Funde der Steinzeit in Niedersachsen: 4000 Jahre alt Kreisgrabenanlage und Häuser bei Bauarbeiten entdeckt (+ Videos)

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Überraschende Funde der Steinzeit in Niedersachsen: 4000 Jahre alte Kreisgrabenanlage und riesige Langhäuser bei Bauarbeiten entdeckt (Bilder: GoogleEarth & Landkreis Grafschaft Bentheim)
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Überraschende Funde der Steinzeit in Niedersachsen: 4000 Jahre alte Kreisgrabenanlage und riesige Langhäuser bei Bauarbeiten entdeckt (Bilder: GoogleEarth & Landkreis Grafschaft Bentheim)

So wie es im Krimi den “Kommissar Zufall” gibt, so gibt es auch in der Altertumsforschung den “Archäologen Zufall”. Denn immer wieder werden archäologische Funde zum Beispiel unverhofft bei Bauarbeiten gemacht. So wie seit einiger Zeit in dem kleinen Ort Hoogstede in Niedersachsen. Dort tauchten bei der Erschließung von Baugebieten zahlreiche Spuren der Vergangenheit auf, die bis in die Steinzeit vor 4000 Jahren zurück reichen. Ein attraktiver Siedlungsplatz bis heute, wie es der Ausgrabungsleiter formulierte. Sehr zum Leidwesen der Bauherren, die seit Monaten warten müssen.


Funde – von der Steinzeit bis heute

Archäologen sprechen gerne davon, dass 90, 95 oder noch mehr Prozent unserer Vergangenheit noch immer unentdeckt im Erdreich schlummern. Das gilt für Spuren, die erst wenige hundert Jahre alt sind ebenso, wie für Funde aus der Steinzeit. Oft kommen diese erst durch reinen Zufall wieder ans Tageslicht. Etwa bei geplanten Erschließungen zuvor unbebauter Flächen für Baugebiete.

Selbst als verschollen oder restlos zerstört geltende Funden können so plötzlich wieder zum Vorschein kommen. Beispielsweise ein vorzeitliches Hügelgrab auf der kleinen Nordseeinsel Amrum. Dort kam beim Hausbau plötzlich ein als verloren gegoltenes Hügelgrab wieder ans Licht, wie im ersten Mystery Files-Video unten berichtete.

Solche Funde sind selten zur Freude der künftigen Bauherren. Denn wenn erst mal die Archäologen mit Schüppe, Messband und Pinsel anrücken, kann es zu erheblichen Verzögerungen kommen.

Nichts anders wie aktuell in der kleinen Ortschaft Hoogstede der Grafschaft Bentheim in Niedersachsen. Im Süden des Ortes werden seit einiger Zeit immer wieder archäologische Funde gemacht, die zuvor unerkannt unter Äckern und Feldern begraben lagen. Die Erschließung dieser Flächen für Neubaugebiete zeigte schnell, dass hier Spuren und Relikte zu finden sind, die von der Steinzeit bis zur Christianisierung im 8. Jahrhundert reichen.

Ein “ergiebiger Fundplatz”

Bei früheren Baumaßnahmen waren bereits Siedlungsspuren im südöstlichen Gebiet des Dorfes gefunden worden. Als daraufhin die Gemeinde Hoogstede auch die freien Flächen westlich davon als Neubaugebiet ausgab, rief das bereits im Vorfeld die Archäologen auf den Plan. Und so begann bereits im Januar 2021 das “Niedersächsische Landesdenkmalamt” (NLD) Oldenburg mit einer Voruntersuchung des zukünftigen Baugebietes.

Unter dem Ausgrabungsleiter Dr. Georg Precht vom NLD wurden dafür lediglich 10 Prozent der zukünftige Bebauungsfläche genauer untersucht. Und man wurde sehr schnell fündig, so dass das NLD ab Mai 2021 mit weitreichenden Ausgrabungen vor Ort begann. Zum Leidwesen der zukünftigen Eingenheimbesitzer zeigte sich, “dass der Fundplatz noch ergiebiger ist, als ursprünglich angenommen“, so der Archäologe Precht.

Bereits am 26. Oktober 2021 hat der Gemeinderat von Hoogstede in einer Sondersitzung dazu protokolliert:

Weiterhin zur Kenntnis nehmen musste der Rat, dass die archäologischen Ausgrabungen länger als erwartet dauern werden.

Fast sechs Monate später hat sich aufgrund der Vielzahl der Befunde und Funde daran noch immer nichts geändert.

Spuren der Steinzeit

In einer “Zwischenbilanz” betonte Precht gegenüber “NordNews” am 5. April, dass unsere Vorfahren hier offensichtlich schon in der Steinzeit gerne siedelten. Bei den Grabungen zeigte sich, dass hier bereits vermutlich um 2000 vor Christus eine Kreisgrabenanlage angelegt wurde. Daneben fanden sich Grundrisse von Langhäusern, wie sie typisch für diese Epoche sind. Sie waren hier bis zu 20 Meter lang und offensichtlich von Werkstätten umgeben.

Diese Gebäude maßen 12 Quadratmeter und waren als sogenannte Grubenhäusern angelegt worden. Im Inneren der Reste fanden sich neben Töpferwaren und Werkzeuge auch Objekte, die darauf schließen lassen, dass hier Spinnräder zum Einsatz kamen. Befunde, die aus vielen Teilen Europas aus dieser Epoche bekannt sind.

Nach Meinung von Grabungsleiter Precht haben die Menschen diesen Platz über lange Zeit hinweg immer wieder genutzt. Nicht nur in der fernen Steinzeit. Auch Funde aus der Eisenzeit von 400 vor Christus bis Christi Geburt und eine zweite Besiedlung um das 7. oder 8. Jahrhundert wurden nachgewiesen. “Die Attraktivität der Lage hat offensichtlich nicht nachgelassen”, so Archäologe Precht mit Blick auf die Tatsache, dass hier ein Wohngebiet entstehen soll.

Die leicht erhöhte und somit trockene Lage auf einer natürlichen Geländeerhebung und die Anbindung an einen Verkehrsweg in Form eines Altarms der Vechte, dürften die Gründe gewesen sein, die gerade diesen Platz in vorgeschichtlicher Zeit zu einem beliebten Siedlungsort machten.

Wie mir Sandra O., eine jahrzehntelange Bekannte von mir, die vor Ort in Hoogstede lebt, mitteilte, wird das kaum ein Trost für die seit langem wartenden Baugrund-Käufer sein. Die ersten Bauherren waren das Warten unlängst leid und sahen sich bereits nach anderen Grundstücken um …

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Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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