“Wir sahen kleine Leute im Wollaton Park”: Angebliche Sichtung von Gnomen 1979 soll erneut untersucht werden

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"Wir sahen kleine Leute im Wollaton Park": Angebliche Begegnung mit "Gnomen" im Jahr 1979 soll erneut hinterfragt werden (Bild: Archiv Nottingham Post / WikiCommons/gemeinfrei / Montage: L. A. Fischinger)
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“Wir sahen kleine Leute im Wollaton Park”: Angebliche Begegnung mit “Gnomen” im Jahr 1979 soll erneut hinterfragt werden (Bild: Archiv Nottingham Post / WikiCommons/gemeinfrei / Montage: L. A. Fischinger)

“Kindermund tut Wahrheit kund”, so sagt es ein altes Sprichwort und soll bedeuten, dass Kinder oftmals ehrlich und ungeschönt die Wahrheit sagen. So auch im September 1979, als sechs Kinder zwischen acht und zehn Jahren berichteten, dass sie im Wollaton Park in Nottingham (Großbritannien) insgesamt 60 kleinen Wesen begegnet wären? Kobolde oder Gnome, wie man sie eigentlich nur aus Märchen und Sagen kennt. Damals erweckte die Geschichte der Kinder großes Interesse der Medien, da diese sich angeblich nie in ihren Schilderungen widersprachen. Jetzt will ein Historiker den Fall der unlängst erwachsenen Kinder neu aufrollen und bewerten. Denn es war nicht die einzige sonderbare Begegnung in diesem Park …

 

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Im September 1979 waren Andrew Pearce, seine Schwester Rosie, Angela Elliott, ihr Bruder Glen, Patrick Olive sowie eine Julie noch Kinder, als sie im Wollaton Park in Nottingham unterwegs waren. Dennoch wurden sie angeblich Zeugen von etwas überaus Sonderbaren, das im Laufe der letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem Mythos wurde.

60 kleine Wesen im Wollaton Park

Die Kinder von damals erzählten ihrer Schulleiterin in Nottingham eines Tages, dass sie im Park rund 15 Minuten lang etwa 60 Gnome oder Kobolde beobachten konnten, die vollkommen seltsam ausgehen hätten. Diese kleinen Leute seien nur halb so groß wie die Kinder selber gewesen, hatten winzige Autos, trugen lange weiße Bärte, gelbe Strumpfhosen und blaue Oberteile. Auch hätten die Gnome die quasi obligatorischen “Zipfelmützen” getragen.

Mit ihren kleinen Autos fuhren die Zwerge wie wild im Wollaton Park umher und machten dabei wahre Stunts. Sie sprangen mit diesen winzigen Autos ohne Mühe über allerlei Hindernisse wie etwa herumliegende Baumstämme. Und diese Mini-Autos waren schnell, sehr schnell. Die Kids schätzten, dass die Kobolde bis zu 193 Stundenkilometer (120 mph) damit durch die Gegend rasten.

Das alles über eine Viertelstunde hinweg, als wollten die Winzlinge den sechs Kinder ein Show-Programm liefern. Aber immerhin waren die Zwerge “freundlich und spaßig”, wie es die Kinder damals behaupteten.

Die Kinder wurde daraufhin einzeln über diesen Vorfall von ihrer Lehrerin befragt. Wie es heißt, habe keines der Kinder dabei irgendwelche widersprüchlichen Angaben gemacht und erzählten alle ohne Abweichungen die selbe Geschichte. Tatsächlich hielt man es damals in Nottingham für nicht ausgeschlossen, dass die Kleinen die Wahrheit sagen. Gerade das machte diesen Fall in der britischen Presse landesweit überaus populär und zog daraufhin weite Kreise.

Lionel Baker, einst Angestellter des Park, sagte 1979, dass er in 51 Jahren seiner Arbeit für den Park so eine Story noch nie gehört habe. Er traute den Kindern nicht, und sagte damals, dass er “glaube, jemand stellt uns hier ein Bein”. Ohne fraglos klingt das mehr als fraglich …

Kindermund tut Wahrheit kund?

"Wir sahen kleine Leute im Wollaton Park": Zeitungsmeldung von 1979 (Bild: Nottingham Post)
“Wir sahen kleine Leute im Wollaton Park”: Zeitungsmeldung von 1979 (Bild: Nottingham Post)

Im Laufe der Jahrzehnte – immerhin ereignete sich diese Begegnung schon 1979 – geriet diese angeblich wahre Geschichte der sechs Kinder mehr und mehr in Vergessenheit. Langsam aber sicher wurde sie zu einer Art modernen Mythos, dessen genaue Wahrheit bzw. ihrer genauer Kern sich immer weiter verdunkelte. Auch in den Bereich der Parapsychologischen Phänomene reihte sich die Wollaton-Park-Story langsam ein.

Rund 40 Jahre nach diesen Ereignissen will der Autor und Historiker Dr. Simon Young den Fall neu aufrollen und untersuchen. Die Kinder von damals sind heute natürlich alle erwachsen und Dr. Young erhofft sich nach all den Jahrzehnten durch erneute Befragungen der Zeugen auch neue Erkenntnisse. Ebenso will er bei seinen Recherchen Anwohner der Region, Verwandte der damaligen Kinder und andere Personen befragen, die 1979 an dieser Geschichte beteiligt waren.

Simon Young zu seinen neuen Ermittlungen gegenüber der “Nottingham Post” am 14. Februar 2017:

Die Wollaton Park-Sichtung benötigt dringend ein längere Studie. Ich möchte sie über ihre Erinnerungen interviewen. Ich werde absolute Anonymität garantieren. Die Menschen sind verständlicherweise in dieser Angelegenheit sehr empfindlich.

„Die Erfahrung war in mehrfacher Hinsicht interessant. Es gibt viele Fälle von Kindern, die Feen von Angesicht zu Angesicht sahen, aber ich kenne keinen einzigen, wo gleich sechs gemeinsam Feen sahen. So viele unerklärliche Erlebnisse hängen von einem wackeligen Zeugen oder einer schlechten Kette von Beweisen ab. Das ist bei Wollaton nicht der Fall.”

Dr. Young seine Begeisterung ist durchaus nachvollziehbar. Aber ob die Kinder von einst fast vier Jahrzehnte nach diesen angeblichen Begegnungen noch wirkliche Erinnerungen daran haben? Sei es jetzt ein abgesprochener Witz der Kinder oder eine wie auch immer zu erklärende reale Begegnung gewesen:  Welcher Mensch im Alter von beispielsweise 50 Jahren, erinnert sich noch wahrheitsgetreu an ein Erlebnis, dass er mit zehn Jahre hatte?

Aber die Geschichte von 1979 ist nicht allein im Wollaton Park, was die Story wiederum für Jäger des Phantastischen spannend macht.

Ein Park der Gnome?

In ihrem Buch “Seeing Fairies” berichtet die Autorin Marjorie T. Johnson über zahlreiche Begegnungen mit solchen Wesen. In “den verlorenen Archiven der Fairy Invesigation Society” suchte und fand Johnson “authentische Berichte über Feen in modernen Zeiten” und veröffentlichte diese 2014. Das Vorwort schrieb übrigens Dr. Simon Young.

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Tatsächlich gab es bis in die 1990er diese “Fairy Investigation Society” in Großbritannien, die sogar Meetings organisierte und deren prominentestes Mitglied wohl Filmemacher Walt Disney war.

In “Seeing Fairies” beschreibt Johnson die Begegnung einer Jean E. Dixon, die vor den sechs Kindern 1979 in dem ominösen Park ebenso seltsame Zwerge gesehen haben will. Dazu heißt es:

Sie ging alleine in einer nachdenklichen Stimmung, als sie sich der Gegenwart der Gnome bewusst wurde, die ihr gerne einige der verschiedenen Szenen und Gegenstände, die sie begeisterten, zeigen wollten. Jean sieht die Gnome nicht, bekommt aber Geschenke von ihnen: Federn usw. “

Auch im Jahr 1900 soll es zu einer unheimlichen Begegnung in diesem Park gekommen sein. Eine Frau mit Namen C. George aus Stapleford ging an dem Park vorbei und begegnet dort plötzlich gut gelaunten “Mini-Polizisten”:

Sie ging gerade an den Toren des Wollaton Parks vorbei, als sie sah, dass dort einige, wie Polizisten gekleidet, ,kleine Männer’ waren , die im Eingang der Lodge standen. Sie lächelten und sahen sehr glücklich aus.

,Sie hatten keine Flügel und soweit ich mich erinnern kann, waren sie zwischen drei und drei Fuß hoch’, so der Bericht. Sie erinnerte sich auch Feen gesehen zu haben, die um den See im Park herumtanzenden.

Jetzt kann man von solchen Schilderungen halten, was man will. Dennoch ist es erstaunlich, dass die sechs Kinder 1979 eben nicht die einzigen Menschen waren, die an oder im Wollaton Park etwas beobachte haben wollen.

Vater Abraham und die “Schümpfe”

Ist es denkbar, dass die Schulkinder vor 40 Jahren von diesen seltsamen Geschichten um den Park gehört haben und dies zu Anlass nahmen, ihre Gnom-Begegnung zu erfinden? Winzlinge mit langen Bärten und Zipfelmützen, die mit fast 200 Stundenkilometern in Miniaturautos über Wald und Wiese rasen, kling schon mehr als nur etwas klischeehaft.

Die Schlümpfe von 1979 - Inspiration für die 6 Kinder
Die Schlümpfe von 1979 – Inspiration für die 6 Kinder?

Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang auch ganz interessant, war ein Jahr vor der Sichtung der Kinder in Großbritannien, also 1978, “up to date” war. Es war der niederländische Musiker “Vater Abraham” mit seinem Lied  “Father Abraham in Smurfland”, der englischen Version des bekannten Schlupflides. 1978 war es in England 11 Wochen in den Charts.

Nicht minder interessant ist auch die Tatsache, dass die aus Belgien stammenden “Schlümpfe” damals unlängst ihren Siegeszug antraten. Der Film “The Smurfs and the Magic Flute” feierte am 7. September 1976 in Belgien Premiere und in Großbritannien – 1979. Ebenfalls 1979 erschien passend zu den “Schlümpfen” bzw. “Smurfs”, wie sie englisch heißen, von Anthea Bell auch das Comicbuch zu dem Film in Großbritannien.

Bis heute begeistern sich bekanntlich viele Kinder an den Geschichten der “Schlümpfe”. Ob und wie aber die sechs Kinder 1979 irgendwie durch den Kinofilm und das entsprechende Comicbuch mit den blauen Zwergen zu ihrer Geschichte ermutigt wurden, ist natürlich auch nur eine Spekulation …

Euer Jäger des Phantastischen

Lars A. Fischinger

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