inneren der Großen Pyramide noch unbekannte Hohlräume geben muss. Schnell sprach man von Geheimkammern. Jetzt gibt es Neuigkeiten aus München zu diesem Thema. „Neue Daten zur Konstruktion der Cheops-Pyramide“ seien ermittelt worden. Alles dazu und wie in diesem „Archäologie-Krimi“ weiter geht, erfahrt Ihr hier.
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Die Cheops-Pyramide und die „verborgenen Kammern“
Seit langer Zeit ist es still um die Cheops-Pyramide in Gizeh geworden. Vor allem um die mutmaßlich absichtlich angelegten, verborgenen Kammern, die vor wenigen Jahren mittels neuester Messtechniken entdeckt wurden. Durch Messungen der Verteilung von Myonen, kosmischen Teilen, die das Mauerwerk der Pyramiden verschiedenen „stark“ durchdringen, kamen Forscher des „Scan Pyramids Project“ zu dem Schluss, dass es im Inneren der Großen Pyramide noch unbekannte Hohlräume geben muss. Ein davon, genannt „Big Void“, ist etwas mehr als 30 Meter riesig und befindet sich oberhalb der großen Galerie. Eine zweite, wesentlich kleinere, nahe am Eingang.
Die Entdeckung dieser mutmaßlichen Geheimkammern sorgten weltweit für Schlagzeilen, über die ich in zahlreichen Blog-Postings berichtete. Zusätzlich in einigen Videos auf meinem YouTube-Kanal, von denen Ihr am Ende einige findet. Doch die beteiligten Forscher sprachen nicht von geheimen Kammern, unentdeckten Räumen oder sogar bisher ungeöffneten Schatzkammern. Sie sprachen vorsichtig von „Anomalien“, die jedoch klar andeuten, dass es hier verborgene Räume gibt. Ob diese absichtlich im Sinne von tatsächlichen Geheimkammern angelegt wurden, ist bis heute vollkommen unklar.
So groß wie der „Raum“ im Kernmauerwerk der Cheops-Pyramide auch ist – so groß waren und sind die Spekulationen über dessen wahre Natur. Und über deren hypothetischen Inhalt. Vor allem wir Freunde des Unfassbaren warten seit dem auf neue Ergebnisse, Daten, Fakten und Forschungen. Angekündigt wurde bereits das ein oder andere (s. d. das Video HIER). Auch wurden sehr schnell Konzepte erdacht, wie man mit möglichst wenig Aufwand, Kosten und Schaden den riesigen Hohlraum über der großen Galerie genauer untersuchen könnte. Beispielsweise mit einem Mini-Zeppelin, der durch eine kleine Bohrung in die „Big Void“ eingebracht wird, wie in diesem Video HIER berichtet.
Ungeduldige Pyramiden-Fans
Man könnte allerlei Gründe für die Verzögerungen verantwortlich machen. Von Corona bis zu dem Argument, wie mühsam solche Untersuchungen und die Auswertungen der Ergebnisse sind. Vielleicht mag der eine oder andere sogar eine Verschwörung der Archäologie vermuten, die uns hier irgendwelche geheimnisvollen und vor allem unliebsamen Entdeckungen vorenthalten will. Persönlich bin ich sicher, dass Resultate kommen werden. Nur die Frage nach dem Wann strapaziert die Geduld zahlloser Archäologie-Interessierter und natürlich Mystery-Fans sicher gewaltig! Mich eingeschlossen.
Die Technische Universität München (TUM) gab jetzt bekannt, dass „neue Daten zur Konstruktion der Cheops-Pyramide“ ermittelt wurde. Federführend dabei waren Dr. Christian Große, Professor für Zerstörungsfreie Prüfung an der TUM und Professor Dr. Hany Mahfouz Helal von der Universität Kairo. Die gewonnenen Daten seien von „ausgezeichneter Qualität“, so Große, und er ist überzeugt, „dass wir eine Reihe neuer Informationen liefern können. Eine mühsame Auswertung stehe jetzt mit den Kollegen in Ägypten und den Ägyptologen an, betonte er. „Es wird also noch einige Zeit dauern, bis wir die Ergebnisse veröffentlichen können“, resümiert Große.
Die TUM veröffentlichte zu den neuen Forschung folgendes Interview mit Christian Große als Pressemitteilung:
Interview mit Prof. Christian Große zu seinen Forschungen in Pyramiden: Neue Daten zur Konstruktion der Cheops-Pyramide
Die Cheops-Pyramide ist mit einer Höhe von 139 Metern die größte der Pyramiden von Gizeh und gehört zu den ältesten Bauwerken der Welt. Und doch gibt dieses vor 4500 Jahren erbaute architektonische Meisterwerk noch Rätsel auf. Christian Große, Professor für Zerstörungsfreie Prüfung an der Technischen Universität München (TUM), hat in Zusammenarbeit mit der Universität Kairo an der Cheops-Pyramide spannende Messungen durchgeführt. Darüber berichtet er im Interview.
Sie konnten im Rahmen Ihrer Forschung in Bereiche des Bauwerks vordringen, die sonst für die Öffentlichkeit verschlossen sind. Wie kam es zu diesem faszinierenden Projekt?
Unsere Messungen folgen dem ScanPyramids-Projekt, bei dem so genannte Myonen-Anomalien festgestellt wurden, also Dichteunterschiede im Bauwerk. Diese Anomalien wurden mithilfe von Detektionsgeräten sichtbar. Eine Änderung der Dichte innerhalb der Struktur kann ein Hinweis auf verborgene Strukturen sein. Unabhängig davon sollen unsere Messungen dazu beitragen, die Baugeschichte der Cheops-Pyramide und den inneren Aufbau besser zu verstehen. Ziel unseres Forschungsaufenthalts war, mit modernen Geräten aufzuklären, wie die alten Ägypter die Pyramiden gebaut haben. Was sind die Blockmächtigkeiten? Was sind die Größenordnungen zwischen den Fugen der einzelnen Steine?
Wie haben Sie sich auf das Forschungsprojekt vorbereitet?
Zuerst führten wir numerische Simulationen durch – mit all den verfügbaren Daten zur Pyramide, also geometrische Daten und Materialdaten. Auf dieser Basis wählten wir die besten zerstörungsfreien Prüftechniken aus, die man hier einsetzen kann. Wir überlegten, wo man Sensoren hinsetzen muss und was die geeigneten Parameter für die Messung sind – zum Beispiel Frequenzen und Wellenlängen –, damit man die interessantesten Bereiche optimal zerstörungsfrei untersuchen kann.
Nach diesen Vorüberlegungen haben wir die Messmethoden ausgewählt. Dazu zählten neben drei unterschiedlichen Radarverfahren auch die Ultraschalltechnik und die elektrische Widerstandstomografie. Alle diese Verfahren liefern komplementäre Daten die im Rahmen einer Datenfusion miteinander verglichen werden können. Ein vergleichbares Konzept, verschiedene Messtechniken auf Basis von Simulationen parallel anzuwenden, ist in der Pyramide so noch nicht getestet worden.
Wie können die Daten der verschiedenen Messmethoden dann verglichen werden?
Um die Messprofile miteinander vergleichbar zu machen, mussten wir unsere Messpunkte zunächst geodätisch einmessen. Dazu braucht man auch gute Modelle. Die meisten Messpunkte waren ja in der Pyramide und nicht außerhalb. Wir hatten dabei sehr gute Unterstützung durch die ägyptischen Kollegen unter der Leitung von Prof. Hany Helal von der Universität Kairo. Mit ihren geodätischen Messtrupps haben sie diese Messpunkte eingemessen. Außerdem konnten wir auf sehr viel Literatur, auch auf Bildmaterial des Inneren der Pyramide, aufsetzen. In diese existierenden Pläne haben wir unsere Messprofile eingezeichnet.
Ein bisschen schwierig war, dass wir keine Markierungen an der Struktur also an den Wänden machen durften – anders als wir das sonst im Bauwesen machen. Aber wir hatten auch hier in Deutschland an vergleichbaren Objekten Techniken erprobt, um das Einmessen kontaktfrei und ohne Markierungen hinzubekommen und haben das auf der Basis von Kreuzlinienlaser sehr gut hinbekommen. Bei der Kreuzlinienlasertechnik werden Laserlinien an ein Objekt heranprojiziert. Das funktioniert besonders gut, wenn es dunkel ist – und das ist es eben in der Pyramide.
Was haben Sie konkret untersucht?
Wir haben in den drei Hauptkammern der Pyramide Messungen durchgeführt: in der Felsenkammer, die sich im gewachsenen Fels unter der Pyramide befindet, in der Königinnenkammer etwas höher im Kernmauerwerk und in der öffentlich zugänglichen Königskammer, in der sich der Sarkophag befindet, in dem König Cheops bestattet worden sein soll. Außerdem haben wir in dem sehr langen und nur einen Meter hohen Gangsystem sowie im Eingangsbereich zur Pyramide gemessen.
Natürlich haben wir vor allem in verborgenen Bereichen unsere Messungen gemacht, aber auch in bekannten Bereichen, um unsere Messtechniken zu validieren Das ist ganz wichtig, dass man Zutrauen schafft zu der Messtechnik, die man verwendet. Die Techniken sind komplementär hinsichtlich der Parameter Eindringtiefe und Auflösungsvermögen. Man will einerseits tief reinschauen und andererseits eine hohe Auflösung. Wir haben bei jedem Gerät bestimmte Eindringtiefen und können bei Messungen in den vorhandenen Gängen und Räumen unterschiedlich tief in die Struktur „hineinblicken“. Unsere Techniken „scannen“ die Struktur ab. Dabei fahren wir mit unseren Geräten entlang einer Linie, entlang der man kontinuierlich die Messungen durchführt – vergleichbar mit seismischen Messungen.
Wie kamen Sie mit den Gegebenheiten in der Pyramide zurecht?
Den Wagen, mit dem die Radartechnik durch die schmalen Gänge geführt wurde, haben meine Doktoranden selbst gebaut. Oft sind in so einem Projekt auch unkonventionelle Lösungen gefragt. In Ägypten ging einmal ein Messgerät kaputt. Gott sei Dank sind meine Mitarbeiter in der Lage, sowas vor Ort zu reparieren. Die Forschungsumgebung ist tatsächlich nicht die beste für Messgeräte, wie wir sie verwenden. Es ist alles sehr eng und mit Wüstenstaub bedeckt. Man muss sehr robuste Techniken verwenden und trotzdem geht immer mal was kaputt, also braucht man da viel Improvisationstalent. Der Einsatz der Mitarbeiterin und der Mitarbeiter in diesem Projekt war enorm, aber auch von ägyptischer Seite hatten wir viel Unterstützung.
Gibt es schon erste Erkenntnisse aus Ihrem Forschungsaufenthalt?
Wir haben Daten ausgezeichneter Qualität aufgenommen und ich bin mir sicher, dass wir eine Reihe neuer Informationen liefern können. Nun müssen die Daten aber erst einmal gemeinsam mit den ägyptischen Kollegen ausgewertet werden.
Die Interpretation der Daten kann unser Lehrstuhl nicht alleine vornehmen. Dazu bedarf es interdisziplinärer Expertise aus der Archäologie, Ägyptologie, aber auch aus dem Bereich Sensorik und Datenanalyse. Zudem planen wir, neue Auswertetechniken aus den Bereichen Datenfusion und maschinelles Lernen einzusetzen, um Bauwerkskomponenten besser identifizieren zu können. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis wir die Ergebnisse veröffentlichen können – und vielleicht bekommen wir ja noch einmal die Gelegenheit zu weiteren Messungen.
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