Erneut macht eine (bekannte) “sensationelle Entdeckung” die Runde: Britische Astrobiologen wollen Hinweise auf “Alien-DNA” in der Atmosphäre gefunden haben. Die Hintergründe.

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DNA aus dem Universum: Schufen Aliens das Leben auf der Erde? (Bild: NASA / L. Pye / L.A. Fischinger / Wallpaper kid)
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DNA aus dem Universum: Schufen Aliens das Leben auf der Erde? (Bild: NASA / L. Pye / L.A. Fischinger / Wallpaper kid)

Astrobiologen der britischen Universität Buckingham wollen bei einem Experiment mit einem Ballon in 27 Kilometern Höhe im kosmischen Staub “biologisches Material” aus dem All entdeckt haben. In winzigen künstlichen Metallkugeln, die angeblich nicht von der Erde stammen können und in denen sich fremdartiges Biomaterial befindet. Damit rückt die Aussage “Wir alle sind Kinder der Götter” von Erich von Däniken aus dem Jahr 1987 und die “Panspermie-Theorie” von Francis Crick von 1973 in ein neues Licht. Oder sah da doch jemand nur zu viel “Prometheus” im Kino und was sind die genauen Hintergründe der vermeintlichen Sensations-Meldung, die eigentlich schon von 2013 stammt?

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Fischinger Online Mystery-Kanal bei YouTube abonnierenVon Lars A. Fischinger

Hallo, Ihr Lieben und Freundinnen & Freunde des Phantastischen!

Bei der anhaltenden Flut an TV-Dokumentationen aus dem Bereich “Astronomie” und “Leben im All?” kommt heute keine Sendung mehr ohne die Idee aus, dass vielleicht Kometen und Asteroiden vor Milliarden Jahren das erste Leben auf die Erde brachten. Eine Idee, die ohne Frage nicht ganz abwegig ist, aber gleichzeitig die Frage nach der Entstehung des Lebens auf der Erde nur an einen anderen Ort verlegt und nicht erschöpfend erklärt.

Gleiches gilt auch für die (falsche) Aussage, dass Prä-Astronautiker das irdische Leben damit erklären würden, dass es von Ancient Aliens erschaffen wurde, wie es jüngst wieder von Kritikern behauptet wurde. Spannender ist da – weil eben kein Anspruch auf Realität – der Science-Fiction-Film “Prometheus – Dunkle Zeichen” von Ridley Scott, zu dem ein zweiter Teil in Planung ist und zu dem Scott selber sagte, dass “Außerirdische in die Evolution eingegriffen” hätten. In diesem Film ganz im Sinne von Erich von Däniken sieht man zu Beginn, wie Außerirdische die Ur-Erde mit ihrer DNA quasi befruchten und so der Evolution zumindest einen “Schub” gaben.

Aber was ist die Wahrheit?

Die Wahrheit ist, dass der Forscher Francis Crick und Leslie Orgel 1973 die Idee der Verbreitung von Lebenssamen im All zu der These der “gerichteten Panspermie” weiter dachten. Das heißt, dass außerirdische Zivilisationen bewusst und nach Plan ihre Gene im gesamten Universum verbreiten könnten, um so andere Welten mit Leben zu befruchten. Irgendwelche der von diesen Außerirdischen im All verteilte “Samenkapseln” werden sicher auf geeigneten Welten aufgehen – während andere vielleicht einfach absterben …

VIDEO: Interview mit Erich von Däniken von Lars A. Fischinger (BILD: L. A. Fischinger)
VIDEO: Interview mit Erich von Däniken von Lars A. Fischinger (BILD: L. A. Fischinger)

Nun aber wollen eben genau für diese These Forscher in Großbritannien sensationelle Beweisen gefunden haben. So etwa schrieb “oe24” am 17. Februar 2015:

Die Entdeckung der Astrobiologen der britischen Universität Buckingham ist sensationell: Die Forscher des Teams von Milton Wainwright sammelten mit einem Ballon Staub aus der Stratosphäre in 27 Kilometern Höhe. Unter den Staubpartikeln befand sich auch eine winzige Kugel aus Metall.

Die Struktur der Kugel mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares besteht hauptsächlich aus Titanium und einer Spur Vanadium. Aus dem Zentrum der Kugel quille eine klebrige Flüssigkeit. Dabei handle es sich um biologisches Material, so Wainwright. Für das Forscherteam lässt dies nur einen Schluss zu: Die Kugel stammt von einer außerirdischen Zivilisation und wurde verschickt, um Leben auf der Erde zu schaffen. Es handle sich um eine Art ‘Saat aus dem Weltraum’.”

Diese Meldung klingt mehr als aufregend. Doch was sind die Hintergründe und warum schweigen die Mainstreammedien bisher?

Der Artikel von “oe27” kommt leider ein paar Jahre zu spät. Vermutlich, weil das Massenblatt “Express” am 24. Januar dieses Jahres diese Meldung brachte, die damit aber auch zu spät war. Wer weiß, wo diese News vom “Express” online ausgegraben wurde. Tatsache ist aber, dass es den Astrobiologen Prof. Dr. Milton Wainwright vom “Department of Molecular Biology and Biotechnology” der Universität Sheffield gibt. Auch die vermeintliche Sensations-Meldung des “Express” ist keine Ente im eigentlichen Sinn, da Wainwright schon 2006 den Artikel “How do microorganisms reach the stratosphere?” im “International Journal of Astrobiology” (Nr. 5/2006, S. 13ff.) publizierte. Coautor war 2006 unter anderem Prof. Nalin Chandra Wickramasinghe, der Direktor des “Buckingham Centre for Astrobiology” an der Universitär von Buckingham in England. Dieser wird auch vom “Express” zitiert, in dem er seine Thesen von 2013 weiter zu untermauern versucht.

Vermeintliche Kieselalge aus dem Kosmos (Bild: M. Wainwright u.a. aus "Journal of Cosmology")
Vermeintliche Kieselalge aus dem Kosmos (Bild: M. Wainwright u.a. aus “Journal of Cosmology“)

Tatsächlich aber wurde die Meldung über den Fund vermeintlicher Alien-DNA schon am 19. September 2013 auf der Webseite der Universität Sheffield veröffentlicht. Am 21. September 2013 machte die “BILD” diese Story in dicken Lettern “Leben im All entdeckt!” dann auch zu ihrer Titelstory. Die ganze Ursprungsarbeit der Astronomen und Astrobiologen erschien nur kurz zuvor im “Journal of Cosmology” (Vol. 22/März 2013) und ist als PDF noch immer online zu finden. In dieser Veröffentlichung scheint aber der wirkliche Beweis zu fehlen. Sie forscher berichten darin von Algen, die sich in bis zu 27 Kilometern Höhe in der Stratosphäre entdeckten und die deren Meinung nach nur aus dem All kommen können. Grund sei, dass ihnen kein Mechanismus bekannt wäre, der in der Lage sei, solche Kieselalgen (Bild rechts) von der Erde in diese Höhe zu befördern. Ob es deshalb gleich einen derartigen Mechanismus tatsächlich nicht gibt, ist natürlich fraglich.

Auch schreiben sie auf Seite 10184 im “Journal of Cosmology” deutlich, dass sie der Annahme seinen, dass es sich um Kieselalgen handelt. Sie wissen es also nicht mal. Folglich ist es doch sehr fraglich, ob die nun von “Express” und “oe24” ausgegrabene Meldung von 2013 eine “Sensation” ist und sogar “Aliens unser Leben schufen”. Oder eben nur eine Falschinterpretation der Datenlage …

Ich danke Euch, Euer Jäger des Phantastischen

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