Das Mysterium des “Kalender der Maya” und der große Irrtum: Über den Maya-Kalender, der kein Maya-Kalender ist.

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Die Wahrheit über den angeblichen Maya-Kalender 2012 (Bild: L. A. Fischinger / gemeinfrei)
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Die Wahrheit über den angeblichen “Maya-Kalender” zum Thema 21. Dezember 2012 (Bild: L. A. Fischinger / gemeinfrei)

2009 begann spätestens der Booms rund um die Maya, 2012, ihren Kalender und dem Doomsday etc. pp. Wir schlossen uns Ende 2009/Anfang 2010 mit dem Buch “Die Akte 2012” da an – und schließen uns damit nicht von diesem Mystery-Boom aus. Wer dieses Buch  gelesen hat, der weiß, was darin für (Anti-)Positionen im Zuge des Hype um den Maya-Kalender, dem 21. Dezember 2012 und deren angrenzende Themen eingenommen werden. Doch was hat es mit diesem immer wieder in allen Medien zu sehenden Maya-Kalender auf sich? Ganz einfach: Es ist schlicht kein Maya-Kalender und wird dennoch als eben solcher in den Medien und von einigen Autoren verbreitet. Alle Details und Erklärungen erfahrt Ihr dazu hier.

 

Von Lars A. Fischinger

(Update: 3. September 2016)

Hallo, Ihr Lieben und Freundinnen & Freunde des Phantastischen!

Gebt man bei der Google-Bilder-Suche “Maya Kalender” oder “Maya Kalender 2012” ein, so bekommt man eine Fülle an Treffern. Soeben (10.  März 2012) kamen diese gewaltigen Ergebnisse (Deutsch & Englisch eingestellt) heraus:

 

 

 Google-Bilder-Suche nach "Maya Kalender" Google-Bilder-Suche nach "Maya Kalender"Bei einer Suche bei Amazon & Co. sieht es nicht anders aus.

Lange Rede – sehr kurzer Sinn: Seit Jahren werden Presseberichte, Bücher, Artikel usw. mit dem Bild des “Maya-Kalenders” illustriert. Unten rechts seht Ihr diesen im Original im Anthropologischen Museum in Mexiko-City. Über 3,5 Meter Durchmesser hat dieser, ist mehr als ein Meter dick und wiegt 24 Tonnen. Sieht schon gruselig aus der Klotz, der vor rund 300 Jahren bei Bauarbeiten in Mexiko-Stadt gefunden wurde. Und dieser “Maya-Kalender” ist es nun also – wenn wir den Medien etc. trauen wollen – der uns eben von diesem und/oder jenem 2012 weissagt? Warum sonst sollte der Stein als Veranschaulichung von Maya-2012-Veröffentlichungen stehen (Beispiel)?

Warum? Weil gewisse Journalisten, Autoren oder auch einfache Interessierte leider nicht sonderlich das Thema kennen. Um es freundlich zu sagen.

Der Maya-Kalender, der keiner ist!

Weshalb diese das Thema nicht sonderliche kennen, ist recht einfach erklärt, denn das ist überhaupt nicht der Kalender der Maya aus Mexiko! Es ist der “Sonnenstein” der Azteken (auch aus Mexiko), der im Zentrum vom heutigen Mexiko-City ausgegraben wurde. Dort, wo heute die berühmte Kathedrale steht. An diesem Platz stand einst das “Allerheiligste” der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlán, die 1521 von den Spaniern erobert und so nach und nach zerstört wurde. Die Azteken als Volk an sich gingen in der Folge unter und wurden zu den heutigen Mexikanern.

Doch das ist eine andere Geschichte…

Lars A. Fischinger vor dem Sonnenstein der Azteken in Mexiko-City - nicht der Kalender der Maya (Bild: L. A. Fischinger)
Lars A. Fischinger vor dem Sonnenstein der Azteken in Mexiko-City – nicht der Kalender der Maya (Bild: L. A. Fischinger)

Der hier gezeigte Kalender der Azteken hat aber dennoch durchaus Parallelen zu dem System der Maya. Etwa Welt-Zyklen usw. Die “Räder” rechts im Titelbild dieses Artikels illustrieren diese Zyklen des Maya-Kalenders. In der Mitte des Steines aber steht entweder der aztekische Sonnengott Tonatuh oder die Göttin der Erde Tlaltecutli. Blutige Menschenopfer forderten diese, da mit diesen Opferungen die Sonne in ihrem Lauf erhalten werden sollte – was die Spanier damals in Entsetzen versetzte, angesichts dieser Barbarei der “Heiden”.[i]

Der aztekische “Sonnenstein” nun zeigt auch das Vergehen vergangener Welten. Also tatsächlich “Weltuntergänge”, die von den Azteken “Sonnen” genannt wurden. Vier Weltzeitalter sind nach den Azteken schon auf unterschiedliche Art und Weise untergegangen und wir leben nun im fünften Zeitalter des Kosmos. Dieses wird einstmals durch Erdbeben enden. Das vorherige, vierte Zeitalter dauerte nach den Azteken nur 676 Jahre und ging durch eine Sintflut zugrunde. Daran war die Regengöttin Chalchiuhtlicue schuld.

Der Weltuntergang und der Maya-Kalender

Die Maya lebten vor den Azteken und südlich von diesen im heutigen Mexiko und den angrenzenden Ländern. Der “Sonnenstein” der Azteken ist jedoch eindeutig nicht der Maya-Kalender oder mit diesen gleichzusetzen, verkündet nichts vom Jahr 2012 oder sogar einen Untergang der Welt in diesem Jahr und weissagt grundsätzlich nichts. Auch wenn die Maya ebenso in einem zyklischen Weltsystem lebten.

Maya-Schriftexperte Professor Dr. Nikolai Grube von der Universität Bonn glaubt sogar, dass es bisher auch unklar sei, in welchem Maya-Weltzeitalter wir heute überhaupt leben. Er schreibt:

Es gibt keine Maya-Aufzeichnungen über die Zahl der Universen, und wir wissen nicht, in welcher Welt wir gerade leben, ob in der zweiten oder zehnten oder welcher auch immer.“[ii]

Grube spekuliert dennoch auch über den Untergang der jetzigen Welt:

Inschriften der Klassischen Zeit deuten darauf hin, dass die gegenwärtige Welt 33 mal 400 Jahre dauern wird. Demnach würde das Ende im Jahr 8077 n. Chr. nahen.“[iii]

Dies leitet Grube ja wie folgt ab: 33 x 400 Jahre = 13.200 Jahre. 13.200 – 3114 Jahre (Start des Maya-Kalenders) = 10.086. 10.086 Jahre – 2009 (das Jahr, in dem Grube diese Aussage tätigte) = 8077 nach Christus.

Die Völker Zentralamerikas (nicht nur Maya und Azteken) kannten in der Tat Welt-Zyklen. Das war dort einst ein weit verbreiteter Mythos und ist heute ein (falscher) Weltuntergangs-Boom.[iv] (Und das, wo doch die Maya selber zum Beispiel von einer noch anstehenden Feier im Jahre 4772 nach Christus berichten.[v]) Aber trotzdem ist der Azteken-“Sonnenstein” inzwischen praktisch der Maya-Kalender. Und das ist schlicht falsch.

Abschließend eine Entschuldigung an meine Leserinnen und Leser:

"Die Akte 202" von Lars A. Fischinger , 2010 (Bild: Silberschnur Verlag)
“Die Akte 202” von Lars A. Fischinger, 2010, mit “Maya-Kalender” auf dem Cover (Bild: Silberschnur Verlag)
"Verbotene Geschichte" von Lars A Fischinger, 2010 (Bild: L. A. Fischinger / Random House)
“Verbotene Geschichte” von Lars A Fischinger, 2010 (Bild: L. A. Fischinger / Random House)

Leider ist dieser aztekische Stein auch auf dem Cover des Buches “Die Akte 2012” gelandet (links). Erst Anfang 2010 sah ich das Cover im da bereits fertigen Katalog des Verlages und das Cover wurde ohne Rücksprache mit mir entworfen. Dafür habe ich mich (auch wenn ich nichts dafür konnte) schon Anfang 2010 in entsprechenden (oft extrem absurden) Diskussions-Gruppen bei www.wer-kennt-wen.de entschuldigt.

Zumal in dem Buch “Die Akte 2012” selber über das Thema “Sonnenschein der Azteken = Maya-Kalender” geschimpft und aufgeklärt wird.

Dass dieser Azteken-Stein ebenfalls 2010 auf meinem Buch “Verbotene Geschichte” (rechts) kam – geschah jedoch mit einem meiner eigenen Fotos aus Mexiko und mit Rücksprache zwischen mir und dem Verlag. Und es wurde sehr schön.

Aber der “Mythos 2012” ist in diesem Buch so oder so kein Thema …

Ich danke Euch, Euer Jäger des Phantastischen

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Fussnoten:

[i] Siehe z.B.: Owusu, Heike: Symbole der Inka, Maya und Azteken. Darmstadt 2000, S. 215 & Taube, Karl: Aztekische und Maya-Mythen. Stuttgart 1994, S. 62f.
[ii]Zick, Michael: Handbuch für Wahrsager. In: Bild der Wissenschaft Nr. 10/2009, S. 77 (dort wird Grube dementsprechend zitiert)
[iii]ebenda
[iv] Siehe z.B.: Schele, Linda & Freidel, David: Die unbekannte Welt der Maya. München 1991, S. 74
[v] Siehe z.B.: Gutberlet, Bernd Ingmar: Der Maya-Kalender.Bergisch-Gladbach 2009, S. 240